FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem zunächst schwächeren Start in den Tag halten sich die europäischen Aktienmärkte am Dienstag im Verlauf knapp im Plus. Der Handel verläuft mit Blick auf den anhaltenden Angriffskrieg Russlands auf seinen Nachbarn Ukraine weiter extrem nervös. Während der Abgabedruck bereits am Vortag abgeflaut war, wird von kleineren Käufen langfristiger Investoren berichtet, die momentan zur Stabilisierung beitrügen. Je nach Nachrichtenlage könnte der Verkaufsdruck allerdings auch schnell wieder zunehmen.

Der DAX legt um 0,1 Prozent auf 12.851 Punkte zu, der Euro-Stoxx gewinnt 0,1 Prozent auf 3.515 Punkte. Für Verunsicherung sorgt der steigende Ölpreise, nachdem nun auch Russland seinerseits ein Embargo für Ölexporte thematisiert hat, nachdem am Wochenende aus den USA eine Diskussion angestoßen worden war, keine Energie mehr aus Russland zu beziehen. Bislang ist der Energiebereich von den Sanktionen noch weitgehend unberührt. Russland steht für 45 Prozent der europäischen Gasimporte und diese sind nur schwer zu ersetzen. Brent-Öl kostet aktuell wieder rund 5,5 Prozent mehr und wird oberhalb der Marke von 130 US-Dollar gehandelt. Russlands Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak warnte vor einem Ölpreis von mehr als 300 Dollar für den Fall eines Embargos.


   Bundesanleihen schwach - Euro-Bonds geplant 

Unter Abgabedruck stehen dagegen die Bundesanleihen, die Staatsanleihen der EU-Peripherie wie auch Frankreichs engen dagegen die Zinsdifferenz gegenüber den Bunds ein. Den Grund liefert ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die EU eine große Bond-Emmission zur Finanzierung von Energie- und Rüstungsinvestitionen plane. Wie die Agentur unter Berufung auf informierten Personen berichtet, könnte der Plan nach dem informellen EU-Gipfel am Donnerstag in Versailles vorgelegt werden. Im Anleihehandel wird das als Schritt hin zu einer Vergemeinschaftung der Schulden in der EU gewertet, was auf der Kreditwüdigkeit Deutschlands laste. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren steigt um 11,4 Basispunkte auf 0,104 Prozent.


   Erwartete Stagflation stellt EZB vor schwierige Aufgabe 

Die Ölpreisrally schürt Stagflationsängste an den Börsen, zumal die grassierende hohe Inflation die Zentralbanken in die Zwickmühle bringt, die Zinsen erhöhen zu müssen, damit aber potenziell der Wirtschaft einen Dämpfer zu verpassen, die ohnehin schon von den Kriegsfolgen belastet wird.

Die Blicke richten sich nun auf die geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie das geplante Treffen der Außenminister von Russland und der Ukraine am Donnerstag. Unisono sieht man den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Dabei geht es darum, ob nun Maßnahmen gegen die sehr hohe Inflation ergriffen werden sollten oder wegen der wachstumsdämpfenden Folgen des Ukraine-Kriegs lieber noch abgewartet werden sollte. Analysten sind so uneins wie selten im Vorfeld einer EZB-Ratssitzung. Ihre Prognosen reichen von einer rascheren Beendigung der Nettoanleihekäufe und zwei Zinsanhebungen in diesem Jahr bis zu erhöhten Anleihekäufen und einer Zinsanhebung nicht vor Mitte 2023. Generell könnte man sagen: Volkswirte glauben nicht, dass die EZB die geldpolitische Normalisierung komplett abbläst, aber wie schnell sie kommen wird, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.


   Steigende Marktzinsen stützen Bankensektor 

Ein Blick auf die Sektoren zeigt, dass die Bankentitel europaweit nach dem Abverkauf der vergangenen Tage um 3,2 Prozent zulegen, während die Gewinner der jüngsten Zeit, die Mienen-Werte, 1,8 Prozent nachgeben. Zum einen legt dies nahe, dass hier einige Investoren ihre Positionen sukzessive zurückdrehten. Bei einem Blick auf die Anleihen ist dagegen für die Banken leicht positiv zu werten, dass die Renditen erneut steigen.

Aktien von Telecom Italia (TIM) steigen nach einem Bericht in der italienischen Zeitung Il Messaggero um 6,3 Prozent. Darin wird angedeutet, dass ein Teil des Vorstands nun offen sein könnte für ein Angebot der US-amerikanischen Private-Equity-Gruppe KKR & Co. Sollte KKR immer noch an TIM interessiert sein, könnte sie nun das Risiko auf sich nehmen, aber ihr Angebot auf etwa 0,40 Euro (0,43 Dollar) pro Aktie senken, berichtet Il Messaggero. Die Analysten von Equita Sim sagen, dass alles in der Entwicklung sei und geprüft werden müsse, ob die verhandlungsbereiten Direktoren eine Mehrheit im Vorstand besäßen.

Nach Details zum Kapitalmarkttag (CMD) geht es für Danone an der Pariser Börse um 1,3 Prozent nach unten. Stifel spricht von einer Evolution statt einer Revolution des Unternehmens. Danone habe keine strukturellen Veränderungen bekannt gegeben, sondern vielmehr kleinere Portfolio-Anpassungen. Der Ausblick auf das laufende Jahr liege etwas unter den Marktschätzungen, dafür erscheine das mittelfristige bereinigte Wachstumsziel ambitioniert.

Der österreichische Maschinenbauer Andritz hat derweil besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr veröffentlicht. Die Titel verteuern sich um 8 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.514,59      +0,1%          2,37         -18,2% 
Stoxx-50                3.389,28      -0,2%         -7,49         -11,2% 
DAX                    12.851,45      +0,1%         16,80         -19,1% 
MDAX                   28.293,13      -0,2%        -49,60         -19,5% 
TecDAX                  2.927,17      -2,3%        -69,59         -25,3% 
SDAX                   13.113,58      +1,7%        218,49         -20,1% 
FTSE                    6.972,78      +0,2%         13,30          -5,8% 
CAC                     5.983,88      +0,0%          1,61         -16,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,07                    +0,09          +0,25 
US-Zehnjahresrendite        1,84                    +0,07          +0,33 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 9:00 Uhr  Mo, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0881      +0,2%        1,0859         1,0856   -4,3% 
EUR/JPY                   125,70      +0,4%        125,38         125,37   -4,0% 
EUR/CHF                   1,0104      +0,6%        1,0062         1,0063   -2,6% 
EUR/GBP                   0,8293      +0,2%        0,8295         0,8283   -1,3% 
USD/JPY                   115,47      +0,1%        115,47         115,46   +0,3% 
GBP/USD                   1,3122      +0,1%        1,3088         1,3106   -3,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,3285      +0,0%        6,3216         6,3287   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                38.866,94      +1,8%     38.601,57      39.339,63  -15,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 127,50     119,40         +6,8%           8,10  +71,3% 
Brent/ICE                 132,41     123,21         +7,5%           9,20  +71,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.048,96   1.998,12         +2,5%         +50,84  +12,0% 
Silber (Spot)              26,66      25,64         +4,0%          +1,02  +14,4% 
Platin (Spot)           1.173,93   1.126,69         +4,2%         +47,24  +21,0% 
Kupfer-Future               4,72       4,72         -0,1%          -0,00   +5,7% 
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March 08, 2022 10:23 ET (15:23 GMT)