MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chef des Münchner Labordienstleisters Synlab zeigt sich nach dem Börsendebüt seines Unternehmens zufrieden. "Uns fließen wie geplant über den Börsengang 400 Millionen Euro zu, und wir werden nun unsere erfolgreiche Geschichte weiterschreiben", sagte Mathieu Floreani am Freitag in München der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Der erste Handelstag der Synlab-Aktie in Frankfurt lief zunächst verhalten: Nach einem Start nahe dem Ausgabepreis von 18 Euro gewann die das Papier aber bis zum Mittag an Fahrt. Zuletzt stand das Papier mit mehr als zehn Prozent im Plus bei 19,88 Euro.

Nach dem vielbeachteten Börsengang von Auto1 war auch Synlab am Markt im Vorfeld viel Aufmerksamkeit geschenkt worden. Denn der Konzern und seine Altaktionäre um Finanzinvestor Cinven, die dänische Novo Holdings und den Unternehmensgründer Bartl Wimmer machten Hoffnung auf einen - trotz Pandemie - weiteren milliardenschweren Börsengang in Deutschland in diesem Jahr.

Doch die Hoffnungen zerschlugen sich zunächst: Der Ausgabepreis lag letztlich nur am unteren Ende der ursprünglich angepeilten Spanne von 18 bis 23 Euro. Während Synlab die 400 Millionen Euro garantiert sind, wurden die Altaktionäre weniger Aktien los als erhofft. Statt des zuvor angepeilten Volumens von bis zu 1,5 Milliarden Euro kam die Emission nur auf rund eine Dreiviertelmilliarde Euro. Er sei hiervon "absolut nicht enttäuscht", sagte Floreani.

In den vergangenen Jahren sei Synlab konsequent gewachsen und habe dadurch Wert für seine Aktionäre geschaffen, sagte der Manager. Dies sei auch weiterhin der Plan. Die durch den Börsengang eingenommenen Mittel sollen in die Senkung der Schulden fließen. Mittelfristig will das Unternehmen beim Umsatz jährlich um zehn Prozent zulegen, wobei 3 Prozent Wachstum aus eigener Kraft kommen sollen und der Rest aus Übernahmen. Für 2021 ist ein Umsatzsprung auf 3 Milliarden Euro geplant.

Im vergangenen Jahr hatte die Pandemie dem Konzern reichlich Rückenwind beschert, Synlab steigerte seinen Umsatz um fast 40 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Mitte Mai steht die Veröffentlichung der Zahlen für das erste Jahresviertel an. Floreani verriet nur so viel: Der Konzern habe erneut ein "solides" Quartal hinter sich.

Beobachter hatten zuletzt Zweifel daran geäußert, ob Synlab sein hohes Wachstum in den kommenden Jahren weiter halten kann. Dies galt auch als Bremsklotz bei den Vorbereitungen zum Börsenstart. Unternehmenslenker Floreani sieht das anders. Er geht zum einen davon aus, dass Covid-19 noch eine lange Zeit für Schub sorgen wird. Dabei unterstellt Synlab wie viele andere Gesundheitsexperten, dass die Krankheit künftig endemisch, also örtlich begrenzt sein wird oder sich bei einer bestimmten Population hält. "Wir werden deshalb auch in Zukunft weiter viel testen müssen", sagte Floreani.

Unterdessen bleibt Synlab auf Übernahmekurs. In der Vergangenheit habe der Konzern pro Jahr 20 bis 30 Zukäufe getätigt. Dieses Tempo soll gehalten werden, wobei Synlab früheren Angaben zufolge für Zukäufe jährlich rund 200 Millionen Euro in die Hand nehmen will. Auch in diesem Jahr verfolge der Konzern seine Expansionsstrategie weiter, sagte Floreani. Bereits in den ersten Monaten seien weitere Labore hinzugekommen.

Als Marktführer in Europa wolle Synlab in der Region das Zusammenwachsen der Branche auf dem Kontinent weiter vorantreiben. Zugleich will Synlab vor allem in Lateinamerika und Afrika weiter wachsen. Ein Zusammengehen mit einem Wettbewerber stehe derzeit hingegen nicht auf dem Plan, sagte der Synlab-Chef. Große Konkurrenten sind etwa die Labordienstleister Sonic, Unilabs, Certa und Eurofins.

Synlab ist heute mit mehr als 450 Laboren in 36 Ländern auf vier Kontinenten präsent, wobei der Schwerpunkt in Europa liegt. Das Unternehmen mit Sitz in München geht auf die 1998 von Bartl Wimmer gegründete "Vereinigung freier Laborärzte" aus Augsburg zurück. 2015 übernahm der Finanzinvestor Cinven das Unternehmen - am Markt ist von einem Kaufpreis von 1,7 Milliarden Euro die Rede - und fusionierte es mit dem zuvor ebenfalls übernommenen französischen Labordienstleister Labco.

Bereits im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass sich Cinven wieder von Synlab trennen will. Nach dem Börsengang hält der Investor nach Angaben eines Sprechers noch 45,8 Prozent an Synlab./tav/stw/jha/