LONDON (dpa-AFX) - Der britische Supermarktbetreiber Tesco kann sich im Wettbewerb mit den deutschen Discountern Aldi und Lidl zunehmend behaupten. In seinem ersten Geschäftshalbjahr 2016/2017 erwirtschaftete der Konzern am Mittwoch erneut steigende Umsätze und einen Gewinn, der besser ausfiel als von den meisten Analysten erwartet. Gleichzeitig stellte der Konzern für die kommenden Jahre eine weitere Verbesserung der Profitabilität in Aussicht. Möglich machen sollen das unter anderem weitere Kostensenkungen.

Die im britischen Leitindex FTSE 100 notierte Aktie schnellte am Vormittag zwischenzeitlich um mehr als 9 Prozent in die Höhe. Tesco habe in jeglicher Hinsicht abgeliefert und außerdem einen soliden Ausblick auf die künftigen Margen gegeben, kommentierte Analyst Bruno Monteyne vom Analysehaus Bernstein die Ergebnisse.

Auch Jasper Lawler von CMC Markets sieht deutliche Anzeichen, dass der Turnaround-Plan von Konzernchef Dave Lewis greift. Aldi und Lidl würden zwar weiterhin Marktanteile auf dem britischen Markt gewinnen, aber nicht mehr so stark auf Kosten von Tesco, sondern eher zu Lasten anderer Konkurrenten wie der Walmart-Tochter Asda, meinte er. Tesco sei es hingegen gelungen, das Vertrauen der Kunden wieder zurückzugewinnen.

Der Weg dahin war steinig. Noch vor zwei Jahren wurde Tesco von einem Bilanzierungsskandal erschüttert und wies in der Folge mit etwa 6 Milliarden Pfund den höchsten Verlust in der Firmengeschichte aus. Gleichzeitig verlor der Konzern zunehmend Kunden. Lewis stellte daraufhin das Unternehmen vom Kopf auf die Füße. Er senkte die Preise, investierte in den Service und feilte am Produktangebot. Das Programm trägt zunehmend Früchte.

In den sechs Monaten bis Ende August stieg der Umsatz ohne Tankstellenverkäufe um 3,3 Prozent auf 24,4 Milliarden Pfund. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn kletterte um gut 60 Prozent auf 596 Millionen britische Pfund (681 Mio Euro). Gerechnet hatten die meisten Analysten mit weniger. Unter dem Strich stand wegen der Kosten für den Umbau ein Verlust von 100 Millionen Pfund. Allerdings war dieser im Vorjahr noch mehr als dreimal so hoch gewesen.

Tesco geht davon aus, dass der Konkurrenzkampf nicht abflauen wird. Laut Lewis sind die Preise bei Tesco inzwischen um gut 6 Prozent niedriger als noch vor zwei Jahren. Um dennoch profitabler zu werden, sollen die Kosten runter. Zusätzliche 1,5 Milliarden Pfund Einsparpotenzial sehe er in den nächsten drei Jahren, sagte Lewis. Gleichzeitig will Tesco weiter investieren. Bis zum Geschäftsjahr 2019/2020 soll die operative Marge auf 3,5 bis 4 Prozent steigen.

Kopfzerbrechen bereitet Analysten wie Lawler derweil die wachsenden Pensionslasten. Das Defizit schwoll in den ersten sechs Monaten auf 5,9 Milliarden Pfund an. Das könne die Wiedereinführung der Dividende verzögern, schrieb der Experte. Eine weitere Herausforderung, die Tesco schultern muss, ist die Erhöhung des Mindestlohns. Die britische Regierung hatte beschlossen, die Lohnuntergrenze bis 2020 auf 9 Pfund die Stunde anzuheben./she/jha/stb