LEUNA (dpa-AFX) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht den Chemie- und Raffineriestandort Leuna als einen Vorreiter auf dem Weg aus der Abhängigkeit von Öl und Gas. "Was mich in Leuna vor allem beeindruckt hat, ist, dass eine Dynamik da ist, die über diese Probleme der Gegenwart hinausweist", sagte er am Montag bei einem Besuch des Standorts in Sachsen-Anhalt.

Die Möglichkeit neue Energieträger, Treibstoffe zu schaffen, sei hier schon in der Umsetzung. In Leuna gibt es Forschungs- und Produktionsvorhaben zur Erzeugung von sogenanntem grünem Wasserstoff. Dieser gilt als Energie- und Rohstoffbasis der Zukunft. Im Gegensatz zu traditionellem Wasserstoff soll hier in der Produktion kein klimaschädliches CO2 entstehen.

"Hier kann man sehen, wie es werden soll, und dass es sich tatsächlich in der Umsetzung befindet", sagte Habeck. Das sei die Aufgabe über den Tag hinaus, über die Gegenwart hinaus, dafür zu sorgen, dass an Industrie- und Chemiestandorten Produktionsketten entstehen, die Deutschland und Europa in Zukunft wettbewerbsfähig machen.

"Es gibt in Leuna eine klare Perspektive", sagte Habeck. So stelle der französischen Mineralölkonzern Totalenergies, der in Leuna die Raffinerie betreibt, die Ölimporte aus Russland ein. Lieferungen sollen über andere Anbieter am Markt via Danzig (Polen) nach Leuna kommen. Aber: "Wenn ein plötzlicher Gasabriss, ein Embargo kommen würde, dann hätten Deutschland und Leuna ein Problem. Wir arbeiten daran, dass wir auch so eine Situation aufhalten können", sagte Habeck. Die Gasspeicher in Deutschland seien aber bereits zu 40 Prozent gefüllt. Das gebe "eine gute Perspektive", sagte Habeck.

Am 1300 Hektar großen Chemiestandort Leuna sind bisher laut Betreibergesellschaft Infraleuna Öl und Gas die Energie- und Rohstoffbasis. In den Firmen arbeiten 12 000 Menschen, darunter etwa 600 in der Raffinerie. Die Erdölverarbeitungsanlage war nach 1990 neu gebaut worden. Sie kann jährlich bis zu zwölf Millionen Tonnen Rohöl zu Kraftstoffen wie Benzin und Diesel verarbeiten. Abnehmer sind 1300 Tankstellen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen./hrz/DP/stw