Deutschlands mächtigste Gewerkschaft hat damit gedroht, einem Teilverkauf der Stahlsparte von Thyssenkrupp die Unterstützung zu verweigern, wenn der Konzern keine Garantien für Investitionen, Standorte und Arbeitsplätze gibt, sagte ein führender Arbeitnehmervertreter der Wochenzeitung Welt am Sonntag.

"Das sind rote Linien für uns", sagte Knut Giesler, der die IG Metall in Nordrhein-Westfalen leitet, wo Thyssenkrupp seinen Sitz hat.

Wenn es bis zu einer für den 23. Mai anberaumten Aufsichtsratssitzung keine schriftlichen Zusicherungen gebe, könne sich Giesler nicht vorstellen, dass die Gewerkschaftsführer, die die Hälfte der Sitze des Gremiums innehaben, für den geplanten Verkauf von 20% der Thyssenkrupp-Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky stimmen würden, sagte er.

Im Falle einer Pattsituation können die Arbeitnehmervertreter zwar immer noch vom Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Russwurm überstimmt werden, dessen Stimme in einem solchen Fall doppelt zählt, aber Giesler warnte davor, dass dies das ohnehin schon angespannte Verhältnis zum Management noch weiter verschlechtern könnte.

"Herr Russwurm und der Aufsichtsrat sollten sich genau überlegen, ob sie den stärksten mitbestimmten Bereich im Unternehmen wirklich mit einer Doppelstimme überstimmen wollen", sagte Giesler.

"Wenn sie so mit uns umgehen wollen, werden wir dafür sorgen, dass es eine angemessene Reaktion der Belegschaft gibt", sagte er. "Der Konzern muss entscheiden, ob er monatelange Unruhen in der Belegschaft und an den Standorten will."

Arbeitnehmervertreter haben den Stil von Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez scharf kritisiert und ihm vorgeworfen, die Arbeitnehmer nicht in die Verhandlungen einzubeziehen und langjährige Traditionen zu missachten, die den Gewerkschaften im Konzern viel Einfluss geben.