Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom gibt am Donnerstag, 5. August die Ergebnisse zum ersten Semester 2021 bekannt. Insgesamt sechs Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2021E
(in Mio Fr.)   AWP-Konsens      H1 2020A 

Umsatz             5552            5443   
EBITDA             2225            2208  
Reingewinn         1007             736  

FOKUS: Nach dem starken Start ins Geschäftsjahr 2021 rechnen die Analysten mit einem weiteren Aufwärtstrend bei der Swisscom. Umsatz und EBITDA dürften leicht zulegen. Der Halbjahres-Reingewinn dürfte dank dem satten Plus im Startquartal deutlich höher ausfallen. In den ersten drei Monaten hatte der Branchenprimus wegen Sondereffekten einen Gewinnsprung von 62 Prozent auf 638 Millionen Franken gemacht. Auch im zweiten Quartal rechnen Analysten mit mehr Umsatz dank der italienischen Breitbandtochter Fastweb. Die Einnahmen dürften vom wieder anziehenden Roaminggeschäft nach dem Einbruch im Vorjahr profitieren. Zudem dürfte sich erstmals die Glasfaserkooperation mit Salt positiv bemerkbar machen. Weiterhin Gegenwind kommt dagegen von der aggressiven Preisstrategie von Konkurrentin Sunrise UPC.

Ausserdem stehen im Fokus des Interesses Angaben zu den Klagen der Wettbewerber vor der Weko (s. pro memoria) und dem Stand des 5G-Ausbaus in der Schweiz und Italien. Auf der Kostenseite wird sich die Abschaltung der 2G-Technologie bemerkbar machen. Analysten rechnen mit einer Bestätigung des Gesamtjahresausblicks.

ZIELE: Die Swisscom hat Ende April die Ziele für das Gesamtjahr 2021 nach oben angepasst. Neu erwartet der Konzern einen Umsatz von 11,3 Milliarden Franken, nachdem er zuvor rund 11,1 Milliarden Franken angepeilt hatte. Beim EBITDA rechnet die Swisscom neu 4,3 bis 4,4 Milliarden (zuvor rund 4,3 Milliarden). Zum EBITDA soll Fastweb 0,8 Milliarden Euro beisteuern. Unverändert bleibt die Dividende bei 22 Franken, wenn die Ziele erreicht werden. Die Investitionsziele wurden leicht auf 2,2 bis 2,3 Milliarden Franken gesenkt (zuvor rund 2,3 Milliarden). Davon sollen rund 1,6 Milliarden Franken in der Schweiz investiert werden und 0,6 Milliarden Euro bei Fastweb.

PRO MEMORIA: Drei Internetanbieter haben Mitte Juli Anzeige gegen die Swisscom bei der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) eingereicht. Init7, SolNet und Ticinocom werfen dem Telekomkonzern den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung und Dumpingpreise vor. Die neuen Angebotspreise für die Swisscom-Endkunden seien so tief, dass Wettbewerber, die das Breitbandnetz der Swisscom nutzen, keine kostendeckende Angebote mehr bieten könnten. Die Weko soll nun die Swisscom zu Senkungen der Vorleistungspreise verpflichten. Die Swisscom biete ihren Kunden etwa neu ein Angebot von 10 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) für 39 Franken im Monat an. Damit bleibe der Konkurrenz nur noch eine Bruttomarge von 1,12 Franken. Nach Ansicht der Internetprovider dürfte der Vorleistungspreis 22 Franken nicht übersteigen. Die Swisscom erachtet die Vorwürfe als unbegründet, da es sich bei den Angeboten um Sonderaktionen handle.

Swisscom-Chef Urs Schaeppi hat sich Mitte Juli für den stundenlangen Ausfall der Notfall-Rufnummern während der heftigen Unwetter mit zahlreichen Polizei- und Feuerwehreinsätzen in der Schweiz in der Vorwoche bei den Feuerwehrleuten und allen betroffenen Personen entschuldigt. Der Netzausfall habe ihn erschüttert, sagte Schaeppi in einem Interview mit der NZZ. Die Swisscom werde alles daran setzen, solche Ausfälle künftig zu verhindern. Das Thema habe Top-Priorität. Zur Ursache für die jüngste Panne sagte Schaeppi, die Swisscom habe ein Netzelement einer Telefonie-Plattform für Geschäftskunden gewartet. Ein Software-Update habe zu einem Fehlverhalten geführt und einen Dominoeffekt ausgelöst. Schaeppi widersprach der These, Sparprogramme hätten sich negativ auf die Netzqualität ausgewirkt. Für den Bund sind solche Fälle "nicht akzeptabel". Auch aus der Politik wurd die Kritik an der Betreiberin Swisscom wieder lauter.

Weiter hat das Bundesverwaltungsgericht eine Sanktion der Wettbewerbskommission gegen die Swisscom wegen Missbrauchs der Marktmacht bestätigt. Das Gericht hat den Betrag jedoch um 0,5 auf rund 7,4 Millionen Franken gesenkt. Die Wettbewerbskommission (Weko) hatte die Sanktion im Zusammenhang mit der Ausschreibung der Post für die Einrichtung und den Betrieb eines Telekomnetzwerks ausgesprochen, mit dem alle Poststellen miteinander verbunden sind. Laut dem Urteil hat die Swisscom nicht nur gegenüber Sunrise, sondern auch gegenüber der Post unangemessen hohe Preise erzwungen. Die Swisscom hat angekündigt, das Urteil ans Bundesgericht weiterzuziehen.

Radicant, der neue Finanzdienstleister der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), setzt künftig auf die Swisscom und Finnova als Technologie- und Outsourcingpartner. Finnova liefert die Bankensoftware, die Swisscom als cloudbasierte Banking-Lösung mit weiteren Umsystemen betreiben und weiterentwickeln wird. Die Swisscom wird für Radicant ausserdem standardisierte Geschäftsprozesse wie Zahlungsverkehr und Wertschriftenaktionen abwickeln und die Valorendaten bewirtschaften.

Die Swisscom wird ab der Saison 2022/23 nicht mehr Hauptsponsor des Schweizerischen Skiverbands Swiss-Ski sein. Die Swisscom hat den im April 2022 auslaufenden Vertrag nicht erneuert. Sunrise UPC hatte Anfang Juni den Branchenprimus überboten. Somit wird im Jahr 2022 das über 20jährige Engagement der Swisscom bei Swiss-Ski zu Ende gehen.

Seit Ende Mai ist der seit 2019 eingefrorene Bau neuer 5G-Antennen im Kanton Waadt wieder erlaubt. Der Staatsrat traf diesen Entscheid nach der Kontrolle der Messungen der Grenzwerte für die Antennenstrahlung.

Die Swisscom AG hat Mitte Mai eine zwölfjährige Greenbond-Anleihe im Betrag von 100 Mio Fr. mit einem Coupon von 0,25% und einem Emissionspreis von 100,030% begeben.

Die Swisscom und Ericsson haben Anfang Mai ihre Technologie-Partnerschaft im Mobilfunkbereich erweitert. Das neue Engagement konzentriert sich auf die Umstellung des 5G Live-Netzes der Swisscom auf den 5G-Standalone-Modus mit Cloud-nativem Dual-Mode-5G-Core.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie hat hat seit Mai ihren Rückstand gegenüber dem Leitindex SMI aufgeholt und am Mittwoch (4.8.) ein neues Jahreshoch von 550,60 Franken erreicht. Im bisherigen Jahresverlauf hat der Kurs um knapp 15 Prozent zugelegt, während der SMI um knapp 14 Prozent gestiegen ist.

Homepage: www.swisscom.ch

jl/jb