Zürich (awp) - Der Uhrenhersteller Swatch wird voraussichtlich in den kommenden Tagen die Zahlen zum Geschäftsjahr 2020 veröffentlichen. Zum AWP-Konsens haben insgesamt 13 Analysten beigetragen.

2020      
(in Mio Fr.)          AWP-Konsens        2019
 
Nettoumsatz              5'837          8'243
EBIT                      57,3          1'023
- Marge (in %)             1,0           12,4
Reingewinn                14,2            748      

(in Fr.)
Dividende je Inhaber      2,87           8,00

FOKUS: Das Jahr 2020 ist für die Schweizer Uhrenindustrie ein Jahr zum Vergessen. Die Corona-Pandemie hat das Geschäft mit Uhren hart getroffen, so auch den grössten Uhrenhersteller des Landes, die Swatch Group. Vor allem das mittlere und tiefere Preissegment, wo Marken wie Swatch, Certina oder Rado vertreten sind, dürfte zu den teureren Uhren von Omega weiter an Boden verloren haben.

Das Luxussegment konnte in der zweiten Jahreshälfte von der kräftigen Erholung in China profitieren, wie die Umsatzentwicklung des Swatch-Konkurrenten Richemont gezeigt hat. Zwar hatte die zweite Coronawelle dem Weihnachtsgeschäft in Europa einen weiteren Dämpfer versetzt, in China kletterten die Umsätze dagegen in die Höhe. Swatch Group ist in China gut vertreten.

Analysten rechnen bei Swatch für 2020 trotz einer gewissen Beruhigung der Coronalage in der zweiten Jahreshälfte mit einem deutlichen Umsatzrückgang. Darunter leidet auch die operative Marge. Unter dem Strich könnte derweil ein kleiner Gewinn verbleiben. Vereinzelt wird aber auch ein Verlust erwartet.

ZIELE: Konkrete Ziele oder Geschäftsaussichten nennt Swatch-Chef Nick Hayek äusserst selten. Anlässlich der Publikation der Halbjahreszahlen Mitte Juli gab Hayek aber Indikationen zu den Erwartungen rund ums Geschäft. Hayek ging davon aus, dass sich die Lage in der Produktion im Verlauf des zweiten Halbjahres normalisiert und die Kurzarbeit beendet werden kann.

Auch mit Blick auf die Marktentwicklung gab sich Hayek zuversichtlich. So habe etwa Festland-China im Mai und Juni gegenüber Vorjahr wieder ein zweistelliges Wachstum erreicht. Im Juni habe der Gesamtkonzern wieder ein positives Betriebsergebnis erzielt.

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir im Gesamtjahr einen Gewinn erreichen können", sagte Hayek in der Video-Botschaft vom Juli weiter. "Das wird aber nicht mit dem Vorjahr vergleichbar sein."

PRO MEMORIA: Die Exporte von Schweizer Uhren, ein wichtiger Gradmesser für die Branche, sind im Verlauf des vergangenen Jahres eingebrochen: Von Januar bis November betrug der Rückgang 23,5 Prozent auf gut 15 Milliarden Franken. Vor allem in den Monaten April (-81%) und Mai (-70%) kamen die Ausfuhren praktisch zum Erliegen. Die weltweiten Lockdowns, Ladenschliessungen und einschneidende Beschränkungen im Tourismus hatten ihren Tribut gefordert. Experten gehen davon aus, dass die Ausfuhren von Schweizer Uhren ins Ausland im vergangenen Jahr um einen Fünftel eingebrochen sind.

Immerhin hat sich der Rückgang nach dem Corona-Schock im Frühling deutlich abgeschwächt. In den Monaten August und September lag das Minus bei den Uhrenexporten verglichen mit den Vorjahresmonaten jeweils bei rund 12 Prozent, im Oktober noch bei 7 Prozent und im November verglichen mit dem Vorjahr bei gut 3 Prozent. Ein Grund war die kräftige Erholung in China, das besser durch die Krise kam als beispielsweise Europa oder die USA.

Seit Mitte 2020 kann die Swatch-Tochter ETA frei darüber entscheiden, wen sie mit mechanischen Uhrwerken beliefern will und wen nicht. Die Wettbewerbskommission (Weko) hob im Juli die früher verhängten Lieferbeschränkungen und -zwänge auf. ETA war jahrelang als Monopolist für mechanische Werke dazu verpflichtet, auch Konkurrenten mit Uhrwerken zu beliefern. Dagegen wehrte sich die Besitzerfamilie Hayek stets.

Swatch hatte im Spätherbst gegen den britischen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton im Streit um Markenrechte einen Sieg davongetragen. Dieser hatte sich seit November 2017 gegen die Registrierung der zur Swatch-Gruppe gehörenden Uhrenmarke Hamilton International in Europa gewehrt.

Am letzten Septemberwochenende waren die Systeme von Swatch einem Hackerangriff zum Opfer gefallen. Der Angriff hatte erhebliche Störungen bei einigen der Swatch-Marken versursacht, darunter bei Omega auf Produktionsebene. Im Interview der "NZZ am Sonntag" im Dezember bestätigte Omega-Chef Raynald Aeschlimann, dass die Produktion während acht Tagen stillgestanden war.

Im ersten Halbjahr schrumpfte der Nettoumsatz der Swatch-Gruppe um 43 Prozent auf 2,20 Milliarden Franken. Die fehlenden Verkäufe schlugen direkt auf das Ergebnis durch. Auf Stufe EBIT resultierte ein Betriebsverlust von 327 Millionen Franken und am Ende der Erfolgsrechnung blieb ein Reinverlust von 308 Millionen.

AKTIENKURS: Auch an der Börse hat die Coronakrise bei Swatch Spuren hinterlassen. Im Jahr 2020 gab der Inhabertitel um 11 Prozent nach. Dafür ist den Papieren der Start ins neue Börsenjahr geglückt. Seit Jahresbeginn kletterten die Titel um weit über 5 Prozent.

Homepage: www.swatch.com

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