FRANKFURT (dpa-AFX) - Fortschritte bei einer möglichen Stahlfusion mit Tata Steel haben die Aktionäre von Thyssenkrupp am Mittwoch zuversichtlich gestimmt. Die Papiere gewannen am Vormittag in einem insgesamt eher schwachen Marktumfeld 1,20 Prozent auf 22,76 Euro. Grund der guten Stimmung: Der indische Konzern Tata nahm dank einer grundsätzlichen Einigung über den Umgang mit den milliardenschweren Pensionsverpflichtungen eine Hürde auf dem Weg zur der möglichen Transaktion mit dem Dax-Konzern.

Die Pläne, denen die britischen Regulierungsbehörden noch zustimmen müssen und bei denen es noch Details zu klären gibt, sehen vor, den Pensionsfonds von Tata Steel abzuspalten und die Treuhänder mit einem Drittel an dem Fonds zu beteiligen. Mit einer Zustimmung der Behörden wäre die letzte Hürde für eine Fusion mit dem europäischen Stahlgeschäft von Thyssenkrupp beiseite geräumt, schrieb Analyst Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank in einer Studie. Der Deal würde der Aktie des deutschen Industriekonzerns vermutlich einen Mehrwert von 3 Euro je Aktie bescheren. Schachel bewertet Thyssenkrupp mit "Buy" und einem Kursziel von 29 Euro.

Tata Steel und Thyssenkrupp sprechen seit vergangenem Jahr über eine Zusammenführung ihrer europäischen Stahlgeschäfte. Die Pensionsverpflichtungen Tatas sind dabei eine von mehreren Hindernissen.

Auf Basis der aktuellen Struktur wäre denn auch ein Zusammenschluss nur schwer vorstellbar, erklärte Analyst Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank. Nach der Grundsatzeinigung von Tata Steel erschienen nun aber zwei Szenarien wahrscheinlicher. Entweder werde nur ein kleiner Teil der betreffenden Pensionsverpflichtungen in ein gemeinsames Unternehmen eingebracht oder gar keine. Auch Synagowitz sieht eine Fusion der Stahlsparten als möglichen starken Kurstreiber für die Aktien des Dax-Konzerns.

Eine Lösung für das europäische Stahlgeschäft wäre in der Tat ein großer Wurf beim Umbau des Essener Unternehmens zu einem Industriekonzern. Ein entscheidender Schritt war hierbei erst im Februar mit dem Verkauf des verlustreichen brasilianischen Stahlwerks gelungen. Dem Aktienkurs half dies aber nur vorübergehend. Seit dem Zwischenhoch Ende Februar haben die Papiere mittlerweile rund 8 Prozent verloren.

Allerdings hatten die Anteilsscheine in den Monaten davor stark von einer Erholung der Rohstoffpreise, die die Perspektiven für die Branche aufhellte, profitiert. Hinzu kamen diverse Schutzzölle der EU gegen Stahl-Billigimporte aus China sowie unternehmensspezifisch die Hoffnung auf eine Lösung für das Stahlgeschäft. Das Plus seit dem Mehrjahrestief im Februar 2016 summiert sich immer noch auf mehr als 80 Prozent./mis/nas/fbr

Unternehmen im Artikel: ThyssenKrupp AG, Tata Steel Limited