LONDON (awp international) - Dem Reiseveranstalter Thomas Cook hat ein heisser Sommer sowie Preisdruck auf dem Heimatmarkt das Geschäft noch stärker vermasselt als befürchtet. So konnte der britische Konzern das erst Ende September zum zweiten Mal gesenkte Gewinnziel für das abgelaufene Geschäftsjahr ebenfalls nicht halten. Dabei musste Thomas Cook einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Als Konsequenz daraus streicht der Konzern die Dividende. Die ohnehin schwer gebeutelte Aktie brach am Dienstag an der Londoner Börse um 25 Prozent ein. Auch Tui-Aktien gerieten unter Druck.

Konzernchef Peter Fankhauser räumte zuvor am Morgen bei Vorlage vorläufiger Zahlen für das Geschäftsjahr 2017/18 eine "enttäuschende Entwicklung" ein. Während das Unternehmen sowohl in seinen Hotels als auch bei seinen eigenen Fluglinien gute Geschäfte verzeichnete, brach der Gewinn bei den klassischen Reiseveranstaltern ein. Der heisse Sommer in Mitteleuropa führte dazu, dass Urlauber Reisen ins Ausland verschoben. Die Zurückhaltung führte zu einem Preiskampf im Last-Minute-Geschäft, insbesondere in Grossbritannien, wo Veranstalter versuchten, ihre Touren mit hohen Rabatten loszuschlagen. Dazu kam ein weiter stark wettbewerbsintensiver spanischer Markt.

Für Reiseveranstalter ist der Sommer die wichtigste Zeit des Jahres. In den heissen Monaten fahren sie in der Regel ihre Gewinne ein - und müssen damit ihre Verluste aus reiseschwachen Wintermonaten ausgleichen.

Bei Thomas Cook drückten zusätzlich Altlasten wie Abschreibungen auf ältere Hotel-Aussenstände auf das Ergebnis sowie höher als erwartet ausgefallene Umbaukosten. Das um verschiedene Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank daher auf vergleichbarer Basis um 58 Millionen britische Pfund auf 250 Millionen Pfund (gut 282 Mio Euro), wie der Konzern in London mitteilte. Das sind nochmals 30 Millionen Pfund weniger, als Thomas Cook mit der Gewinnwarnung Ende September angekündigt hatte.

Die Nettoverschuldung stieg daher auf 389 Millionen Pfund, was ebenfalls mehr war als gedacht. Die Kreditbedingungen der Banken hielt Thomas Cook eigenen Angaben zufolge jedoch ein. Zudem erhielt der Konzern eine höhere finanzielle Flexibilität, um den laufenden Umbau weiter voranzutreiben. Der Konzern kündigte an, künftig noch stärker auf die Kosten zu schauen und zeigte sich zuversichtlich, die Verschuldung in den kommenden Jahren wieder zu senken.

Im kommenden Jahr hat sich Thomas Cook eine Verbesserung des britischen Geschäfts vorgenommen, das nicht nur unter dem scharfen Wettbewerb, sondern auch unter "zu vielen Altlasten" leide. Zudem kündigte der Konzern an, seine festen Kapazitäten im Flugliniengeschäft zu reduzieren. Insgesamt will sich der Konzern vermehrt auf renditestärkere Hotels und Urlaubsziele sowie höherwertige Reisen konzentrieren. So will Thomas Cook 2019 die Entwicklung des bereinigten wie auch unbereinigten Ebit verbessern. Die ausführlichen Zahlen will der Konzern am 29. November vorlegen./nas/tav/jha/