München (Reuters) - Der schwäbische Softwareanbieter TeamViewer hat seinen Nimbus als Gewinner der Corona-Krise verloren.

Im April und Mai verlangsamte sich das Wachstum so deutlich, dass die Firma aus Göppingen die Erwartungen für das Gesamtjahr drosseln musste. Die TeamViewer-Aktie stürzte nach den vorläufigen Quartalszahlen am Donnerstag im MDax um bis zu 16 Prozent ab. Mit 28 Euro lag sie nur noch knapp über dem Ausgabepreis von 26,25 Euro vom September 2019. Vor genau einem Jahr war sie fast doppelt so viel wert. Das Unternehmen gehörte zu den großen Gewinnern der Corona-Pandemie, weil seine Software den Zugriff auf andere Computer - etwa für die Fernwartung - ermöglicht.

Die abgerechneten Umsätze - bei Teamviewer Billings genannt - seien im zweiten Quartal nur noch um 15 Prozent auf 121,6 Millionen Euro gewachsen, räumte die Firma ein. Erwartet hatte man mindestens 20 Prozent Plus, im ersten Quartal waren es noch 26 Prozent. Im ersten Lockdown hätten die Kunden offenbar zu viele Lizenzen gekauft und ihre Verträge im Frühjahr wieder heruntergefahren, erklärte DZ-Bank-Analyst Armin Kremser die enttäuschende Entwicklung. Die Negativ-Nachrichten dürften aber wieder abebben. Im vierten Quartal, in dem die meisten Verträge zur Verlängerung anstünden, "sollten wir wieder eine deutliche Belebung des Wachstums sehen", schrieb Kremser.

Der Juni macht TeamViewer wieder Hoffnung. Da seien vor allem Verträge mit Großkunden hinzugekommen. Unter dem Strich zählte TeamViewer Ende Juni mit 623.000 Abonnenten 20.000 mehr als Ende März. Trotzdem werde es wohl nur für das untere Ende der Umsatzprognose reichen: Zuletzt hatte das Softwarehaus bei den Billings mit einem Plus von 27 bis 31 Prozent auf 585 bis 605 Millionen Euro gerechnet. Selbst damit habe TeamViewer im zweiten Halbjahr viel Druck, den Rückstand aufzuholen, urteilten die Analysten von JPMorgan.

Die bereinigte Umsatzrendite (Ebitda-Marge) werde in diesem Jahr zwischen 49 und 51 Prozent liegen, bekräftigte TeamViewer. Hier hatte die Firma zuletzt bereits wegen zweier kostspieliger Sponsoring-Verträge Abstriche gemacht. Im zweiten Quartal ging das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf 56,6 (Vorjahr: 57,3) Millionen Euro zurück, die Marge schrumpfte auf 47 Prozent und lag damit deutlich unter dem Wert in den ersten drei Monaten des Jahres. "Dies spiegelt die anhaltenden Wachstumsinvestitionen und die erwartete Saisonalität wider", erklärte das Softwarehaus.