Thyssenkrupp will mit dem Abbau von 3000 Arbeitsplätzen und zugleich massiven Investitionen die Stahlsparte in den Mittelpunkt der künftigen Strategie stellen.

In der Nacht zu Mittwoch vereinbarte das Management mit den Arbeitnehmervertretern hierzu einen neuen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von sechs Jahren. "Unser Stahlgeschäft hat das Potenzial dazu, den europäischen Wettbewerb anzuführen", betonte Vorstandsmitglied Klaus Keysberg. Im laufenden Jahr sei die Entwicklung der Stahlsparte jedoch enttäuschend. "Mit der Restrukturierung, mit der wir jetzt unverzüglich beginnen, werden wir unsere Kostenposition deutlich verbessern. Die vorgesehenen Investitionen helfen uns dann, unsere Markt- und Technologieposition auszubauen."

Nach dem Verkauf der lukrativen Aufzugssparte sucht der schwächelnde Traditionskonzern nach einer neuen Strategie. Experten zufolge hat Thyssenkrupp lediglich im Stahlgeschäft eine Größe, um im internationalen Geschäft auf Dauer mitzumischen. Allerdings ist das Werkstoffgeschäft sehr konjunkturanfällig und stark auf die derzeit kriselnde Automobilindustrie ausgerichtet. Thyssenkrupp erwartet eine weitere Konsolidierung der Branche in Europa und will dabei eine Führungsrolle einnehmen. Zunächst muss der Konzern aber die Sparte auf Vordermann bringen.

Rund 3000 Arbeitsplätze sollen bis 2026 sozialverträglich abgebaut werden, davon 2000 in den nächsten drei Jahren. Für sechs Jahre werde daneben die Sicherung der Beschäftigung zugesagt. In der Verwaltung sollen 1.000 Jobs wegfallen. 800 Stellen sind im Bereich Grobblech betroffen. "Dort sieht Thyssenkrupp keine Entwicklungsperspektive innerhalb der Unternehmensgruppe." Hinzu komme ab 2022 der Abbau von weiteren rund 1.200 Stellen durch die Optimierung des Produktionsnetzwerks. Die Strategie sehe zudem einen zusätzlichen Investitionsrahmen von insgesamt rund 800 Millionen Euro über sechs Jahre vor, der die bereits in der Planung enthaltenen jährlichen Investitionen von 570 Millionen ergänze. Am Markt kamen die Pläne gut an. Die zuletzt schwer gebeutelte Aktie legte zeitweise um mehr als 20 Prozent zu.

KURZARBEIT WEGEN CORONA - JOBS SOLLEN GESICHERT WERDEN

Die Vereinbarung für die rund 27.000 Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel Europe war notwendig geworden, nachdem die Pläne für eine Stahlfusion mit Tata Steel Europe 2018 gescheitert waren. Vor dem Aus hatte die IG Metall mit dem Vorstand einen Zukunftsvertrag vereinbart, der weitreichende Zusagen für die Sicherung der Standorte und Beschäftigung vorsah. Der Vertrag war aber an den Tata-Deal geknüpft. Die nun genannte Zahl von 3000 wegfallenden Jobs liegt etwas über der bereits bislang bekannten Größenordnung von etwa 2800. Der IG Metall zufolge wird der Grobblechbereich in Duisburg-Hüttenheim spätestens Ende kommenden Jahres geschlossen, sollte nicht vorher ein Käufer gefunden werden. "Für uns war und ist wichtig, dass diese Anpassungen sozialverträglich und fair vonstattengehen", betonte die Gewerkschaft. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende März 2026 ausgeschlossen.

Die Parteien vereinbarten auch Regelungen für die Folgen der Corona-Krise. Danach sollen Betriebe von Thyssenkrupp Steel Europe im Falle von Kurzarbeit die Summe des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent aufstocken. "Wir werden an vielen Standorten in den nächsten Wochen in Kurzarbeit gehen müssen", sagte Personalvorstand Oliver Burkhard. Betroffen seien zunächst die produktionsnahen Bereiche, aber auch die Verwaltung. "Auch wenn uns die Arbeit ausgeht, versuchen wir, alle in Arbeit zu halten. Damit wir nach der Krise durchstarten können."