116 Millionen Euro pro Jahr sind auf die 1,325 Milliarden Euro an Krediten fällig, die die künftigen Eigentümer für den Kauf von Osram aufgenommen haben, wie aus dem am Montag veröffentlichten Übernahmeangebot hervorgeht. Das ist mehr als der operative Gewinn (Ebitda), den der im Umbau befindliche Konzern in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2019/20 (per Ende September) erwirtschaftet hat. Konzerne im Besitz von Beteiligungsfirmen müssen die Kredite in der Regel selbst bedienen, mit denen sie übernommen wurden.

Dabei dürften auch die nächsten Jahre schwierig werden für Osram. Vorstandschef Olaf Berlien will den Konzern zum Photonik-Spezialisten umbauen, nachdem Osram die klassischen Glühbirnen längst über Bord geworfen hat und vor allem die Autoindustrie mit LEDs und optischen Halbleitern beliefert. "Die Investoren sind der Ansicht, dass die Umsetzung dieser Strategie Zeit und Mühe beanspruchen wird und zusätzliche Investitionen in erheblichem Umgang erforderlich sein werden, um das langfristige Potenzial von Osram zu heben", heißt es im Übernahmeprospekt.

Man sei sich einig, dass der Umbau "ohne die laufenden Berichterstattungspflichten und die kurzfristigen Gewinnerwartungen der Kapitalmärkte" leichter zu bewerkstelligen sei, erklärten die Investoren. Deshalb solle Osram von der Börse genommen werden. Bain und Carlyle wollten den Vorstand bei der Entwicklung neuer Produkte und bei Übernahmen unterstützen. Aber auch Verkäufe weiterer Firmenteile seien denkbar. Vom Vorstand werde "eine gewisse Flexibilität erwartet, mögliche Vorschläge (...) in offener und unvoreigenommener Weise zu diskutieren".

70 PROZENT - ODER NICHTS

Die Osram-Aktionäre haben nun bis zum 5. September - fast sieben Wochen - Zeit zu überlegen, ob sie ihre Papiere an Bain und Carlyle verkaufen wollen. Die Übernahme kommt nur zustande, wenn die Finanzinvestoren dann mindestens 70 Prozent der Aktien eingesammelt haben. "Die bestehende Finanzierungsstruktur erlaubt keinerlei Flexibilität, die Mindestannahmeschwelle zu senken oder gar darauf zu verzichten", warnten die Investoren. Denn nur so können sie sicher sein, von der Hauptversammlung grünes Licht für einen Beherrschungsvertrag zu bekommen, der ihnen den Zugriff auf die Kasse von Osram gibt.

Das haben die Investmentbanken Credit Suisse, Goldman Sachs, Deutsche Bank, Nomura und Macquarie verlangt, um ihre Übernahmekredite abzusichern. Die Zinssätze von 7,75 Prozent (in Euro) und 9,75 Prozent (in Dollar) zeigen, wie riskant sie den Umbau sehen. Dabei haben Bain und Carlyle nur ein Drittel ihres vier Milliarden Euro schweren Investments fremdfinanziert, weit weniger als bei solchen Transaktionen üblich. Osram war 2013 praktisch schuldenfrei von Siemens abgespalten und an die Börse gebracht worden.