--Operatives Ergebnis fast verdreifacht dank Material Services und Steel

--480 Millionen Euro Impairment vor allem auf das Stahlgeschäft

--Mittelabfluss geringer als befürchtet

--Prognosen für Umsatz und operativen Gewinn bestätigt

(NEU: weitere Details)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Lieferkettenprobleme bei Kunden und die Engpässe in der Versorgung haben Thyssenkrupp im dritten Geschäftsquartal (per Ende Juni) zugesetzt. Während das Geschäft mit Autokomponenten trotz Preiserhöhungen kaum noch Gewinn abwarf, verdiente der Ruhrkonzern im Werkstoffhandel und im Stahlgeschäft deutlich mehr als im Vorjahr. Der operative Konzerngewinn verdreifachte sich deshalb annähernd und übertraf damit die Markterwartungen.

Die Jahresprognosen wurden mit Ausnahme des Zielwertes für den Nettogewinn bestätigt. Wertberichtigungen, die vor allem das Stahlgeschäft betrafen und sich auf 480 Millionen Euro summierten, belasten das Ergebnis unter dem Strich: Es wird nun im hohen dreistelligen Millionen-Bereich erwartet und nicht wie bisher bei mehr als 1 Milliarde Euro, wie das Unternehmen in Essen mitteilte.


Restrukturierung hilft Margen 

Im abgelaufenen Quartal profitierte Thyssenkrupp vor allem davon, dass bei Materials Services (Werkstoffhandel) und Steel (Stahlgeschäft) trotz sinkender Absatzmengen die Erlöse mit Hilfe höherer Preise deutlich stiegen. In den Margen schlugen sich überdies positive Effekte der fortdauernden Restrukturierungsmaßnahmen nieder. Bei Automotive Technology und Industrial Components stiegen zwar die Umsätze, aber die Gewinne sanken.

Im Konzern stieg der bereinigte operative Gewinn (EBIT) auf 721 Millionen Euro von 266 Millionen im Jahr zuvor. Er übertraf damit die Analystenerwartung von 705 Millionen Euro, konnte anders als im Mai angekündigt aber nicht auf dem Niveau der Monate Januar bis März gehalten werden, als noch 802 Millionen Euro eingefahren worden waren. "Gerade weil die Herausforderungen und Risiken in unserem Umfeld anhalten, gilt es umso mehr unsere Performance weiter zu forcieren", sagte Finanzchef Klaus Keysberg.

Unter dem Strich und nach Anteilen Dritter stand wegen der hohen Wertminderung nur ein Überschuss von 76 (Vorjahr: 126) Millionen Euro zu Buche. Der Umsatz kletterte um 26 Prozent auf knapp 11 Milliarden Euro, der Auftragseingang um 13 Prozent auf knapp 10 Milliarden Euro.


Mittelabflüsse etwas eingegrenzt 

Wie erwartet fortgesetzt haben sich zuletzt die Mittelabflüsse, die auch in diesem Jahr eine Dividendenzahlung bei Thyssenkrupp verhindern werden: Mit minus 412 Millionen Euro fiel der Free Cashflow vor M&A aber deutlich geringer aus als im zweiten Quartal (minus 772 Millionen Euro). Im Schlussquartal sollte das zuletzt stark gestiegene Umlaufvermögen zurückkommen und zu einem deutlich positiven Cashflow führen, sagte Finanzchef Keysberg. "Die Rückkehr zu einem nachhaltig positiven Free Cashflow vor M&A - auch auf Gesamtjahressicht - bleibt unser vorrangiges Ziel."

Bis Ende September werden sich die Mittelabflüsse noch wie angekündigt auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag summieren. Auch die übrigen Jahresziele - niedrig zweistelliges Wachstum und mindestens 2 Milliarden Euro bereinigter operativer Gewinn - bestätigte das Unternehmen.

Bei Sanierung und Umbau kommt der Konzern voran. Im dritten Quartal fielen weitere 500 Stellen weg. 9.500 der 12.000 Arbeitsplätze, die bis zum Geschäftsjahr 2023/24 reduziert werden sollen, seien inzwischen sozialverträglich abgebaut, hieß es. Und über die zum Verkauf gestellte Geschäftseinheit Automation Engineering, die alle Aktivitäten im Bereich der Antriebs- und Batteriemontage etwa für Elektroautos bündelt, werden inzwischen Gespräche mit Interessenten geführt.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/smh

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August 11, 2022 01:13 ET (05:13 GMT)