Der Konzern übergab weltweit 8,3 Millionen Fahrzeuge an Kunden, sieben Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Wolfsburger am Donnerstag mitteilten. Dank eines Schlussspurts in den vergangenen Monaten fiel der Rückgang damit nicht ganz so schlimm aus, wie im ersten Halbjahr noch befürchtet. Lange hatte es so ausgesehen, dass Volkswagen unter der Schwelle von sieben Millionen bleiben würde. Damit wäre der Konzern noch weiter hinter Weltmarktführer Toyota zurückgefallen als ohnehin schon. Die Japaner sind durch eine stabile Logistik besser durch die Corona-Krise gekommen als die Konkurrenz, bekamen den Chipmangel zuletzt aber stärker zu spüren und mussten mehrfach ihre Produktionsziele herunterschrauben.

Dennoch stehen die Japaner noch besser da. Bis Ende November lieferte die Nummer eins unter den Autobauern 8,7 Millionen Fahrzeuge aus. Einschließlich der zur Gruppe gehörenden Marken Daihatsu und Hino waren es sogar rund 9,6 Millionen Einheiten. Zahlen für Dezember will der Konzern in den kommenden Wochen veröffentlichen. Toyota hatte Volkswagen vor einigen Jahren als Weltmarktführer entthront.

SCHLUSSQUARTAL RETTET VOLKSWAGEN DAS JAHR

Die Wolfsburger profitierten im Schlussquartal davon, dass der Halbleitermangel nachlässt und die durch den Krieg in der Ukraine brüchig geworden Lieferketten inzwischen stabiler sind. Dadurch konnte Volkswagen den hohen Auftragsbestand abbauen, der sich in den Monaten davor aufgestaut hatte. Mit 1,8 Millionen Fahrzeugen in Westeuropa ist der Orderbestand aber nach wie vor hoch und dürfte Volkswagen bis weit ins laufende Jahr tragen. Nach der Corona- und der Chipkrise steht die Branche nun allerdings vor dem nächsten Abschwung. Die hohe Inflation und trübe Konjunkturaussichten verunsichern die Kundschaft. Es kommen kaum neue Aufträge herein.

Davon dürfte nach Meinung von Experten auch Toyota nicht verschont bleiben. Das Rennen zwischen den beiden Rivalen könnte in den nächsten Jahren damit wieder spannend werden. Analysten halten es für möglich, dass sich Volkswagen zur Mitte des Jahrzehnts die Weltmarktkrone wieder schnappt. Das hängt davon ab, ob es gelingt, den Absatz von Elektroautos wie geplant weiter kräftig zu steigern. Im vergangenen Jahr gingen mit 572.100 vollelektrischen Autos 26 Prozent mehr an Kunden als 2021. Deren Anteil an den Auslieferungen kletterte auf 6,9 (Vorjahr 5,1) Prozent. Für 2023 nimmt sich die Nummer zwei der Autowelt einen E-Anteil von elf Prozent vor. Zur Mitte der Dekade werden 20 Prozent angepeilt, bevor 2030 jedes zweite ausgelieferte Auto von Volkswagen vollelektrisch sein soll.

Bei den Gesamt-Auslieferungen, also Verbrenner und E-Autos zusammen, legte Volkswagen im Schlussquartal um 14,3 Prozent auf gut 2,2 Millionen Fahrzeuge zu. Allein im Dezember lag das Plus zum vorangegangenen schwachen Corana-Jahr bei 18,1 Prozent. Besonders stark wuchs Volkswagen im Zeitraum Oktober bis Dezember mit 27,8 Prozent in Westeuropa. In China, wo die Produktion durch Corona-Lockdowns immer wieder unterbrochen wurde, kam der Konzern immerhin auf ein Auslieferungsplus von neun Prozent, in Nordamerika auf drei Prozent.

(Bericht von Jan C. Schwartz, Victoria Waldersee, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)