BERLIN (dpa-AFX) - Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus hat den Rückgang seiner TV-Erlöse im zweiten Quartal durch Zugewinne im Großkundengeschäft nahezu ausgleichen können. Im zweiten Quartal sanken die Kernerlöse ohne Bauumsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf vergleichbarer Basis um 0,9 Prozent auf 116,4 Millionen Euro, wie das SDax-Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Tele Columbus berichtete von einem "strukturell herausfordernden Umfeld". Das Unternehmen will seine Finanzierung nun auf neue Füße stellen.

Dabei bestätigte der Vorstand seine Geschäftsprognose für das Gesamtjahr 2020. Demnach soll der Umsatz etwa 465 bis 475 Millionen Euro erreichen, und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dank sinkender Einmalaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf 225 bis 230 Millionen Euro steigen. Allerdings könnten einmalige Kosten im Zusammenhang mit der derzeit laufenden strategischen Überprüfung auftreten.

Konzernchef Daniel Ritz, der erst seit Anfang Februar im Amt ist, kündigte zudem für das vierte Quartal ein umfassendes Finanzierungsupdate an. Derzeit arbeite das Unternehmen mit Beratern an einer langfristigen Finanzierungsstruktur für den Konzern, hieß es. Dabei gehe es um eine nachhaltige Kapitalstruktur und die Finanzierung der Wachstumspläne. Unter dem Strich steckte Tele Columbus im ersten Halbjahr immer noch mit 20,8 Millionen Euro in den roten Zahlen, konnte den Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber um fast ein Drittel verringern.

Laut Händlern an der Börse fielen die Zahlen im zweiten Quartal wie erwartet aus. Dass das Unternehmen seine Prognose lediglich bestätige, bleibe jedoch leicht hinter den Erwartungen zurück. Am Dienstagmorgen ging es für die Tele-Columbus-Aktie um 6,5 Prozent auf 3,745 Euro nach unten. Seit dem Corona-Tief bei unter 2 Euro hatte sich der Kurs bis zuletzt stetig erholt.

"Die knappen Aussagen zur Strategie könnten einige am Markt enttäuschen", vermutete Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Nach entsprechenden Medienberichten habe man aber damit rechnen können. Eine Kapitalerhöhung bei Tele Columbus sei unwahrscheinlich, denn sie benötige eine Dreiviertelmehrheit der Aktionäre. Wahrscheinlicher sei der Verkauf einer Beteiligung.

Das berichtete Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg laut Mitteilung im zweiten Jahresviertel deutlich um gut 13 Prozent auf 57,1 Millionen Euro. Tele Columbus machte hierfür niedrigere Einmalaufwendungen und geringere Betriebskosten verantwortlich. "Wir machen weitere Fortschritte, wie die solide operative Leistung im zweiten Quartal zeigt", sagte Konzernchef Ritz.

Die Corona-Krise beeinträchtigte das Geschäft laut Unternehmensangaben hingegen kaum. Zwar seien im zweiten Quartal Projekt verschoben worden. Allerdings sei dies von einer Steigerung der Hardware-Verkäufe ausgeglichen worden.

Der Gesamtumsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres lag 3,3 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum bei 238,4 Millionen Euro. Das Ebitda stieg um 15 Prozent auf 112,6 Millionen Euro. Damit befand sich das Unternehmen auf Kurs zum unteren Ende der für das Gesamtjahr angepeilten Spanne von 225 und 230 Millionen Euro.

Zu den Gesamterlösen trug das TV-Segment im ersten Halbjahr weiterhin mehr als die Hälfte der Gesamterlöse bei, wobei die Umsätze im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 leicht zurückgingen. Das Geschäft mit Internet und Telefonie legte hingegen zu und steht nun für etwas mehr als ein Drittel der Umsätze des Kabelnetzbetreibers.

Ende 2019 war die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet mit rund 12 Prozent bei Tele Columbus eingestiegen. Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet ist mit knapp 30 Prozent größter Aktionär./ssc/stw/men