Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den kräftigen Gewinnen vom Vortag geht es im Frühhandel am Donnerstag an den europäischen Börsen gemächlich zu. Neben den Aufschlägen gilt es insbesondere den Zinsbeschluss und die Zinsprojektionen der US-Notenbank vom Vorabend zu verdauen. Der DAX gewinnt 0,2 Prozent auf 14.471 Punkte, der Euro-Stoxx steigt etwas stärker um 0,5 Prozent.

Insgesamt sorgte die falkenhaft aufgetretene Fed für keine größeren Überraschungen. Dass sie ziemlich klar für das laufende Jahr noch weitere sechs Zinserhöhungen um je 25 Basispunkte in Aussicht stellte bei einer zugleich deutlich erhöhten Inflationsprognose und gesenkten Wachstumserwartung, bezeichnen manche Marktteilnehmer gleichwohl als etwas falkenhafter als erwartet. Fondsmanager Calvin Norris von Aegon Asset Management sieht die Fed klar "auf dem Kriegspfad" gegen Inflation. Die US-Börsen hatten die Fed-Kommentare aber nur kurz etwas zurückgeworfen, am Ende des Tages standen kräftigen Erholungsgewinne auf den Kurszetteln.

Am Anleihemarkt fallen die Kurse leicht, die Marktzinsen steigen also - passend zu den Zinsaussagen aus den USA. Der Dollar, der nach den Fed-Aussagen zunächst zulegte, dann aber deutlich zurückfiel, gibt noch einen Tick weiter nach. Der Euro kostet 1,1061 Dollar. Hier könnte der Markt nun vermehrt darauf setzen, dass auch die EZB falkenhafter wird, was sie zuletzt tendenziell bereits auch schon tat. In der EU wird aktuell noch mit bis zu zwei Zinserhöhungen gerechnet, allerdings erst zum Ende des Jahres.

Vor diesem Hintergrund dürften später am Vormittag die EU-Verbraucherpreise für Februar besonders beäugt werden. Die Prognose lautet auf ein Plus zum Vorjahr von 5,8 Prozent.

Mit der US-Notenbank rücken derweil auch andere Notenbanken in den Fokus, vor allem die britische am Mittag. Sie hat den Zins bereits zwei Mal angehoben und dürfte dies ein weiteres Mal tun. Derweil hat in Brasilien die Notenbank den Leitzins um einen ganzen Punkt auf 11,75 Prozent erhöht und auch aus Taiwan wird eine Zinsanhebung gemeldet.

Im Blick haben die Börsianer auch weiter den Krieg in der Ukraine. Trotz fortgesetzter russischer Angriffe dominiert hier aber weiter die Hoffnung auf eine baldige diplomatische Lösung.

Rückenwind kommt erneut aus China. An den dortigen Börsen ging die dramatische Aufholjagd vom Vortag weiter. Auslöser waren Aussagen der Regierung, die darauf hindeuten, dass Peking mit Stützungskäufen für Stabilität an den Märkten sorgt. Erneut legten insbesondere Technikwerte besonders stark zu. Furcht vor neuen US-Sanktionen hatte diese zuletzt stark belastet.


   Thyssen sehr schwach 

Bankaktien (+0,7%) tummeln sich bei den Branchen im Mittelfeld. Die Banken gelten als Profiteure eines insgesamt höheren Zinsniveaus. An der Spitze stehen mit einem Plus von 1,3 Prozent Technikaktien, nur übertroffen vom Subindex der Reise- und Freizeitwerte (+1,6%).

Auf Unternehmensseite bewegen Geschäftszahlen vor allem aus der zweiten und dritten Reihe die Kurse. Für die Thyssenkrupp-Aktie geht es um 6 Prozent nach unten. Hier belastet eine zurückgezogene Cashflow-Prognose wie auch die Aufschiebung des Börsengangs der Stahlsparte. "Das klingt ein bisschen nach Aufschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag", kommentiert ein Händler. Hintergrund sind die Unwägbarkeiten als Folge des Kriegs in der Ukraine.

