NEW YORK (dpa-AFX) - Starke Quartalszahlen von Tesla könnten die Aktien des US-Elektroautobauers am Donnerstag wieder in Richtung ihres Rekordhochs treiben. Dieses hatten sie erst am Vortag in Erwartung eines starken Geschäftsberichts bei knapp unter 1795 US-Dollar erreicht.

Im vorbörslichen US-Handel stiegen die Papiere um 2,6 Prozent auf 1634 Dollar. Zeitweise hatten sie zuvor allerdings noch um rund sechs Prozent zugelegt. Analysten lobten zwar unisono den Quartalsbericht, sind jedoch zunehmend skeptisch angesichts des bereits extrem starken Laufs der Aktie in diesem Jahr.

Trotz Belastungen durch die Corona-Pandemie konnte Tesla am Vorabend einen weiteren Quartalsgewinn und damit den vierten in Folge bekannt geben. Unterm Strich stand in den drei Monaten bis Ende Juni ein Überschuss von 104 Millionen Dollar nach einem hohen Verlust im Vorjahr.

Credit-Suisse-Analyst Dan Levy nannte das Quartalsergebnis von 0,50 Dollar je Aktie solide und sieht auch die Wachstumsstory des Unternehmens langfristig als intakt an. Zugleich blieb er bei seinem neutralen Aktien-Urteil mit einem Kursziel von 1400 Dollar. Stark, und dennoch enttäuschend, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois, denn die Aktie habe bereits einiges an positiven Überraschungen vorweggenommen und eingepreist.

Analyst Frank Schwope von der NordLB sprach von einer Stabilisierung der Gewinne und geht davon aus, dass Auto-Produktion und -Absatz im laufenden Jahr zwar verglichen mit 2019 branchenweit global um 15 bis 25 Prozent einbrechen, Teslas Absatz jedoch um bis zu 35 Prozent steigen könnte. "Auch die Kaufzurückhaltung dürfte bei Tesla-Interessenten geringer ausfallen als bei den Kunden konventioneller Automobil-Hersteller", ergänzte er und sieht das Unternehmen mittelfristig als einen der Gewinner der Coronavirus-Krise.

Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von allerdings rund 295 Milliarden Dollar sei Tesla "deutlich zu hoch" bewertet, gab Schwope zu bedenken und blieb bei seiner Verkaufsempfehlung. "Wir sind der Meinung, dass der Elektroauto-Hersteller nicht mehr wert ist als sämtliche anderen Automobil-Hersteller Europas und Amerikas zusammen: Daimler, BMW, Volkswagen, Renault, Fiat Chrysler, PSA, Ford und General Motors", bekräftigte er seine Einschätzung.

Allein der japanische Autobauer Toyota, den Tesla erst kürzlich überholte, kann mit umgerechnet etwas mehr als 200 Milliarden Dollar halbwegs mit Tesla mithalten. Der NordLB-Experte rechnet daher mit Rückschlägen für die Aktie, auch wenn Schwope sein Kursziel nun von 500 auf 600 Dollar anhob.

Bislang allerdings läuft die Rally der Tesla-Aktien allen Unkenrufen zum Trotz nahezu ungebrochen. Vom Mehrmonatstief im Corona-Börsencrash Mitte März erholte sich der Kurs extrem rasch und hat mit dem Erreichen seines jüngsten Rekordhochs am Vortag inzwischen um mehr als 400 Prozent zugelegt.

Traditionelle Autobauer wie Daimler müssten auf die Kostenbremse treten und wiesen hohe Verluste aus, während Tesla den vierten Quartalsgewinn in Folge vorlegt, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Deutlicher könnten sich die Trends am weltweiten Automobilmarkt nicht abbilden", so Stanzl./ck/ajx/fba