München (Reuters) - Der Nutzfahrzeughersteller Traton fürchtet Belastungen seines Geschäfts durch den Krieg in der Ukraine.

Es sei nicht auszuschließen, dass sich der weitere Verlauf des Konflikts wesentlich negativ auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage von Traton auswirke, sagte Finanzchefin Annette Danielski am Dienstag. Dabei gehe es vor allem um die Auswirkungen des Krieges auf die Lieferketten. Die Auftragsbücher seien unterdessen voll: "Mit einem hohen Auftragsbestand und der Aussicht auf eine bessere Versorgung mit Halbleitern im zweiten Halbjahr sind wir zuversichtlich in das Jahr 2022 gegangen."

Vorbehaltlich der anhaltenden Unsicherheiten in der Lieferkette rechnet Traton mit einem sehr starken Plus beim Absatz und einem starken Umsatzplus. Die bereinigte operative Rendite dürfte zwischen fünf und sieben Prozent liegen. 2021 sammelte das Unternehmen, zu dem die Marken MAN, Scania, Navistar, VWCO und Rio gehören, insgesamt Bestellungen von 359.975 Fahrzeugen ein, zwei Drittel mehr als vor Jahresfrist. An der Börse notierten die Traton-Aktien dennoch rund ein Prozent im Minus und lagen damit schwächer als der Gesamtmarkt.

Zuletzt musste MAN allerdings die Produktion drosseln, weil Kabelbäume aus der Ukraine fehlen. In dem Land haben sich zahlreiche Hersteller dieser Bordnetze, die das ganze Fahrzeug durchziehen, angesiedelt. Wegen der Kämpfe können sie nur eingeschränkt liefern. Auch die Traton-Mutter Volkswagen bekommt die Engpässe derzeit zu spüren. VW-Chef Herbert Diess sagte, sollte die Fertigung in der Ukraine nicht binnen drei bis vier Wochen durch andere Länder Osteuropas und Nordafrikas wettgemacht werden, müsste VW seine Geschäftsprognose für das laufende Jahr überarbeiten.

2021 profitierte Traton von der Integration der US-Neuerwerbung Navistar, deren Zahlen erstmals in den Konzernbilanzen geführt werden. Zudem war die Nachfrage nach Lkw stark, das Service-Geschäft lief gut. Der Umsatz verbesserte sich um gut ein Drittel auf 30,6 Milliarden Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg auf 1,6 Milliarden Euro nach 135 Millionen Euro im Vorjahr, die bereinigte operative Rendite erreichte 5,2 Prozent nach 0,6 Prozent 2020.