(neu: Kommentar von JPMorgan im fünften und sechsten Absatz sowie weitere Kurse europäischer Stahlhersteller im zweiten Absatz)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Zurückgeschraubte Produktionsziele von ArcelorMittal haben zur Wochenmitte die Aktienkurse von Europas Stahlproduzenten belastet. Während ArcelorMittal an der Euronext um 4 Prozent auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren fielen, gaben am deutschen Markt die Aktien von Thyssenkrupp um 2,2 Prozent nach. Sie haben damit die hohen Kursgewinne vom 10. Mai, als der Konzern eine strategische Kehrtwende ausgerufen hatte, fast vollständig wieder abgegeben.

Salzgitter gaben um 1,8 Prozent nach. Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co rutschten um 3,5 Prozent ab. In Wien verloren Voestalpine 2,5 Prozent. In Helsinki büßten die Anteilscheine des Stahlproduzenten Outokumpu 3,5 Prozent ein und in Stockholm sackten Papiere des Flachstahlerzeugers SSAB um 4 Prozent ab.

Schon im ersten Quartal habe sich die Stahlnachfrage in Europa abgeschwächt, sagte ein Händler. Der europäische Markt sei der wichtigste für ArcelorMittal, entsprechend deutlich falle nun auch die Kursreaktion aus. Zudem habe der Rückenwind von den Stahlpreisen in den USA mittlerweile merklich nachgelassen.

Der weltgrößte Stahlhersteller ArcelorMittal schraubt seine Produktionskapazitäten weiter zurück. Es seien weitere Schritte notwendig, um die europäischen Stahlproduktionsmengen auf die weiterhin schwache Nachfrage anzupassen, teilte der Konzern mit. Das Geschäft in Europa sei nach wie vor von einer trägen Nachfrage und hohen Stahl-Importen auf dem Kontinent belastet. Davon betroffen sind in Deutschland die Werke in Eisenhüttenstadt und Bremen. Im übrigen Europa trifft es Dünkirchen in Frankreich und Asturias in Spanien.

Die Standorte, an denen ArcelorMittal die Produktion kürze, lägen am oberen Ende der "internen Kostenkurve" des Konzerns, schrieb Analyst Luke Nelson von der Investmentbank JPMorgan. Auf die Ergebnisse dürften sich die Senkungen folglich wohl nicht stark niederschlagen. Das operative Ergebnis (Ebitda) 2019 und 2020 werde um geschätzte 1 beziehungsweise 2 Prozent niedriger ausfallen.

Unter dem Strich entsprächen die in Aussicht gestellten Kürzungen zwei bis drei Prozent der gesamten europäischen Stahlproduktion. Grundsätzlich wertete Nelson die Kürzungen als Hinweis darauf, dass die Hersteller angesichts hoher Stahlimporte den Druck auf die Wettbewerbshüter der Europäischen Union verstärken wollen. Auch Salzgitter habe zuletzt eine geringeren Ausstoß in Europa angedeutet./bek/fba

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