Zürich (awp) - Die Aktien der Swatch Group stehen am Freitag im frühen Handel nach einer Gewinnwarnung massiv unter Druck. Vorläufige Zahlen zum Umsatz, aber vor allem zum EBIT und Reingewinn liegen deutlich unter den Konsenserwartungen. Erst am 21. Juli will die Gesellschaft definitive Ergebnisse vorlegen, und die Informationspolitik des Uhrenkonzerns steht in der Kritik.

Swatch verlieren gegen 9.30 Uhr 11% auf 257,20 CHF, während der Gesamtmarkt lediglich leicht nachgibt (SMI: -0,3%). Richemont werden in Mitleidenschaft gezogen und büssen 4,7% auf 57,20 CHF ein. Bis zum Vorabend beliefen sich die Verluste der Luxusgüterwerte seit Jahresbeginn bereits auf jeweils rund 17%.

Der starke Umsatzrückgang bei Swatch deute darauf hin, dass die Umsatzentwicklung im Mai und Juni trotz tieferer Vorjahresbasis weiterhin stark rückläufig war, heisst es in einem Kommentar der ZKB. Der operative Gewinnhebel sei sogar stärker negativ als erwartet, was neben der Tatsache, dass der Konzern langfristig denkt und investiert, auch auf einen "ungünstigeren Produkt- und geografischen Mix" zurückzuführen sein dürfte.

Die Konsensschätzungen für das Gesamtjahr seien gemäss erster Einschätzung um mindestens 20% zu hoch, so der zuständige Analyst bei der Kantonalbank. Mit Blick auf die Margenentwicklung schreibt ein Vontobel-Analyst von einem "Desaster", falls nicht einige Einmalkosten (one-offs) inbegriffen sind.

Auch die Informationspolitik des Unternehmens lässt zu wünschen übrig, nachdem sich eine Ankündigung der Halbjahresergebnisse für den kommenden Donnerstag als Gewinnwarnung entpuppte. Laut Vontobel-Experten wirft die heutige Kommunikation viele Fragen auf. Deshalb überprüft er jetzt sowohl das Anlageurteil "Hold" als auch sein Kursziel von 320 CHF.

Die Schweizer Uhrenexperte der vergangenen Monate und das schwache Jahresergebnis des Rivalen Richemont im Mai hatten bei Swatch bereits ein sehr schwaches erstes Halbjahr vermuten lassen. Dementsprechend seien an der Börse im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung auch umfangreiche Wetten gegen die Aktien des Uhrenkonzerns gelaufen, heisst es im Handel. Allerdings seien rückblickend wohl selbst die pessimistischsten Annahmen noch verfehlt worden.

Der signifikante Abfall der Profitabilität sei auch darauf zurückzuführen, dass Swatch trotz der schwächeren Verkäufe keine Kostenmassnahmen getroffen habe, um die Margen in diesem Umfeld zu schützen - anders als Richemont, kritisieren Morgan-Stanley-Analysten. Auch am Freitag hätte das Unternehmen dennoch erneut betont, die Mitarbeiter trotz zahlreicher Bestellannullierungen weiter zu beschäftigen, weiterhin in neue Produkte und ins Marketing zu investieren und Preiserhöhungen lediglich sehr defensiv vorzunehmen.

Mit Blick in die Zukunft weisen verschiedene Analysten zudem auf die Unsicherheiten für das zweite Halbjahr. Ein weiterhin schwaches Tourismusgeschäft in Frankreich und Europa wahrscheinlich - erst recht nach dem erneuten Anschlag am Vorabend in Nizza mit über 80 Toten.

Aus heutiger Sicht sei zudem der Währungseffekt im zweiten Halbjahr wieder leicht negativ, so die ZKB. Die Vorjahresbasis sei allerdings bereits tiefer, was etwas helfen sollte.

Aussagen des CEO über eine Verbesserung im zweiten Halbjahr können den Markt zunächst nicht beruhigen. Positive Entwicklung in China und Chancen durch Olympische Spiele nannte Nick Hayek laut Analysten gegenüber Reuters als Lichtblicke, während der Markt Frankreich schwierig bleiben dürfte.

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