--Wertberichtigung von 6,5 Milliarden Dollar auf 777X-Programm

--12 Milliarden Dollar Verlust, ein Viertel weniger Umsatz

--Keine Prognose, Cash-Abflüsse gehen 2021 weiter

(Durchgehend neu)

Von Doug Cameron

NEW YORK (Dow Jones)--Boeing hat 2020 den bisher größten Verlust in der Unternehmensgeschichte geschrieben. Zum Jahresende musste der US-Flugzeughersteller noch einen riesigen finanziellen Tiefschlag für seinen neuen 777X-Jetliner verkraften. Hier zeigt sich der zunehmende Tribut, den der Konzern aus Chicago der Corona-Pandemie zollen muss.

Die Wertberichtigung von 6,5 Milliarden Dollar vor Steuern kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die 737 MAX wieder zugelassen wird und sich Boeing von einer Reihe verpfuschter ziviler und militärischer Entwicklungsprogramme erholt. Sie sorgten in den vergangenen zwei Jahren für eine Halbierung des Aktienkurses und gingen dem coronabedingten Stillstand voraus, dem 31.000 Stellen im Konzern zum Opfer fielen.

Mit der Abschreibung bildet Boeing die zu erwartenden Einbußen beim Gewinn mit dem Großraumflugzeug über den gesamten Produktionszyklus hinweg ab. Die 777X wird nun voraussichtlich 2023, also drei Jahre verspätet, in Dienst gestellt werden. Fluggesellschaften haben Bestellungen von großen Jets reduziert oder zurückgezogen, nachdem das internationale Reisegeschäft massiv eingebrochen ist.


  Boeing nach Umsatz nur noch auf Rang 4 der Branche 

Mit einem Milliardenverlust im vierten Quartal stieg der Fehlbetrag von Boeing im Gesamtjahr auf 11,94 Milliarden Dollar, während der Jahresumsatz um 24 Prozent auf 58,2 Milliarden Dollar sank. Damit fiel Boeing in der Luft- und Raumfahrtbranche auf den vierten Platz hinter Raytheon, Lockheed Martin und Airbus zurück.

Boeing gab bei Vorlage der Jahresbilanz am Mittwoch keinerlei Geschäftsprognose für 2021 ab. Analysten erwarten, dass der Umsatz in diesem Jahr mit der Wiederaufnahme der 787-Auslieferungen steigen wird, nachdem diese wegen Qualitätsproblemen im Oktober gestoppt worden waren.

Auch die Wiederzulassung der 737 Max wird den Umsatz ankurbeln. Das Unternehmen hat die Auslieferungen im Dezember wieder aufgenommen, 450 fertige Flugzeuge stehen auf Halde. Europäische Aufsichtsbehörden genehmigten am Mittwoch die Wiederaufnahme des kommerziellen Betriebs mit der Verkehrsmaschine.

Boeing hat im vergangenen Jahr Barmittel im Volumen von 18,4 Milliarden Dollar aufgezehrt, weil sich die Flugzeugauslieferungen gegenüber 2019 halbierten. Das Unternehmen rechnet erst im nächsten Jahr wieder mit einem positiven Cashflow.


  787-Produktion wird wohl sinken - Max-Fertigung steigt 

Nach wie vor sehen die Planungen vor, die monatliche Fertigung der Max Anfang 2022 bis auf 31 Flugzeuge hochzufahren, während die Produktion der 787 im Laufe des Jahr auf fünf pro Monat sinken wird. Boeing erklärte, angesichts der Einbrüche im internationalen Flugverkehr müsse die 787-Produktion auf den Prüfstand.

Im Schlussquartal verbuchte Boeing einen Verlust pro Aktie von 14,65 Dollar - deutlich mehr als die von Factset befragten Analysten im Schnitt erwarteten minus 1,60 US-Dollar. Darin enthalten ist eine bereits angekündigte Belastung in Höhe von 744 Millionen Dollar. Sie steht im Zusammenhang mit einem 2,5 Milliarden Dollar schweren Vergleich, den der Konzern mit dem Justizministerium wegen der Max-Versäumnisse ausgehandelt hat. Neben einer Geldstrafe sieht er zusätzliche Entschädigungen für die Familien der Absturzopfer und für die Kunden vor.

Außerdem musste das Unternehmen noch eine einmalige Belastung von 275 Millionen Dollar für das militärische Tankflugzeug KC-46A hinnehmen.

Die Boeing-Aktie notierte im frühen Handel fast 3 Prozent im Minus.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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January 27, 2021 10:26 ET (15:26 GMT)