FRANKFURT (dpa-AFX) - Die zuletzt sehr schwachen Aktien aus dem Immobiliensektor haben sich am Freitag stabilisiert. Die Titel von Grand City Properties zogen nach einer Kaufempfehlung der französischen Großbank Societe Generale um 6,7 Prozent an - und weckten mit diesem Optimismus wohl auch wieder Interesse an anderen Branchenwerten.

So gewannen die Papiere von TAG, LEG und Deutsche Wohnen im Index der mittelgroßen Werte MDax zwischen 4,9 und 7,1 Prozent. Bei Vonovia im Leitindex Dax reichte es für ein Kursplus von 3,5 Prozent. An der Spitze des Nebenwerteindex SDax schnellten die Anteilsscheine von Patrizia um mehr als fünf Prozent in die Höhe.

Die schnell steigenden Zinsen hatten den Branchenwerten zugesetzt. Am Vortag hatte eine überraschend deutliche Zinserhöhung in der Schweiz an den Finanzmärkten für kräftige Verluste gesorgt und den europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Real Estate auf ein Tief seit mehr als zwei Jahren gedrückt. Am Freitag erholt er sich mit einem Plus von 2,5 Prozent im Sektorvergleich besonders deutlich.

Die Kursverluste im Sektor gehen so weit, dass die Societe Generale die Grand-City-Aktie am Freitag wieder auf einem attraktiven Bewertungsniveau angekommen sieht. Obwohl Analyst Marios Pastou das Kursziel von 20,80 auf 16,70 Prozent senkte, stufte er die Papiere in einer Sektorstudie von "Hold" auf "Buy" hoch. Als Argument hieß es, die erwartete Gesamtrendite der Aktionäre (Summe von Kursgewinn und Dividende im Verhältnis zum Marktwert) sei nun wieder vielversprechend genug.

Der Börsenbrief-Autor Hans Bernecker blickt aber weiter kritisch auf die Branche, zumal die Zinsen für zehnjährige Hypotheken erstmals seit über zehn Jahren wieder ein Niveau über 3 Prozent erreicht hätten. Speziell Vonovia sieht der Experte kritisch wegen vergangener Entscheidungen, darunter die Übernahme von Deutsche Wohnen auf Rekord-Kursniveau und der Einstieg bei der strauchelnden Adler Group. Er wähnt auch die Zeit vorbei, dass Immobilienkonzerne mit Wertsteigerungen ihrer Bestandsimmobilien die Bilanzen aufhübschen können.

Immer rasantere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und ebensolche anderer Notenbanken haben den europäischen Sektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate seit dem Jahreswechsel schon 30 Prozent an Wert gekostet. "Das Geld wird global teurer, und es hat noch einen weiten Weg vor sich", sagten am Morgen die Experten der niederländischen Bank ING.

Generell wird befürchtet, dass durch steigende Zinsen Immobilienfinanzierungen teurer werden. Ferner verlieren die in der Branche besonders üppigen Dividendenzahlungen an Attraktivität, wenn Zinssparen attraktiver wird./tih/la/jha/