DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die deutschen Stahlverarbeiter klagen über Nachschubprobleme. Nicht nur bei zusätzlich bestellten Stahlmengen gebe es Lieferzeiten von mehreren Monaten, berichtete der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) am Montag. Auch bei schon geschlossenen Verträgen komme es zu Verzögerungen und verringerten Zuteilungen. Die Beschaffungskosten seien deshalb zuletzt stark gestiegen. Während zunächst vor allem Flachstahl betroffen gewesen sei, breite sich das Problem nun auch auf Produkte wie Walzdraht und auf Spezialstähle aus.

"Mittlerweile machen sich Verarbeiter in allen Segmenten große Sorgen um ihre Lieferfähigkeit in den kommenden Monaten", sagte WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer laut Mitteilung. Während die Produktion vieler Stahlverarbeiter seit dem Sommer unerwartet kräftig zugelegt habe, ziehe die Stahlerzeugung nur zögerlich nach.

Die deutsche Stahlindustrie fährt ihre Produktion nach einem starken Rückgang im Frühjahr und den Sommermonaten wieder hoch. Im Oktober und November lag die Produktion über der im Vorjahreszeitraum, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitgeteilt hatte. Mit rund 3,3 Millionen Tonnen erreichte sie in etwa wieder das Niveau vom Februar und März dieses Jahres. Deutschland ist der größte Stahlerzeuger in der EU. 2019 wurden knapp 40 Millionen Tonnen Rohstahl produziert.

Aus Sicht der Stahlverarbeiter wird die Lage für sie dadurch erschwert, dass die Einfuhr von Stahl aus Drittländern begrenzt beziehungsweise mit Einfuhrzöllen belegt wurde. Das heize die Situation zusätzlich an. "Stahl ist weltweit in kürzester Zeit zum knappen Gut geworden", sagte Vietmeyer. Einen so starken Umschwung habe es zuletzt nach der Finanzkrise 2009 gegeben./hff/DP/jha