HAMBURG (dpa-AFX) - Die TAG Immobilien will die Übernahme des polnischen Wohnungsentwicklers Robyg zum Teil mit Geld aus einer Kapitalerhöhung finanzieren. Das Unternehmen will laut einer Mitteilung vom Freitag, mit der Ausgabe von rund 29 Millionen neuer Aktien zu je 6,90 Euro etwa 200 Millionen Euro einnehmen. Auch Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrates wollen sich an dem Schritt beteiligen. Die ohnehin angeschlagene Aktie rutschte als Reaktion auf die Nachricht auf den tiefsten Stand seit 2015.

Das im Index der mittelgroßen Werte MDax notierte Papier verlor in der Spitze am Morgen zum Kurs von 9,45 Euro fast 13 Prozent, auch gegen Mittag hatte sich die Aktie hiervon kaum erholt. Die Schwäche hat der Aktie ohnehin in diesem Jahr übel mitgespielt. Zudem stehen Immobilienwerte wegen der steigenden Zinsen unter Druck, da sie die Refinanzierung verteuern und auf die Bewertung des Immobilienbestands drücken. Gleichzeitig sind Mieterhöhungen wegen der hohen Inflation schwerer durchsetzbar: Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie des einstigen Börsenlieblings mehr als 60 Prozent verloren.

Um angesichts der zuletzt hohen Kursverluste die Summe von 200 Millionen Euro stemmen zu können, muss TAG Immobilien deutlich mehr Aktien ausgeben als bei einem höheren Aktienkurs. Damit sinkt jedoch auch der Gewinn je Aktie - die von Investoren gefürchtete Verwässerung. Finanzchef Martin Thiel verteidigte indes die Kapitalmaßnahme als die "angemessenste und solideste Form, zusätzliches Eigenkapital aufzunehmen".

Der Konzern hatte die Ende 2021 angekündigte Robyg-Übernahme mit einer Brückenfinanzierung über 650 Millionen Euro gestemmt, die nun mit der Kapitalerhöhung teilweise getilgt werden soll. Dabei sollen pro 101 bestehender Aktien 20 neue ausgegeben werden. Die Bezugsrechte für die neuen Aktien sollen laut Mitteilung wohl vom 12. bis 20. Juli gehandelt werden, die Bezugsfrist endet voraussichtlich aber erst am 25. Juli.

Mit einer Ausnahme planen den Angaben zufolge auch alle Mitglieder des Vorstandes und Aufsichtsrates ihre Bezugsrechte auszuüben, die bisher bereits im direkten oder indirekten Besitz von Anteilen gewesen seien. Nicht bezogene Aktien sollen später in einer Privatplatzierung oder am Markt veräußert werden. Das Grundkapital steige durch die Maßnahme um rund 19,8 Prozent, hieß es vom Unternehmen weiter. Der erste Handelstag der neuen Papiere im Rahmen der bereits bestehenden MDax-Notierung ist nach dem Eintrag in das Handelsregister für den 28. Juli vorgesehen.

TAG Immobilien hatte mit dem Kauf des größten polnischen Immobilienentwicklers Robyg seine Marktpräsenz in dem Land gestärkt. Mit der Übernahme hatten sich die Hanseaten früheren Angaben zufolge Zugriff auf Wohnungsprojekte mit rund 25 500 Einheiten in der Hauptstadt Warschau und weiteren polnischen Großstädten gesichert./tav/mis/jha/