Zürich (awp) - Der Telekomkonzern Swisscom veröffentlicht am Donnerstag, 30. April die Ergebnisse zum ersten Quartal 2020. Zum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Q1 2020E
(in Mio Fr.)      AWP-Konsens     Q1 2019A   

Umsatz               2'760          2'860         
EBITDA               1'091          1'119          
Reingewinn             359            383               
 

FOKUS: Telekomanbieter wie die Swisscom leiden im Vergleich zu Firmen aus anderen Branchen nur wenig unter der Coronavirus-Pandemie. Zwar dürften laut Analysten weniger Geräte verkauft worden sein und die Roamingeinnahmen dürften aktuell sinken. Doch dies sind bekanntlich Geschäftsfelder mit geringer Marge.

Auf der anderen Seite tun sich neue Geschäftsmöglichkeiten auf. So funktioniert Homeoffice nur, wenn die Telefon- und Internetinfrastruktur funktioniert. Der eine oder andere (Firmen-)Kunde dürfte derzeit über ein Upgrade seiner Infrastruktur nachdenken.

Details dazu werden bei der Zahlenvorlage im Zentrum des Interessens stehen. Dies gilt für das Schweizer Kerngeschäft, das knapp vier Fünftel zum Umsatz beisteuert.

Noch mehr interessieren die Folgen des Corona-Desasters für das Italien-Geschäft (Fastweb), weil das südliche Nachbarland bekanntlich weitaus stärker unter Corona leidet.

In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, ob und wie sich das "Swisscom-typische" Geschäftsmuster fortgesetzt hat: Die Swisscom verliert bekanntlich seit einiger Zeit in der Schweiz wegen des härteren Wettbewerbs und verändertem Kundenverhalten (z.B. Verzicht auf Festnetz) an Umsatz, legt dafür in Italien aber zu.

Alles in allem erwarten die Analysten im Schnitt für das erste Quartal einen um 3,5 Prozent rückläufigen Umsatz und einen 2,5 Prozent tieferen EBITDA. Somit wäre die Gesellschaft etwas profitabler geworden. Bekanntlich läuft bei der Swisscom ein Sparprogramm, das die Kosten 2020, 2021 und 2022 um je 100 Millionen senken soll. Im 2019 hatte die Swisscom in der Schweiz 519 Vollzeitstellen gestrichen.

Wieder mehr als auch schon sind die Wechselkurse ein Thema, weil der Franken gegenüber der Kalkulation von Anfang Jahr stärker geworden ist. Ob dies zu einer Anpassung der Guidance führt, wird sich weisen.

Erwartet wird ausserdem ein Statement von CEO Urs Schaeppi zum aktuellen Stand bei 5G. Bisher nämlich liess sich der Marktführer im Gegensatz zu Sunrise und Salt nicht zu den neusten Plänen des Bundes vernehmen - was laut bösen Zungen auch mit der Besitzerstruktur rsp. dem Mehrheitsanteil der Eidgenossenschaft an der Swisscom zu tun haben könnte. Sunrise und Salt kritisierten die neusten Pläne scharf, weil sie zu einer Verzögerung des 5G-Ausbaus führten.

ZIELE: Swisscom peilt für 2020 einen leicht tieferen Umsatz von rund 11,1 Milliarden an. Der EBITDA soll bei rund 4,3 Milliarden zu liegen kommen, die Investitionen bei rund 2,3 Milliarden. Bei Erreichen der Ziele soll die Dividende unverändert 22 Franken je Aktie betragen.

Zum Vergleich: 2019 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 11,45 Milliarden Franken und einen EBITDA von 4,36 Milliarden.

Im Schweizer Kerngeschäft sind für 2020 ein Umsatz von rund 8,7 Milliarden Franken, ein EBITDA von 3,5 Milliarden und Investitionen von rund 1,6 Milliarden budgetiert, in Italien ein Umsatz von 2,3 Milliarden Euro, ein EBITDA von 0,8 Milliarden und Investitionen von 0,6 Milliarden.

PRO MEMORIA: Anfang März verkündete das Unternehmen, dass es wegen Corona eine steigende Nachfrage nach Live-Videostreams feststelle. Kurze Zeit später hiess es zudem, die Netze würden wegen Homeoffice viel stärker beansprucht - wobei es vereinzelt auch zu Kapazitätsengpässen gekommen sei.

Auf die Coronavirus-Krise reagierte das Unternehmen dann mit einer Reihe von Massnahmen: So stellte es zusätzliches Datenvolumen, Roaminggutschriften oder Homeoffice-Lösungen zur Verfügung. Rund die Hälfte der Shops blieb während der behördlichen Teilstillegung zudem offen. Seit dem (gestrigen) Montag haben 90 Prozent der Läden wieder geöffnet.

Schon im Februar hatte es geheissen, dass angesichts des explodierenden Datenverkehrs und der Aufrüstung der Konkurrenz das Glasfasernetz massiv ausgebaut werde. Bis Ende 2025 sollen 1,5 Millionen weitere Haushalte und Geschäfte an die ultraschnelle Datenautobahn direkt angeschlossen werden. Somit solle die Abdeckung mit Glasfasern bis in Wohnungen und Geschäfte (im Fachjargon FTTH genannt) gegenüber heute verdoppelt werden. Der Ausbau finde nicht nur in den Städten, sondern auch in ländlichen Gebieten statt.

Im Februar kündigte die Swisscom an, dass man sich mit den beiden Gewerkschaften Syndicom sowie Transfair auf die Einführung eines Altersteilzeitmodells verständigt habe. Damit können über 58-jährige Angestellte ihr Pensum auf eigenen Wunsch reduzieren, wobei die Swisscom die Renteneinbusse finanziell abfedert. Hintergrund des Programms ist das Sparprogramm.

Im April kündigte die Swisscom an, man wolle Obligationen begeben, die an einen genauen "grünen" Zweck gebunden sind - also so genannte Green Bonds.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie macht ihrem Ruf, ein defensiver Titel zu sein, während der Coronakrise alle Ehre - zumindest auf den ersten Blick. Sie notiert aktuell praktisch unverändert zum Stand von Anfang Jahr. Auf den zweiten Blick zeigen sich aber sehr wohl Ausschläge. So liegen das Jahreshoch von knapp 578 Franken (19.2.) und das Jahrestief von 447 Franken (16.3.) doch ziemlich weit auseinander.

Homepage: www.swisscom.ch

an/rw