Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den kräftigen Gewinnen vom Vortag sieht es vorbörslich am Donnerstag nach einem verhaltenen Start und einer Konsolidierung an den europäischen Börsen aus. Neben den Aufschlägen gilt es insbesondere den Zinsbeschluss und die Zinsprojektionen der US-Notenbank vom Vorabend zu verarbeiten.

Insgesamt sorgte die Fed für keine größeren Überraschungen. Dass sie ziemlich klar für das laufende Jahr noch weitere sechs Zinserhöhungen um je 25 Basispunkte in Aussicht stellte bei einer zugleich deutlich erhöhten Inflationsprognose und gesenkten Wachstumserwartung, empfinden manche Marktteilnehmer als etwas falkenhafter als erwartet. Fondsmanager Calvin Norris von Aegon Asset Management sieht die Fed klar "auf dem Kriegspfad" gegen Inflation.

Die US-Börsen hatten die Fed-Kommentare aber nur kurz etwas zurückgeworfen, am Ende des Tages standen kräftigen Erholungsgewinne auf den Kurszetteln. Der XDAX liegt mit 14.520 Punkten rund ein halbes Prozent im Plus. Auch der Euro-Stoxx-50 zieht auf 3.918 Punkte etwas an.

Am Anleihemarkt fallen die Kurse, die Marktzinsen steigen also - passend zu den Zinsaussagen aus den USA. Der Dollar, der nach den Fed-Aussagen zunächst zulegte, dann aber deutlich zurückfiel, gibt noch einen Tick weiter nach. Der Euro kostet 1,1040 Dollar. Hier könnten Marktteilnehmer nun vermehrt darauf setzen, dass auch die EZB falkenhafter werden könnte, was sie zuletzt tendenziell bereits auch schon tat. In der EU wird aktuell noch mit bis zu zwei Zinserhöhungen gerechnet, allerdings erst zum Ende des Jahres.

Mit der US-Notenbank rücken auch andere Notenbanken in den Fokus, vor allem die britische am Mittag. Sie hat den Zins bereits zwei Mal angehoben und dürfte dies erneut tun. Derweil hat in Brasilien die Notenbank den Leitzins um einen ganzen Punkt auf 11,75 Prozent erhöht.

Angesichts der weltweit agierenden Notenbanken stehen am Vormittag die EU-Verbraucherpreise für Februar im Fokus. Die Prognose lautet auf ein Plus zum Vorjahr von 5,8 Prozent. Auch die EZB war zuletzt falkenhafter aufgetreten, hier wird bislang aber erst Richtung Jahresende mit einem Drehen an der Zinsschraube gerechnet.

Im Fokus steht dazu weiter der Krieg in der Ukraine. An den Märkten scheint hier trotz fortgesetzter russischer Angriffe weiter die Hoffnung auf eine baldige diplomatische Lösung zu dominieren.

Rückenwind kommt erneut aus China. An den dortigen Börsen geht die dramatische Erholungshausse vom Vortag weiter. Auslöser waren Aussagen der Regierung, die darauf hindeuten, dass Peking mit Stützungskäufen für Stabilität an den Märkten sorgt. Erneut legen insbesondere Technikwerte besonders stark zu. Furcht vor neuen US-Sanktionen hatte diese zuletzt stark belastet.


   Thyssen sehr schwach erwartet 

Bankaktien dürften zu den Tagesfavoriten gehören, weil die Banken von einem höheren Zinsniveau insgesamt profitieren. Von Unternehmensseite kommen Geschäftszahlen vor allem aus der zweiten und dritten Reihe.

Für die Thyssenkrupp-Aktie geht es vorbörslich um über 4 Prozent nach unten. Hier belastet eine zurückgezogene Cashflow-Prognose wie auch die Aufschiebung des Börsengangs der Stahlsparte. "Das klingt ein bisschen nach Aufschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag", kommentiert ein Händler. Hintergrund sind die Unwägbarkeiten als Folge des Kriegs in der Ukraine.

Freundlich werden die Jahreszahlen von United Internet im Handel kommentiert. Die hohen Erwartungen seien erfüllt worden. Die nicht erhöhte Dividende könne zwar einige Marktteilnehmer überraschen, andererseits sei dies verständlich wegen der notwendigen Investitionen ins 5G-Netz. Die Aktie zieht um 1,5 Prozent an.

Bei Morphosys geht es dagegen um 2,9 Prozent nach unten. Das Geschäft bei dem Biotechnologieunternehmen hat sich im letzten Quartal deutlich belebt, auf Jahressicht ging es aber noch deutlicher zurück.

Neue Geschäftszahlen von Vossloh kommen gut an. Die wichtige Gewinnmarge sei auf 7,7 nach 6,6 Prozent im Vorjahr gestiegen, heißt es und die Auftragslage bei dem Bahn-Infrastrukturausrüster sei sehr gut. Die Aktie wird rund 1,5 Prozent höher getaxt.


 
DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Mi, 17:01 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,1042      +0,2%     1,1018         1,0995   -2,9% 
EUR/JPY           131,20      +0,2%     130,96         130,24   +0,2% 
EUR/CHF           1,0381      +0,1%     1,0621         1,0349   +0,1% 
EUR/GBP           0,8381      -0,0%     0,8385         0,8395   -0,3% 
USD/JPY           118,83      -0,0%     118,86         118,48   +3,2% 
GBP/USD           1,3175      +0,3%     1,3132         1,3096   -2,6% 
USD/CNH           6,3618      -0,1%     6,3654         6,3694   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD        40.834,95      -0,2%  40.903,01      40.618,69  -11,7% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          97,11      95,04      +2,2%           2,07  +30,4% 
Brent/ICE         100,15      98,02      +2,2%           2,13  +29,9% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.931,58   1.925,97      +0,3%          +5,62   +5,6% 
Silber (Spot)      25,14      25,06      +0,3%          +0,08   +7,8% 
Platin (Spot)   1.019,41   1.023,19      -0,4%          -3,78   +5,0% 
Kupfer-Future       4,62       4,59      +0,6%          +0,03   +3,6% 

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March 17, 2022 03:28 ET (07:28 GMT)