Sie wollen die spritschluckenden, hubraumstarken Verbrennungsmotoren ihrer Kleinlaster durch Batterieantriebe ersetzen. Diese schweren Fahrzeuge mit offener Ladefläche sind in den USA besonders bei Handwerkern und in der Landwirtschaft gefragt und sichern den Herstellern bisher satte Gewinne. "Das wird ein Wendepunkt für die gesamte Branche", sagte Ford-Chairmann Bill Ford unlängst im Interview mit Reuters.

Der Ford F-150 und der GM Chevrolet Silverado gehören zu den meistverkauften Fahrzeugen in den USA. Ford, Nummer zwei in den USA hinter GM, hat bereits einige Details über die elektrische F-Serie enthüllt. So sollen die Fahrzeuge neben der üblichen Ladefläche am Heck einen zusätzlichen Stauraum unter der Motorhaube bekommen. Denn wenn der Motor durch Batterien ersetzt wird, die meist im Boden von Elektrofahrzeugen unterbracht sind, wird der Platz unter der Haube frei und kann anderweitig genutzt werden. "Du bekommst all den zusätzlichen Platz, wo bisher der Motorraum war", sagte Bill Ford. Die Batterien könnten zudem als zusätzliche Energiequelle bei Baustelleneinsätzen genutzt werden. Wegen des E-Antriebs wären die Pickups zudem besonders leistungfähig.

Ford will bis 2022 mehr als elf Milliarden Dollar in die Elektrifizierung seiner Fahrzeuge investieren. Darunter sind 16 vollelektrische Modelle, die alle Gewinn abwerfen ein sollen. GM hat angekündigt, acht Milliarden Dollar in die Entwicklung von Elektro- und selbstfahrenden Fahrzeugen zu stecken, und will bis 2023 weltweit 20 neue E-Wagen auf den Markt bringen. Zu seinen Plänen bei E-Pickups schweigt GM bisher. Laut Insidern dringt der Konzern aus Detroit aber darauf, solche Fahrzeuge binnen zwei Jahren an den Start zu bringen. GMs Konzernchefin Mary Barra hatte bereits im April einen vollelektrischen Pickup angekündigt, aber keine Details genannt.

Vor drei Jahren hatte Tesla-Chef Elon Musk erklärt, er wolle das Kerngeschäft der Detroiter Autoreisen mit einem elektrischen Pickup angreifen. Der "Cyberpunk"-Truck solle die Leistung eines Porsche 911 haben, versprach er und stellte für 2019 einen Prototypen in Aussicht. Analysten rechnen mit dem Debüt erst in drei Jahren. Auf Fotos im Internet hat der Wagen eine stromlinieförmige Karosserie mit einer in die Ladefläche nach hinten abfallenden Linie.

"DAS IST UNSER REVIER"

Über die Verkaufsaussichten solcher E-Trucks gehen die Meinungen auseinander. Während sich Ford große Absatzerfolge erhofft, rechnen Experten mit eher begrenzten Stückzahlen. Die Marktforscher von IHS schätzen, dass das gesamte Segment der Elektro-Pickups im Jahr 2026 weniger als 30.000 Verkäufe ausmachen wird - verglichen mit einem Gesamtabsatz von 2,3 Millionen. "Wir befinden uns in unbekanntem Gewässer", sagte Stephanie Brinley, Chefanalystin von IHS Markit. "Wir reden am Anfang über eine Nische." Im Gegensatz zu Ford und GM plant die Nummer drei in den USA, Fiat Chrysler, derzeit keinen Batterie-Laster. Der in Nordamerika ebenfalls vertretende japanische Konkurrent Toyota setzt auf den Hybrid-Truck Tundra, der einen E-Motor mit einem herkömmlichen Verbrenner kombiniert. "Das Volumen, das elektrische Pickups haben werden, ist kein Business Case", sagte eine mit den Plänen von Toyota vertraute Person.

Die Detroiter Konzerne ficht das nicht an. Denn sie wollen letztlich ein Segement verteidigen, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. "Warum sollten wir uns von Tesla mit einem Pickup-Truck schlagen lassen?" sagte eine Person, die mit Fords Plänen vertraut ist. "Das ist unser Revier."