Von Jacky Wong
PEKING (Dow Jones)--Der Wettbewerb auf dem chinesischen Automarkt intensiviert sich, und das bedeutet, dass chinesische Elektroautos billiger werden. Für die Konkurrenten aus dem Ausland sind das schlechte Nachrichten. Weil die Gewinnspannen im eigenen Land schrumpfen, nehmen Chinas E-Autobauer verstärkt die globalen Märkte ins Visier. Die traditionelle Stärke westlicher und japanischer Autohersteller bei benzinbetriebenen Fahrzeugen wird diese nicht unbedingt retten: Denn der chinesische Autobauer BYD beginnt, auch die Preise einiger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu unterbieten.
Ende 2022 begann der Preiskampf auf dem chinesischen Automarkt, und bisher gibt es keine Anzeichen von Entspannung. BYD, die im vergangenen Quartal Tesla bei den Elektroauto-Verkäufen überholt hat, ließ vergangene Woche eine weitere Bombe platzen und drückte die Preise für einige Modelle um mehr als 10 Prozent. Die Qin Plus DM-i Limousine ist nun bereits ab umgerechnet 11.090 US-Dollar zu haben. Das ist deutlich günstiger als einige vergleichbare benzinbetriebene Autos der Marken Volkswagen oder Toyota.
"Billiger als Benzin"
BYD bewarb die Preissenkung mit dem Slogan "Bi You Di", was auf Chinesisch "billiger als Benzin" bedeutet, aber auch eine Anspielung auf den Namen des Unternehmens ist, der für Build Your Dreams steht. Bei den Modellen handelt es sich um Plug-in-Hybride, die aufgrund kleinerer Batterien in der Regel billiger sind als reine Elektroautos. Dennoch ist der Vorstoß von Bedeutung, da er explizit Konkurrenz für benzinbetriebene Autos bedeutet. Der Schritt von BYD hat bereits andere Autohersteller - sowohl inländische als auch ausländische - gezwungen, diesem Beispiel zu folgen.
Nach Jahren starken Wachstums - jedes dritte im Reich der Mitte verkaufte Auto ist heute ein Elektroauto - beginnt sich die Dynamik zu verlangsamen. Im Januar gingen die Verkäufe von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben, einschließlich Plug-in-Hybriden, im Vergleich zum Vormonat um 39 Prozent zurück, obwohl dies nach Angaben des chinesischen Verbands der Automobilhersteller immer noch einen Plus 79 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. BYD meldete im Januar einen Absatzrückgang von 44 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Sinkende Rohstoffkosten
Einige der schwächeren Anbieter werden den Wettbewerb wahrscheinlich nicht überstehen. Es gibt immer noch viel zu viele Autohersteller in China. Laut Nomura gibt es in China 180 Automarken, und das Analysehaus geht davon aus, dass zwei Drittel davon irgendwann vom Markt verschwinden werden. Die Rabattaktionen werden zudem die Gewinnspannen der Autobauer schmälern, selbst bei BYD. Sinkende Rohstoffpreise könnten aber helfen, die Auswirkungen abzupuffern. Goldman Sachs schätzt, dass die Batteriekosten von BYD bis 2024 um 22 Prozent sinken könnten. Ausländische Autohersteller, die den chinesischen Markt für Autos mit Verbrennungsmotoren bislang dominierten, werden den Rückgang der Gewinnspannen ebenfalls in Kauf nehmen müssen, wenn sie auf dem größten Automobilmarkt der Welt bestehen wollen.
BYD wird wohl nach anderen Wegen suchen zur Verbesserungen der Gewinnmargen, einschließlich des Verkaufs von mehr Premiummodellen und der Auslieferung von mehr Autos ins Ausland. Laut Goldman Sachs stammten im vergangenen Jahr rund 77 Prozent der Einnahmen von BYD aus dem Verkauf von Massenfahrzeugen in China. Die Bank geht davon aus, dass dieser Anteil in diesem Jahr auf 64 Prozent fallen und der Exportanteil auf 16 Prozent klettern wird von 12 Prozent im Jahr 2023. Das inländische Premiumsegment sollte den Rest ausmachen.
Der Januar-Absatz lässt dabei einige Dinge vorausahnen. Das Exportvolumen von BYD blieb im Januar gegenüber dem Vormonat unverändert, im Gegensatz zum starken Rückgang der Inlandslieferungen. Der Anteil der Exporte an den Autoverkäufen lag im vergangenen Monat bei 18 Prozent verglichen mit nur 7 Prozent ein Jahr zuvor. China ist im vergangenen Jahr zum größten Autoexporteur der Welt aufgestiegen. Die Lieferung von benzinbetriebenen Autos nach Russland, das unter westlichen Sanktionen steht, war mit ein Grund dafür. Aber auch starke Exporte von Elektrofahrzeugen in Länder wie Brasilien und Thailand trugen dazu bei.
Da der Inlandsmarkt für chinesische Elektroautohersteller immer schwieriger wird, werden sie ihren Blick aufs Ausland richten. Vor allem BYD hat große Ziele vor Augen, und das könnte für ausländische Konkurrenten zu einem Albtraum werden: Und zwar nicht nur für ihr Geschäft mit E-Autos, sondern auch für das mit den Diesel- und Benzinmotoren.
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February 28, 2024 07:36 ET (12:36 GMT)