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SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Der Himmel leuchtet dunkel orange. Über den Dächern und Straßen liegt dichter Rauch. Die Sonne, auf die in der Bucht von San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien normalerweise Verlass ist, hat gegen den Nebel kaum eine Chance. Am Mittwoch (Ortszeit) will es hier nicht richtig hell werden, wie Aufnahmen zeigen. "Apokalyptisch" beschreiben Anwohner die Stimmung in der Stadt. Starke Winde haben Asche aus den Waldbrandgebieten im Norden Kaliforniens über das Land getragen und den Himmel in der Metropolregion verdunkelt.

So ziemlich alle ihre Kunden hätten "eine Apokalypse im Kopf", sagte die Angestellte eines Cafés in San Francisco, Leah Lozano, dem "San Francisco Chronicle" am Mittwoch. "Das ist eine Metapher für unsere gegenwärtige Notlage."

Allein in Kalifornien kämpften am Mittwoch 14 000 Feuerwehrleute gegen 28 größere Waldbrände an. In diesem Jahr wurde in Kalifornien bereits eine Rekordfläche von mehr als 10 000 Quadratkilometern Land zerstört. Nach Angaben der Behörde kamen hier in den vergangenen Wochen acht Menschen ums Leben. Drei weitere Leichen seien am Mittwoch gefunden worden. Die Flammen sollen Tausende Häuser zerstört und viele Menschen in die Flucht getrieben haben. Starke Winde haben neue Feuer entfacht.

Inzwischen haben sich die Brände auch auf die anderen beiden Westküstenstaaten Oregon und Washington ausgebreitet. Die Gouverneurin von Oregon, Kate Brown, bezeichnete die Brände in ihrem Bundesstaat am Mittwoch als "beispiellos". Rund 1200 Quadratkilometer an Fläche stünden derzeit in Flammen. "Wir rechnen mit großen Verlusten, sowohl was die Gebäude als auch die Menschenleben angeht", sagte Brown bei einer Pressekonferenz. Dies könne der größte Verlust an Menschenleben und Eigentum aufgrund von Waldbränden in der Geschichte des Bundesstaates werden.

In Oregon loderten am Mittwoch der Zeitung "The Oregonian" zufolge mehr als 40 Brände, Tausende Feuerwehrleute waren demnach im Einsatz. Hohe Temperaturen, Trockenheit und starke Winde befeuerten die Brandherde. Wegen des sogenannten Almeda-Feuers nahe der Stadt Ashland mussten nach Behördenangaben mehr als 15 000 Anwohner ihre Häuser verlassen. Rund 600 Gebäude wurden bereits durch den Brand zerstört, mehr als 10 000 weitere sind durch die Flammen bedroht. Es gab Berichte zu möglichen Todesopfern, die sich jedoch bei deren Zahl und Identität widersprachen.

"Es ist apokalyptisch, das ist es wirklich", sagt Kate Kenney, die vor dem Feuer aus ihrem Zuhause in der Nähe des Flusses McKenzie in Oregon fliehen musste, der "Washington Post". "Dieses Feuer hat alles weggeblasen und so viel zerstört. Ich habe gehört, dass mit meinem Haus wahrscheinlich alles in Ordnung ist. Aber wie fühlt es sich an, wenn ich zu verkohlten Ruinen um mich herum zurückkehre?"

In Kalifornien hatte sich das sogenannte North Complex Fire am Mittwoch rasch ausgebreitet und Tausende Menschen in die Flucht geschlagen. Nach Angaben der Feuerwehr sind dort 2000 Gebäude beschädigt worden oder ganz abgebrannt. Die Brände in Butte County toben in der Nähe der Ortschaft Paradise, die im November 2018 von dem sogenannten Camp Fire fast völlig zerstört worden war. 85 Menschen starben damals, Zehntausende wurden obdachlos.

Weiter südlich im Gebirge der Sierra Nevada griff das seit Freitag wütende Creek Fire weiter um sich. Auf einer Fläche von mehr als 675 Quadratkilometern zerstörte der Waldbrand bereits mehr als 60 Häuser und war am Mittwoch zu null Prozent unter Kontrolle, wie die Feuerwehr erklärte.

Verantwortlich für den orangefarbenen Rauch in der Region um San Francisco sind die zum Teil gewaltigen Wald- und Buschbrände in der Region. Starke Winde hätten die Asche über das Land getragen und den Himmel vielerorts verdunkelt. Die Partikel streuen blaues Licht und lassen nur gelb-orange-rotes Licht an die Oberfläche, erklärt die Behörde für Luftqualität in San Francisco auf Twitter.

Im Bundesstaat Washington kam Medienberichten zufolge ein einjähriges Kind ums Leben, seine Eltern wurden mit schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht. Wie der Sender ABC unter Berufung auf den Sheriff des Bezirks Okanogan meldete, hatte die Familie auf der Flucht vor dem sogenannten Cold Springs Fire mit dem Auto ihr Grundstück verlassen. Angehörige meldeten die drei am Dienstag als vermisst. Die Familie sei am Mittwoch dann am Ufer des Flusses Columbia gefunden worden, ihren - später ausgebrannten - Wagen hätten sie verlassen. Inzwischen habe das Feuer dort eine Fläche von rund 660 Quadratkilometern zerstört. Im gesamten Bundesstaat sei eine Fläche von fast 2000 Quadratkilometern betroffen./mub/trö/DP/nas