FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein starkes Umsatzwachstum allein ist den Aktionären von Zalando mittlerweile zu wenig. Sie wollen auch bei den Gewinnen Fortschritte sehen. Entsprechend enttäuscht reagierten sie am Mittwoch auf die operative Ergebnisentwicklung des Online-Modehändlers. Die Papiere sackten als schwächster Wert im MDax gegen Mittag um 5,21 Prozent auf 38,245 Euro ab. Der Index der mittelgroßen Unternehmen notierte kaum verändert.

Zalando setzte mit einem prozentual zweistelligen Umsatzplus im ersten Quartal zwar seinen Wachstumskurs fort, doch dies allein scheint Anlegern und Händlern inzwischen nicht mehr zu reichen. Analysten hingegen wollten die operative Ergebnisentwicklung nicht überbewerten und bleiben zuversichtlich.

Das Unternehmen erwartet für das erste Jahresviertel einen bereinigten operativen Gewinn (Ebit) zwischen 10 und 30 Millionen Euro. Dies sei alles andere als überzeugend, nachdem Konkurrent Asos zuletzt eher positive Signale gesendet habe und die Markterwartungen für Zalando mit 29 Millionen Euro am oberen Ende gelegen hätten, sagte ein Händler.

BREITE EBIT-SPANNE BIRGT ENTTÄUSCHUNGSPOTENZIAL

Vor allem das untere Ende der breiten Ebit-Spanne berge Enttäuschungspotenzial, schrieb Analyst Peter Steiner vom Bankhaus Lampe. Der Experte hält jedoch das Geschäftsmodell von Zalando für intakt und sieht die Kursschwäche als Kaufchance. Mit seinem Kursziel von 51 Euro liegt er gut 33 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Auch DZ-Bank-Analyst Thomas Maul sieht Zalando weiter positiv. Die Frühlings- und Sommerkollektion werde typischerweise zu niedrigeren Preisen verkauft als die Herbst- und Winterware und das erste und dritte Quartal beinhalteten zudem Schlussverkaufszeiträume, schrieb er. "Vor diesem Hintergrund gibt das etwas niedriger als erwartet ausfallende Ebit keinen Anlass zur Sorge." Allerdings schätzt er das Potenzial bei einem von ihm errechneten fairen Wert von 42 Euro deutlich geringer ein.

REKORDHOCH WIEDER ETWAS WEITER WEG

Der aktuelle Kursrutsch wirft die Zalando-Anteile wieder zurück auf das Niveau von Anfang April, nachdem sie sich am Vortag erst beim Stand von 40,765 Euro an ihr im Oktober 2016 erreichtes Rekordhoch von 41,115 Euro herangepirscht hatten.

Im Vergleich mit anderen deutschen Textilunternehmen haben die Zalando-Titel weiter klar die Nase vorn. Die Anteile etwa von Hugo Boss oder Tom Tailor hinken der Kursentwicklung von Zalando seit Monaten hinterher. Wer bei Zalando seit Jahresanfang investiert ist, hat bislang einen Gewinn von gut 6 Prozent auf dem Konto. Beim MDax beläuft sich das Plus auf rund 8 Prozent.

Zalando habe eine Vielzahl an Möglichkeiten, um seinen Marktanteil in Europa auszubauen, da der Bekleidungshandel im Internet weiter wachse, hieß es vom Analysehaus RBC Capital. Zalando ziehe das Tempo mit Blick auf seine Lieferoptionen an. Die Experten der RBC rechnen daher mit einem Ausbau des Marktanteils in Europa./ajx/nas