NEW YORK (Dow Jones)--Überraschend positive Konjunkturdaten bescheren der Wall Street am Dienstag Aufschläge. Auf Basis der Importpreise ist die Inflation im Oktober zwar etwas deutlicher als befürchtet ausgefallen. Zugleich stiegen aber auch die Einzelhandelsumsätze stärker als vorausgesagt. Händler machen angesichts der guten Einzelhandelsumsätze noch keine stark konsumdämpfenden Effekte durch die galoppierende Inflation aus. Für gute Laune unter Anlegern sorgt auch die Industrie. Denn die hat im Oktober ihre Produktion klar stärker gesteigert als erwartet. Gegen Mittag Ortszeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,6 Prozent auf 36.291 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite ziehen um 0,5 bzw. 0,6 Prozent an.

Wenig zur guten Stimmung trägt der virtuelle Gipfel zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping bei. Denn konkrete Ergebnisse scheint es nicht gegeben zu haben. Stattdessen wurde offenbar über den Konflikt um Taiwan gestritten. Insgesamt haben Aktienmärkte ihren Schwung, der sie auf immer neue Rekordhöhen getrieben hat, eingebüßt. Anleger bereiteten sich auf Zinserhöhungen in den USA im kommenden Sommer vor, heißt es mit Blick auf die Inflation der Verbraucherpreise, die sich auf dem höchsten Niveau seit Jahrzehnten bewegt. Höhere Zinsen stellen eine Belastung für Aktienkurse dar. "Die Erträge am Aktienmarkt, die wir in diesem Jahr bisher gesehen haben, können einfach nicht weitergehen. (...) Bei dieser hohen Inflation sehen wir Auswirkungen auf die Kaufkraft der Konsumenten", sagt Markstratege Frank Øland Winther von Danske Bank. In seinem Haus überlege man, etwas Geld aus Aktien abzuziehen und stattdessen in Unternehmensrentenpapiere mit guter Bonität umzuschichten.


   Anleihen zum Teil fair bewertet 

Am Rentenmarkt tut sich derweil nicht viel, die Renditen am kurzen Ende des Marktes steigen ganz moderat. "Das kurze Ende der US-Zinskurve scheint relativ fair bewertet zu sein, da die fünfjährigen Renditen einen Großteil der Zinserhöhungserwartungen schon eingepreist haben", sagt ein Rentenstratege.

Die Dollarrally setzt sich indes fort, der Dollarindex steigt um weitere 0,4 Prozent und baut die Aufschläge mit den Daten zur Industrieproduktion noch aus. Laut Händlern sprechen die Daten für baldige Zinserhöhungen. Mit dem Anstieg des Dollar am Vortag auf ein 16-Monatshoch zum Euro sieht die ING das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Anleger kauften Dollar, weil sie eine schnellere Straffung der US-Geldpolitik antizipierten nach den jüngsten hohen Inflationsdaten, heißt es.

Die Erdölpreise geben mit dem anziehenden Dollar ihre Aufschläge überwiegend wieder ab, das gilt auch für den Goldpreis. Gold profitiere von der aktuell hohen Inflation, heißt es. Doch der feste Greenback und steigende Zinsfantasien machten das Edelmetall wieder unattraktiver, heißt es.


   Einzelhändler überzeugen 

Neben den Einzelhandelsdaten blicken Anleger auch auf wichtige Branchenunternehmen. So hat die US-Baumarktkette Home Depot im dritten Geschäftsquartal die Erwartungen des Marktes auf ganzer Linie übertroffen. Der Kurs legt um 6,1 Prozent zu. Mit Walmart (-2,6%) hat ein weiterer Einzelhändler überzeugt. Die Gesellschaft hat bei Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen und ihre Jahresprognose angehoben. In einem inflationären Umfeld erhöhe Walmart typischerweise die Preise langsamer als Wettbewerber, um mehr Kunden anzulocken, merken Analysten kritisch an. Diese Entwicklung belaste Margen und Ergebnis.

Endeavor ziehen um 6,3 Prozent an, das Unterhaltungsunternehmen hat angesichts eines unerwarteten Umsatzanstiegs den Ausblick angehoben. Floor & Decor (+4,7%) profitieren davon, dass sich Warren Buffetts Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway unter anderem mit 100 Millionen an dem Unternehmen beteiligt hat. Um 37 Prozent brechen Talkspace ein, nachdem das Gründerpaar seinen Rücktritt aus dem Board des Unternehmens angekündigt hat.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut       +/- % YTD 
DJIA                36.290,59      +0,6%        203,14          +18,6% 
S&P-500              4.708,05      +0,5%         25,25          +25,4% 
Nasdaq-Comp.        15.943,33      +0,6%         89,49          +23,7% 
Nasdaq-100          16.299,47      +0,7%        110,36          +26,5% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,52       0,8        0,52       40,7 
5 Jahre         1,26       0,8        1,25       90,0 
7 Jahre         1,51       1,0        1,50       86,3 
10 Jahre        1,62       0,1        1,62       70,4 
30 Jahre        2,00       0,6        2,00       35,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:04 Uhr  Mo., 17:37 Uhr    % YTD 
EUR/USD                1,1336      -0,3%        1,1378          1,1423    -7,2% 
EUR/JPY                129,92      +0,1%        129,90          130,16    +3,0% 
EUR/CHF                1,0538      +0,2%        1,0523          1,0522    -2,5% 
EUR/GBP                0,8445      -0,4%        0,8467          0,8498    -5,4% 
USD/JPY                114,61      +0,4%        114,20          113,94   +11,0% 
GBP/USD                1,3423      +0,1%        1,3441          1,3442    -1,8% 
USD/CNH (Offshore)     6,3936      +0,2%        6,3761          6,3776    -1,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             60.575,51      -5,3%     60.836,01       64.373,01  +108,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %         +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               80,86      80,88         -0,0%           -0,02   +69,6% 
Brent/ICE               82,35      82,05         +0,4%            0,30   +62,7% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %         +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.855,02   1.862,86         -0,4%           -7,85    -2,3% 
Silber (Spot)           24,91      25,12         -0,8%           -0,21    -5,6% 
Platin (Spot)        1.071,80   1.089,38         -1,6%          -17,58    +0,1% 
Kupfer-Future            4,33       4,40         -1,6%           -0,07   +22,9% 
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November 16, 2021 12:16 ET (17:16 GMT)