Die Gewerkschaft machte am Mittwoch deutlich, dass sie Druck auf die Anteilseigner des österreichischen Chipkonzerns ausüben will, um diesen von seinen Plänen abzubringen. "Die IG Metall wird eine Zerschlagung von Osram nicht hinnehmen", erklärte eine Sprecherin. "Diese dann zu erwartende Auseinandersetzung kann nicht im Interesse der hinter AMS stehenden Investoren sein." AMS will im Falle einer Übernahme Teile von Osram verkaufen und auch Stellen abbauen.

Die IG Metall hat sich nach Angaben der Sprecherin bereits an den AMS-Hauptaktionär Temasek gewandt und ihre Kritik vorgebracht. Der Investmentfonds des Stadtstaats Singapur ist nach Daten des Finanzinformationsanbieters Refinitiv mit einem Anteil von 5,4 Prozent der größte Aktionär des Chip- und Sensorherstellers. Die IG Metall habe den Investor aufgefordert, "seiner Verantwortung nachzukommen und sich gegen die Übernahmepläne von AMS auszusprechen". Von AMS und von Temasek waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.

AMS hatte von der Finanzaufsicht Bafin am Dienstag grünes Licht für seine 4,3 Milliarden Euro schwere Übernahmeofferte für den dreimal so großen deutschen Lichttechnikkonzern bekommen. Die Österreicher bieten 38,50 Euro je Osram-Aktie. Damit wollen sie die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle ausstechen. Diese hatten bereits im Juli ein Angebot über 35 Euro je Aktie vorgelegt, was einem Unternehmenswert von vier Milliarden Euro entspricht. Ob sie ihr Angebot erhöhen, ist offen. Sowohl AMS als auch Bain und Carlyle machen einen Erfolg ihrer Pläne davon abhängig, dass sie mindestens 70 Prozent der Osram-Aktien einsammeln. Beide Angebote laufen bis 1. Oktober.

AMS ist mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro deutlich kleiner als Osram, die gut vier Milliarden Euro umsetzen. Der österreichische Apple-Zulieferer ist auf optische Sensoren spezialisiert und interessiert sich vor allem für das Autozuliefer- und das Photonik-Geschäft von Osram. Die Österreicher wollen im Osram-Werk Regensburg Arbeitsplätze schaffen. Das Digitalgeschäft und das Verbrauchergeschäft mit LEDs sollen hingegen verkauft werden.

AMS verspricht sich Synergien von mehr als 300 Millionen Euro. "Dies bedeutet nichts Anderes als massiven Arbeitsplatzabbau bei Osram. Das gefährdet das gesamte Unternehmen", erklärte die IG Metall. Die Gewerkschaft hat sich für eine Übernahme durch die Finanzinvestoren ausgesprochen, da diese Osram als Ganzes erhalten und mit Investitionen stärken wollen. Osram hat seinen Aktionären das Angebot von Bain und Carlyle empfohlen und Skepsis gegenüber AMS durchblicken lassen. In zentralen strategischen Fragen bestehe bisher keine Einigkeit. Eine offizielle Stellungnahme zu AMS müssen Vorstand und Aufsichtsrat nun binnen 14 Tagen abgeben.