(Neu: Aktueller Kurs, Analysten-Einschätzung.)

GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Finanzinvestor Permira hat sich wie erwartet von weiteren Anteilen des Softwareanbieters Teamviewer getrennt. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Börsengang und bereits drei Platzierungen im vergangenen Jahr verkaufte Permira am Dienstagabend 13,2 Millionen Stück oder knapp sieben Prozent der Anteile des Spezialisten für Fernwartungssoftware. Die Papiere wurden für 44,50 Euro je Aktie platziert, wie Permira am Dienstag nach Börsenschluss in Luxemburg mitteilte. Der Erlös beträgt damit knapp 600 Millionen Euro.

Damit summieren sich die Einnahmen Permiras aus Aktienverkäufen durch den Börsengang und danach auf rund 5,4 Milliarden Euro. Das Paket von rund 20 Prozent der Anteile, das Permira noch hält, ist derzeit fast zwei Milliarden Euro wert. Permira hatte Teamviewer erst 2014 für rund 870 Millionen Euro gekauft und dann im Herbst 2019 an die Börse gebracht. Beim größten deutschen Tech-Börsengang seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende konnte der Investor 2,2 Milliarden Euro erlösen.

Das Unternehmen Teamviewer ist einer der Gewinner der Corona-Krise. Die Göppinger profitieren von einer hohen Nachfrage nach Fernwartungs- und Homeoffice-Software. Die Aktie legte seit Mitte Februar vergangenen Jahres um fast 50 Prozent zu, auch wenn das Papier das Rekordniveau aus dem Sommer nicht halten konnte. Mit dem Anstieg gehört die Aktie zu den größten Gewinnern im MDax. Am Mittwochvormittag legte das Papier trotz der Platzierung um rund zwei Prozent auf den höchsten Stand seit Sommer zu.

Erstzeichner des Börsengangs können sich über ein Kursplus von fast 80 Prozent freuen. Neben dem Investor Permira und den Aktieninvestoren zählen auch Konzernchef Oliver Steil und Finanzvorstand Stefan Gaiser zu den Gewinnern des Börsengangs. Wegen des Erfolgs des Unternehmens am Kapitalmarkt bekamen sie 2019 eine Vergütung von 41 Millionen Euro beziehungsweise 21 Millionen Euro - einen Großteil davon direkt von Permira.

Das Unternehmen hatte erst Anfang Februar mitgeteilt, dass die Erlöse wegen der anhaltend hohe Nachfrage bald die Milliardenmarke knacken sollen. Die Rechnungsstellungen (Billings) sollen 2023 unter anderem dank zusätzlicher Produkte und kleinerer Übernahmen bis auf eine Milliarde Euro steigen. Im vergangenen Jahr war dieser Wert unter anderem wegen einer hohen Nachfrage infolge der Corona-Pandemie währungsbereinigt um 44 Prozent auf 460 Millionen Euro geklettert.

Im laufenden Jahr sollen die sogenannten Billings, eine Kennziffer für die in den kommenden zwölf Monaten erwarteten Einnahmen, auf 585 bis 605 Millionen Euro zulegen. Währungsbereinigt soll es hier ein Plus von 29 bis 33 Prozent geben. Der bilanziert Umsatz soll dagegen nur um bis zu ein Fünftel auf 540 Millionen Euro steigen. 2020 hatte der Umsatz um 17 Prozent auf 456 Millionen Euro zugelegt.

Da das Unternehmen vor dem Börsengang im Herbst 2019 auf das in der Branche deutlich erfolgreichere Abomodell umgestellt hatte, liegt das Wachstum des bilanzierten Umsatzes derzeit unter dem der Billings. Dies soll sich aber bald ändern. Es werde erwartet, dass sich das Umsatz-Plus ab 2022 dem Billings-Wachstum angleichen wird.

Teamviewer geht zudem davon aus, dass die hohe Profitabilität trotz des steigenden Anteils des Geschäfts mit Großkunden im laufenden Jahr gehalten werden kann. So soll die Marge auf Basis des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 55 und 57 (2020: 56,8) Prozent liegen. Dies ergibt rechnerisch ein operatives Ergebnis zwischen knapp 322 Millionen und 345 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr zog das bereinigte Ebitda um 44 Prozent auf 261 Millionen Euro an. Unter dem Strich verdiente Teamviewer mit 102 Millionen Euro etwas weniger als vor einem Jahr - Grund dafür waren vor allem deutlich höhere Steuerzahlungen. Mit den 2020er-Zahlen lag das Unternehmen beim Umsatz etwas unter der Erwartung der Experten. Das operative Ergebnis fiel dagegen etwas besser als prognostiziert aus.

Einige Experten wie der Goldman-Sachs-Analyst Mohammed Moawalla erhöhten nach der Bekanntgabe der Zahlen und Prognosen an. Der Großteil der Analysten traut dem Papier weitere Gewinne zu - zehn der elf Experten, die seit Anfang Februar von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfasst worden sind, raten zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 57 Euro etwas über dem bisherigen Rekordhoch von 54,86 Euro im Juli 2000.

Für den Commerzbank-Analysten Florian Treisch kommt die Platzierung nicht überraschend, da die Haltefrist bereits Ende Januar ausgelaufen ist. Allerdings seien etwas weniger Papiere verkauft worden als gedacht. Seines Erachtens seien noch mindestens zwei Platzierungen nötig, bis der Finanzinvestor den kompletten Ausstieg geschafft hat.

Mit jeder Platzierung steigt der Streubesitz und damit auch die Chancen für einen möglichen Aufstieg in den Dax, wenn der deutsche Leitindex im September von 30 auf 40 Werten aufgestockt wird. Dazu müsste aber auch der Kurs noch mal deutlich anziehen. Derzeit liegt das Unternehmen mit einem Börsenwert von rund 9,5 Milliarden Euro lediglich in Lauerstellung./zb/ngu/mis