MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Mobilfunker Telefonica Deutschland hat im zweiten Quartal überraschend viel Umsatz im Kerngeschäft eingefahren. Bereinigt um Regulierungseffekte habe der Erlös mit Mobilfunkdienstleistungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozent zugelegt, teilte das MDax-Unternehmen am Mittwoch in München mit. Analysten hatten ein geringeres Plus erwartet. Insgesamt - also inklusive Festnetzerlösen und Geräteverkäufen - zog der Umsatz um 1,6 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro an.

Die Aktie der deutschen Tochter des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefonica legte nach Handelsbeginn um 1,7 Prozent zu. Im Mobilfunkbereich haben sich die Erlöse dank einer stärkeren Neukundengewinnung und weniger Preisnachlässen zum Kundenerhalt verbessert, wie Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee in einer ersten Einschätzung schrieb. Das Papier hatte in den vergangenen Tagen auf rekordniedrigem Niveau gehandelt.

Überhaupt würden derzeit weniger Kunden als früher abwandern, sagte Telefonica-Chef Markus Haas am Mittwoch. Das liege vornehmlich an der besseren Netzqualität. Mit über 600 000 zusätzlichen Mobilvertragskunden im ersten Halbjahr wachse das Unternehmen somit nun auch dann, wenn Regulierungseffekte nicht herausgerechnet werden. Im Festnetzbereich kamen mehr als 80 000 Kunden dazu.

Das um Sondereffekte und Regulierungskürzungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag wie von Analysten erwartet bei 593 Millionen Euro. Vor allem wegen geänderter Bilanzregeln, die insbesondere die Verbuchung von Leasingverträgen ändern, war das ein Plus von über einem Fünftel. Nach sechs Monaten liegt Telefonica beim operativen Ergebnis auf vergleichbarer Basis mit 0,7 Prozent im Plus. Damit sei das Unternehmen auf Kurs für die bestätigten Jahresziele, hieß es. 2019 will Telefonica ohne Regulierungseffekte den Umsatz in etwa auf Vorjahreshöhe halten, das operative Ergebnis soll stabil bis leicht höher ausfallen.

Unter dem Strich macht die O2-Mutter weiter Miese. Nach zwölf Millionen Euro Verlust ein Jahr zuvor fiel der diesmal mit 49 Millionen Euro gut vier Mal so hoch aus. Telefonica schreibt im Zuge der milliardenschweren Übernahme von E-Plus nach wie vor große Beträge für nicht mehr genutzte Sendeanlagen sowie den gezahlten Firmenwert ab.

Haas will weiter mittelfristig rund eine Milliarde Euro in das deutsche Mobilfunknetz investieren. Dieses Jahr sollen 10 000 LTE-Sendestationen dazukommen, nach 6700 im vergangenen Jahr. Davon wurden in den ersten sechs Monaten bereits über 4000 Stationen angeschlossen, was rund eine halbe Milliarde Euro gekostet hat. Auf Jahressicht sollen insgesamt 13 bis 14 Prozent des Umsatzes für Sachinvestitionen ausgegeben werden.

Parallel zur Aufrüstung auf LTE steht für Telefonica nun auch der Start der neuen Mobilfunkgeneration 5G an. Bei der wochenlangen Frequenzauktion im Frühling hatte das Unternehmen für 1,42 Milliarden Euro insgesamt 9 Blöcke ersteigert. Ein konkreter Ausbauplan soll nun im zweiten Halbjahr vorgelegt werden.

"Wir sind 5G-Ready und können das schnell starten", sagte Haas. Kurzfristig spiele 5G vor allem in der Industrienutzung eine Rolle. Hierzu hatte Telefonica zuletzt mit Mercedes-Benz ein erstes Netz für die Autoproduktion errichtet.

Mit der in der vergangenen Woche genehmigten Übernahme des Kabelanbieters Unitymedia durch Vodafone erhält Telefonica nun auch Zugang zum deutschen Netz des britischen Konkurrenten. Dies war die Bedingung der EU-Kommission für die Freigabe./kro/men/jha/