Inzwischen sei Richard Liu in die Volksrepublik zurückgekehrt, teilte der Amazon-Konkurrent am Montag mit. Er sei ohne Auflagen und Kaution freigelassen worden. Zuvor hatte die Polizei von Minnesota bekanntgegeben, dass sich der 45-Jährige wieder auf freiem Fuß befindet, die Ermittlungen jedoch andauern. Ein Behördensprecher wollte keine Hintergründe für die Festnahme nennen. Es sei derzeit unklar, ob es am Ende zu einer Anklage komme.

JD.com teilte mit, die Anschuldigungen gegen Liu seien unbegründet. Der Milliardär, der JD.com 1998 gründete, nimmt derzeit an einem speziellen Doktorandenprogramm für Führungskräfte der Universität von Minnesota teil. Er war gegen Mitternacht am Freitag festgenommen worden und konnte die Polizeistation am Samstagnachmittag wieder verlassen. Liu war selbst nicht zu erreichen.

In China sorgte die vorübergehende Festnahme für Schlagzeilen. Liu, dessen Vermögen von Forbes auf fast acht Milliarden Dollar geschätzt wird, und seine Ehefrau - die Internet-Berühmtheit Zhang Zetian - sind dort bekannte Persönlichkeiten. Das Polizeifoto von Liu verbreitete sich rasant über die chinesische Plattform Weibo.

JD.com ist an der Wall Street gelistet, die am Montag wegen des Labor Day geschlossen blieb. Das Unternehmen, zu dessen Investoren unter anderem Walmart, Google und der chinesische Technologiekonzern Tencent gehören, konkurriert auf dem Heimatmarkt unter anderem mit Alibaba. Im abgelaufenen Quartal überraschte JD.com wegen höherer Ausgaben mit einem deutlich höheren Verlust als erwartet. Lius Festnahme wirft nun ein Schlaglicht auf die ungewöhnliche Organisationsstruktur des Unternehmens, bei dem der Gründer fast 80 Prozent der Stimmrechte hält und der Verwaltungsrat nur Entscheidungen treffen kann, wenn Liu anwesend ist.