Geleitwort von Nayla Hayek, Präsidentin des Swatch Group Verwaltungsrats anlässlich der ordentlichen Generalversammlung der Swatch Group Aktionäre vom 14. Mai 2014 im Velodrome, Neumattstrasse 25, Grenchen, Schweiz.

Es gilt das gesprochene Wort

Sehen Sie auch die Beschlüsse der Generalversammlung der Aktionäre

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitaktionärinnen und Mitaktionäre,

Es freut uns sehr die Generalversammlung zum ersten Mal in Grenchen halten zu können, besonders weil die Stadt für die Uhrenindustrie und uns so wichtig ist da sie der Standort mehrerer Produktionsbetriebe der Firma ETA ist. Heute sind wir in einem Velodrome, sportlich gesehen eigentlich ein Ort des Sprints. Leider stimmt dies heute nicht. Es wird bestimmt eher zu einem Marathon kommen und wir werden sicher die längste Generalversammlung in der Geschichte der Swatch Group erleben. Dies bedauern wir, aber leider können wir es nicht ändern!

Dass wir aber wieder alle zusammen in einem Gebäude sind freut uns sehr. Mit dem 45 Minuten früheren Beginn der Generalversammlung, bleibt es hoffentlich, wie geplant, bei Ihrem Zmittag und wird's nicht ein Zvieri!

Ich werde versuchen, meine Rede so kurz wie möglich zu halten.

Wieder einmal haben wir heute für Sie eine spezielle Uhr ausgesucht. Eine 70er Banknote. Eine Uhr, die nicht im Verkauf angeboten wird. Eine Note nur für Sie…

Swatch Group heisst die Firma mit den vielfältigen Facetten, deren Besitzerinnen und Besitzer wir alle zusammen sind. Es ist kein Zufall, dass die Swatch dem Unternehmen den Namen gegeben hat. Vor 31 Jahren hat die Lancierung der Swatch die schweizerische Uhrenindustrie gerettet. Mit ihrem 30. Geburtstag, den wir 2013 mit mehreren Aktionen gefeiert haben, ist Swatch definitiv erwachsen geworden. Dabei hat sie nichts an Fröhlichkeit, Spontaneität und Kreativität verloren. Sie ist vielleicht nicht mehr ganz das enfant terrible der achtziger Jahre, doch aus der Landschaft der Uhrenindustrie heute nicht mehr wegzudenken. Und als Swatch Group unterstreichen wir jeden Tag, was wir der Swatch zu verdanken haben.

Was wir der Swatch verdanken, ist aber gar nicht so einfach zu beschreiben. Lassen Sie mich die Frage sowohl aus meiner Perspektive als Präsidentin des Verwaltungsrates der Swatch Group wie auch als Verantwortliche unserer neusten Akquisition, die Marke Harry Winston, beleuchten.

Was wir Swatch als Unternehmen verdanken, ist zuerst die Rettung der Schweizer Uhrenindustrie. Ohne Swatch, ohne dieses emotionale Produkt, das seit Jahrzehnten weltweit enorme Erfolge feiert, hätten wir diesen Neuanfang nie geschafft. Diese starke Basis hat uns ermöglicht, die Welt wieder auf Schweizer Qualitäten und Werte aufmerksam zu machen. Wir haben den Enthusiasmus für Zeitmesser aus der Schweiz wieder belebt. Wir haben uns über die Emotionen wieder bemerkbar gemacht. Wir haben über die Kreativität, die Ironie, die Schönheit und, sehr wichtig, die Erschwinglichkeit eines Produkts für den Alltag die Schweiz und eine ihrer traditionellen Industrien wieder auf der Weltbühne installiert. Wir haben auch - scheuen wir uns nicht, es zu sagen - das Verstaubte dieser Branche weggeputzt. Dieser Erfolg hat uns ermöglicht, mit sehr viel Engagement und harter Arbeit, unsere bekannten Marken zurückzuerobern, sie neu zu positionieren und letztendlich, mit ihnen einen starken wirtschaftlichen Erfolg aufzubauen. Sicherlich gibt es noch einige Aktionärinnen und Aktionäre unter Ihnen, die sich erinnern, in welch desolatem Zustand beispielsweise die Marken Omega, Longines oder Tissot am Anfang der achtziger Jahre waren. Inzwischen sind sie Helden der Schweizer Uhrenindustrie und wecken überall Leidenschaft und Respekt.

