LONDON (dpa-AFX) - Die spanische Telefonica und der Medienkonzern Liberty Global haben sich einem "FT"-Bericht zufolge auf eine Fusion ihrer britischen Aktivitäten geeinigt. Dazu wollen die beiden Konzerne ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, an dem jeder danach die Hälfte hält, wie die "Financial Times" (FT) am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete.

Da der von Telefonica eingebrachte Teil deutlich größer ist als derjenige von Liberty Global, sollen die hoch verschuldeten Spanier umgerechnet etwas mehr als sechs Milliarden Euro erhalten. Das Gesamtvolumen der Transaktion bezifferte die Zeitung auf mehr als 24 Milliarden Pfund (27,4 Mrd Euro) und die möglichen Synergieeffekte auf 700 Millionen Pfund.

Über den möglichen Zusammenschluss hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits Ende vergangener Woche berichtet. Dabei hieß es, dass eine Entscheidung in dieser Woche fallen könnte. Telefonica legt am heutigen Donnerstag die Zahlen für das erste Quartal vor. Telefonica Deutschland, die deutsche Tochter des spanischen Konzerns, wäre von der möglichen Transaktion nicht betroffen.

Bei der Fusion könnten das britische Mobilfunkgeschäft (O2 UK) des spanischen Konzerns und der zu Liberty Global gehörenden Virgin Media, die in Großbritannien Telefon-, Fernseh- und Internetdienste anbietet, zusammengelegt werden. O2 ist unter anderem mit Marken wie Tesco Mobile und Giffgaff mit 34 Millionen Kunden der größte Mobilfunkanbieter Großbritanniens. Virgin Media kam zuletzt auf 5,3 Millionen Kunden.

An der letzten großen Transaktion auf dem britischen Telekommarkt war die Deutsche Telekom beteiligt. 2015 hatte der frühere Monopolist BT den Mobilfunker EE von der Deutschen Telekom und dem französischen Konzern Orange für rund 12,5 Milliarden britische Pfund übernommen. Die Deutsche Telekom hält seitdem rund zwölf Prozent der BT-Aktien.

Experten rechnen bereits seit längerem mit einem neuen Vorstoß der Spanier, eine Lösung für das britische Mobilfunkgeschäft zu suchen. 2015 hatte Telefonica mit dem chinesischen Mobilfunkanbieter Hutchison, der in Großbritannien bereits vertreten ist, eigentlich einen Käufer gefunden - doch der rund 13 Milliarden Euro schwere Deal kam wegen eines Vetos der europäischen Wettbewerbsbehörde nicht zustande.

"Wir hatten starke Bedenken, dass die Verbraucher bei der Suche nach einem passenden Mobilfunkpaket weniger Auswahl gehabt hätten und mehr hätten zahlen müssen", hatte die immer noch amtierende EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die Entscheidung damals begründet. Zudem wären ihrer Ansicht nach Innovationen und der Ausbau der Netzinfrastruktur im Vereinigten Königreich behindert worden.

Da es sich bei der jetzt kolportierten Transaktion zwischen Telefonica und Liberty Global nicht um einen Zusammenschluss von zwei Mobilfunkunternehmen handeln würde, würde zumindest kein Anbieter verschwinden. Derzeit ist neben O2 UK, der BT, der Hutichson-Sparte Three noch Vodafone aktiv./zb/men