Freundlich werden die Jahreszahlen von United Internet im Handel kommentiert. Die hohen Erwartungen seien erfüllt worden. Die nicht erhöhte Dividende könne zwar einige Marktteilnehmer überraschen, andererseits sei dies verständlich wegen der notwendigen Investitionen ins 5G-Netz. Die Aktie liegt ein halbes Prozent vorne.

Für Morphosys geht es um 1 Prozent nach unten. Das Geschäft bei dem Biotechnologieunternehmen hat sich im letzten Quartal deutlich belebt, auf Jahressicht ging es aber noch deutlicher zurück.

Neue Geschäftszahlen von Vossloh (+1,6%) kommen gut an. Die wichtige Gewinnmarge sei auf 7,7 nach 6,6 Prozent im Vorjahr gestiegen, heißt es und die Auftragslage bei dem Bahn-Infrastrukturausrüster sei sehr gut.

Bei RTL (+2,0%) ist die Gewinnentwicklung deutlich über dem Konsens ausgefallen. Dies sei angesichts des Investitionsbedarfs in Streaming-Kanäle bemerkenswert, heißt es. Auch scheine die Margenstärke des nach Corona wiederbelebten TV-Werbegeschäfts unterschätzt worden zu sein.


   SAF-Holland warnt bei Gewinnmarge 

SAF-Holland stürzen um rund 13 Prozent ab. Der Hersteller von Lkw-Trailer-Komponenten befürchtet Stornierungen von Kundenaufträgen für Lieferungen nach Russland und sieht eine starke Inflation bei den Einstandskosten. Die bereinigte Gewinnmarge soll "deutlich" unter den Vorjahreswert von 7,5 Prozent fallen.

Grenke machen einen Satz um über 8 Prozent nach oben. Der Leasingkonzern hat sein Gewinnziel im vergangenen Jahr erreicht und will die Dividende fast verdoppeln.

Dürr gewinnen 1 Prozent. Der Autozulieferer und Maschinenbauer will die Dividende für das abgelaufene Jahr um rund zwei Drittel gegenüber dem Jahr zuvor erhöhen.


 
Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.909,01      +0,5%       19,32      -9,1% 
Stoxx-50                3.628,16      +0,5%       17,05      -5,0% 
DAX                    14.471,22      +0,2%       30,48      -8,9% 
MDAX                   31.565,14      +0,6%      197,09     -10,1% 
TecDAX                  3.272,60      +0,8%       24,93     -16,5% 
SDAX                   14.717,00      +1,0%      146,17     -10,3% 
FTSE                    7.334,35      +0,6%       42,67      -1,3% 
CAC                     6.634,58      +0,7%       45,94      -7,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,39                  -0,00      +0,57 
US-Zehnjahresrendite        2,15                  -0,04      +0,64 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:21  Mi, 17:01   % YTD 
EUR/USD                   1,1061      +0,4%      1,1038     1,0995   -2,7% 
EUR/JPY                   131,31      +0,3%      131,12     130,24   +0,3% 
EUR/CHF                   1,0398      +0,2%      1,0382     1,0349   +0,2% 
EUR/GBP                   0,8386      +0,0%      0,8377     0,8395   -0,2% 
USD/JPY                   118,71      -0,1%      118,83     118,48   +3,1% 
GBP/USD                   1,3191      +0,5%      1,3172     1,3096   -2,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,3580      -0,1%      6,3593     6,3694   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                40.868,66      -0,1%   40.876,24  40.618,69  -11,6% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  98,23      95,04       +3,4%       3,19  +31,9% 
Brent/ICE                 101,84      98,02       +3,9%       3,82  +32,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.939,28   1.925,97       +0,7%     +13,31   +6,0% 
Silber (Spot)              25,28      25,06       +0,8%      +0,21   +8,4% 
Platin (Spot)           1.025,20   1.023,19       +0,2%      +2,01   +5,6% 
Kupfer-Future               4,65       4,59       +1,4%      +0,06   +4,2% 

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March 17, 2022 04:52 ET (08:52 GMT)