Die Swatch ist gleichzeitig auch für eine radikale Veränderung verantwortlich, die zwar weniger sichtbar, aber umso wichtiger ist: Die Uhrenindustrie ist dank Swatch hauptsächlich als Industrie gerettet worden. Um eine Uhr mit nur 51 Teilen produzieren zu können, um Hunderte von Varianten jedes Jahr auf den Markt zu bringen, um Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit zu geben, eine Leinwand am Handgelenk zu gestalten, mussten wir eine Philosophie entwickeln, die geeignet war, sich mit Grundkonzepten wie Maschine, Automatismus, Robotik und Design auseinanderzusetzen. Die Swatch SISTEM51, die wir im Dezember in der Schweiz lanciert haben und heute weltweit anbieten, ist ein Paradebeispiel dieser Philosophie.

Diese Veränderung hat nicht nur unzählige Arbeitsplätze geschaffen und somit den Standort Schweiz gestärkt, sie hat nicht nur Berufe gerettet, einen starken Schub Richtung neue Technologien ausgelöst, sie hat darüber hinaus unsere Vision über unsere Produkte und unsere Aktivitäten fundamental unterstützt. Heute ist eine Breguet, eine Blancpain, eine Jaquet Droz oder eine Glashütte Original, um einige Beispiele klassischer Meisterwerke der Uhrmacherkunst zu nennen, nicht mehr vorstellbar ohne die neusten Technologien wie die Spiralfeder aus Silizium, die neuartigen Kunststoffe, Keramik und Legierungen, die Produktion winzigster hochwertiger Teile mit speziellen Maschinen oder Robotern. All diese Entwicklungen sind nur denkbar - und finanzierbar - im Rahmen einer höchst effizienten, innovativen und hochmodernen Industrie. Im Rahmen einer Industrie, die darauf Acht gibt, dass sie qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter findet, sie ausbildet, sie motiviert, ihre Entwicklung fördert und sie schlussendlich halten kann.

Unsere soziale Verantwortung nehmen wir aber nicht nur bei dem Personal der Swatch Group wahr. Umwelt-, Ethik-und Sozialkriterien sind fester Bestandteil unserer Beschaffungspolitik. Der verantwortungsbewusste Einkauf von industriespezifischen Rohstoffen wie Edelmetallen, Diamanten und exotischen Ledern ist eine Priorität für die Gruppe. Erinnern sie sich: Swatch Group hat als Erstes und bis heute fast als Einziges der Luxusunternehmen den Gebrauch von exotischen Ledern strickt reguliert. Wir haben uns entschieden ausschliesslich Häute aus der Art Alligator mississippiensis aus den USA zu verwenden und verfügen somit über eine umfassende Kenntnis und Verfolgbarkeit der bezogenen Lederwaren aus exotischen Zuchten. Zudem hat sich die Swatch Group entschieden, freiwillig auf den Verbrauch von Hölzern bedrohter Baumarten zu verzichten und nur Hölzer zu verwenden, die aus nachhaltigem Anbau stammen. Dies erlaubt den Gesellschaften der Swatch Group, einen weiteren wichtigen Beitrag zur Verbesserung des ökologischen Gleichgewichts zu leisten. Die Swatch Group fordert ihre Lieferanten auf, zu garantieren, dass die gelieferten Edelmetalle aus ethisch einwandfreien Quellen sowie konfliktfreien Regionen stammen und zudem über die ganze Beschaffungskette alle gesetzlichen Bestimmungen erfüllen. Ebenso stellen wir sicher, dass die Diamanten, die in unseren Produkten verwendet werden, ausschliesslich von Lieferanten stammen, welche das Zertifizierungssystem des Kimberley-Prozesses vollumfänglich respektieren und auch anwenden. Das heisst sogenannte Blutdiamanten oder Konfliktdiamanten, mit denen Erlöse gewalttätige Konflikte finanziert werden, gibt es bei der Swatch Group nicht.

Swatch Group ist auch ein wichtiger Akteur im Bereich der Philanthropie, einem Bereich über welchen in der Öffentlichkeit nicht immer kommuniziert wird. Jedoch können wir die Zusammenarbeit von Omega mit Orbis erwähnen, eine Organisation, deren «Flying Eye Hospital» für qualitativ hochstehende augenärztliche Pflege in einigen der ärmsten Gegenden der Welt sorgt. Hier können wir auch Harry Winston nennen mit Ihrer Arbeit im Bereich der Pädiatrie, Blancpain mit Ihrem Engagement für bedrohte Unterwasser-Seegebiete. Wir arbeiten auch mit Médecins sans frontières, einer Organisation, die in Krisengebieten tätig ist, und mit der Stiftung Theodora, deren Clowns in Spitäler kranken Kindern Freude schenkt, ohne dass unsere Unterstützung auf den Titelblättern der Boulevardpresse erwähnt wird. Um nur ein Paar zu nennen.

