SAN JOSE (dpa-AFX) - Wende im Rennen um die Anzeigensparte der Online-Handelsplattform Ebay: Insidern zufolge soll nun der norwegische Online-Marktplatz Adevinta der Favorit für den Kauf des Geschäftsbereichs sein, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Zuvor hatte dies bereits das "Wall Steet Journal" (WSJ) gemeldet. Demnach befindet sich Adevinta in fortgeschrittenen Gesprächen mit Ebay. Der Deal könnte noch am Montag bekanntgegeben werden, sofern die Gespräche nicht doch noch scheitern, hieß es.

Die Adevinta-Aktie wurde an der Osloer Börse vom Handel ausgesetzt. Auf der Handelsplattform Lang & Schwarz, wo Anleger weiter mit ihr handeln könnten, geriet ihr Kurs am Morgen unter Druck.

Laut Bloomberg hätten die Norweger eine gemischte Offerte aus eigenen Aktien und Bargeld in Höhe von 9 Milliarden US-Dollar (rund 7,9 Milliarden Euro) abgegeben. Der Deal sehe vor, dass Ebay einen bedeutenden Minderheitsanteil an dem zusammengeschlossenen Geschäft halten werde, hieß es weiter. Zu dem Ebay-Geschäftsbereich gehören auch die deutschen Angebote Ebay Kleinanzeigen und mobile.de. Zunächst seien weder Ebay noch Adevinta für einen Kommentar erreichbar gewesen.

Der Verkauf der sogenannten Classifieds-Sparte von Ebay steht schon länger zur Debatte, nachdem Hedgefonds den Konzern 2019 dazu gedrängt hatten. Adevinta betreibt seiner eigenen Website zufolge digitale Marktplätze in 15 Ländern und ist vor allem in Teilen Europas, Lateinamerikas und Nordafrika vertreten. Mit dem Kauf des Anzeigengeschäfts von Ebay würden die Norweger ihre Präsenz in Deutschland erheblich ausbauen.

Dem "WSJ" zufolge scheint Adevinta mit seinem Angebot sowohl ein Konsortium von Finanzinvestoren als auch die Beteiligungsgesellschaft Prosus ausgestochen zu haben. Für die Norweger, deren Börsenwert zuletzt bei umgerechnet rund 8 Milliarden Euro lag, könnte der Deal ein großer und wichtiger Schritt sein, um ihre Kundenbasis zu vergrößern und ihre Reichweite zu steigern. Gleichzeitig würde Ebay vom Wachstum des zusammengeschlossenen Geschäfts profitieren, sofern der Konzern die Aktienofferte als Teil des Deals akzeptieren würde.

Der im kalifornischen San Jose beheimatete Internethändler Ebay stand zuletzt unter dem Druck aktivistischer Investoren. Sie hatten gefordert, dass sich der Konzern von einigen Geschäftsteilen trennen soll, die nach ihrer Ansicht den wahren Wert des Unternehmens verschleierten. Das Anzeigengeschäft ist einer der letzten verbliebenen Geschäftsteile abseits des Kerngeschäfts, nachdem Ebay bereits im vergangenen Jahr seine Ticketbörse StubHub verkauft hatte.

Das internationale Anzeigengeschäft der Kalifornier ist unter anderem in Kanada, Teilen Europas, Afrika, Australien und Mexiko vertreten. Nutzer können ihre Produkte und Dienstleistungen dort Interessenten in ihrer Nähe anbieten. Im vergangenen Jahr erzielte Ebay mit dieser Sparte einen Umsatz in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar, während der Konzern mit seinem Online-Marktplatzgeschäft auf Erlöse von 7,6 Milliarden Dollar kam. Ebays Kerngeschäft litt zuletzt allerdings unter dem zunehmenden Wettbewerb mit Amazon, dem größten US-Online-Einzelhändler.

Am Sonntag hatte Bloomberg mit Verweis auf Insider berichtet, dass Ebay beim Verkauf seiner Anzeigensparte offenbar einen gewissen Anteil behalten will. Dies würde die Chancen der Beteiligungsgesellschaft Prosus im Rennen um die Übernahme wiederum erheblich schmälern, hieß es in dem Bericht weiter. Prosus sollte das bis dahin höchste Kaufgebot für den Geschäftsbereich abgegeben haben.

Durch Adevintas Offerte aus Aktien und Bargeld würde Ebay weiter einen "signifikanten Anteil" an dem fusionierten Geschäft halten, so die informierten Personen. Die Prosus-Offerte soll hingegen ein reines Barangebot sein. Auch ein Gebot eines Konsortiums der Finanzinvestoren Blackstone, Permira und Hellman & Friedman würde Ebay einen Minderheitenanteil belassen.

Für Prosus, eine Tochter des südafrikanischen Medienkonzerns Naspers, wäre ein Deal zwischen Ebay und Adevinta ein weiterer herber Schlag. Der an der Amsterdamer Börse gelistete Konzern will sein Internetgeschäft durch einen großen Zukauf ausbauen und galt laut Insidern noch am vergangenen Freitag als Favorit für Ebays Anzeigengeschäft. In diesem Jahr hatte Prosus bereits den Übernahmekampf um den britischen Essenslieferdienst Just Eat gegen den niederländischen Konkurrenten Takeaway.com verloren./eas/stw/mis