Die Swatch hat uns auf diesen Weg gebracht, und wir werden ihn nicht verlassen und uns weiter um den Arbeitsplatz Schweiz bemühen und um ihn kämpfen.

Und trotzdem kauften wir Harry Winston! Eine amerikanische Firma, mit natürlich der Uhrenproduktion in der Schweiz. Mit Harry Winston gehen wir in eine nächste Sparte. Eine Sparte, die wir schon mit unseren Prestigemarken zum grossen Teil kennen, die Welt des Luxus, die Welt der Exklusivität, die Welt der Seltenheit, die Welt des Ausserordentlichen. Aber mit Harry Winston ergänzen wir auch die Swatch Group mit einer Dimension, die uns noch gefehlt hat. Mit Harry Winston reden wir nicht mehr von Produkten oder besser gesagt von Objekten, die nur mit dem Genie des Menschen hergestellt werden können. Mit Harry Winston reden wir von Elementen der Natur, die so selten sind, die so spezielle natürliche Bedingungen voraussetzen, damit sie entstehen und gewonnen werden können, dass sie eigentlich fast undenkbar sind. Mit Harry Winston befassen wir uns mit der Einmaligkeit.

Mit Harry Winston stellen wir innerhalb der Swatch Group eine Verbindung mit absolut aussergewöhnlichen Elementen der Natur her. Bis jetzt haben wir vor allem winzige und grossartige Uhrwerke produziert, die mit gespannten Federn oder Batterien als Energiequelle funktionieren. Mit Harry Winston setzt sich die Swatch Group mit Elementen der Natur auseinander, die von Menschen gesplittet, geschnitten, geschliffen und schliesslich montiert werden, um ihre einzigartige Schönheit und die Schönheit jener zu unterstreichen, die sie tragen.

Wie Sie wissen, ist Diamant etwas sehr Hartes. Bleiben wir bei der Härte, und gehen wir über zu den harten Fakten. 2013 sind wir um weitere 8,3% gewachsen und haben einen Rekordumsatz von 8.817 Milliarden Schweizer Franken erreicht, dies trotz der äusserst schlechten Währungssituation. In der zweiten Jahreshälfte lag die Umsatzeinbusse in Bezug auf die Wechselkurse bei über 100 Millionen. Der Betriebsgewinn stieg 2013 um 17,0% auf 2.314 Milliarden, was einer operativen Marge von 27,4% entspricht, und der Konzerngewinn erreichte mit 1.928 Milliarden eine Netto-Umsatzrendite von 22,8%. Das Eigenkapital per Ende Dezember 2013 ist auf einem neuen Höchstniveau von 9.574 Milliarden Schweizer Franken, was einer Eigenkapitalquote von 82,3% entspricht.

Im Frühjahr haben wir die Marke Harry Winston übernommen und mit den damals weltweit 535 Mitarbeitenden und ihrer Produktionsfirma in Genf in den Konzern integriert. Ende November übernahm die Swatch Group zudem die Kontrolle über die Rivoli Group in Dubai, eine Unternehmensgruppe mit einem Distributionsnetz von über 360 Detailhandelsgeschäften im Mittleren Osten. Die Swatch Group war bereits seit 2008 Aktionärin der Rivoli Group.

In der Produktion wurden die Kapazitäten durch spezifische Investitionen weiter ausgebaut und in Betrieb genommen. Unter anderem wurde im Frühjahr der Betrieb der neuen Produktionseinheiten hier in Grenchen aber auch in Villeret und in Boncourt gestartet, ein immer wieder bestätigtes Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz und eine weitere Verstärkung des Swiss Made. Alleine in der Schweiz wurden über 900 neue Arbeitsstellen geschaffen.

Aufgrund des guten Resultats 2013 sowie der für 2014 positiven Aussichten, schlägt der Verwaltungsrat der Swatch Group der Generalversammlung am 14. Mai 2014 die folgende Dividende vor: CHF 7.50 pro Inhaberaktie und CHF 1.50 pro Namenaktie. Mein Dank geht heute ganz besonders an den Verwaltungsrat, die Konzernleitung und die erweiterte Konzernleitung, an all unsere 33 600 Kolleginnen und Kollegen in der Schweiz und der ganzen Welt, die aus der Swatch Group jeden Tag ein Unternehmen mit vielen brillanten Facetten machen, ein Unternehmen, das ein wahrer Diamant ist! Und natürlich danke ich auch all unseren Aktionärinnen und Aktionären, ohne die dieser Diamant nie in unsere Familie gekommen wäre.

Vielen Dank! Das Geleitwort der Präsidentin als PDF-Dokument (41 KB)
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