KIEL (dpa-AFX) - Nach viermonatiger Pause wegen der Corona-Krise sind am Mittwoch erstmals wieder rund 500 deutsche Norwegen-Touristen mit der Fähre von Kiel nach Oslo gefahren. Das skandinavische Land hatte in der vorigen Woche seine Reisebeschränkungen für Menschen aus zahlreichen europäischen Staaten mit zufriedenstellenden Corona-Zahlen zum 15. Juli aufgehoben. Die Quarantäneanforderungen bei der Einreise wurden außer Kraft gesetzt.

"Wir freuen uns sehr, dass es wieder losgeht", sagte der Geschäftsführer der deutschen Color Line GmbH, Dirk Hundertmark, vor Abfahrt der gut 224 Meter langen "Color Magic". Das Schiff war mit 1500 Passagieren ausgebucht, darf aber wegen der Corona-Restriktionen nur mit halber Kapazität fahren. Kurz vor 14.00 Uhr legte die "Color Magic" in Kiel überpünktlich ab.

Die Fahrgäste mussten beim Einchecken noch Mund-Nasen-Schutz tragen - auf dem Schiff durften sie ihn abnehmen: "Wir haben keine Maskenpflicht an Bord, weil wir ausreichend Abstand gewährleisten können", sagte Hundertmark. Auch die beliebten Buffets seien wieder erlaubt; Plexiglas-Abtrennungen sorgten für Schutz. Einschließlich der Wellnessbereiche - mit Hygienevorgaben - seien bis auf den Nachtclub alle Einrichtungen geöffnet. Auch das Showprogramm kann stattfinden, nur jeweils mit weniger Zuschauern. Dafür gibt es am Tag drei statt zwei Veranstaltungen.

"Auch in den nächsten Tagen sind wir mit weiter reduzierter Kapazität komplett ausgebucht", berichtete Geschäftsführer Hundertmark. "Wir haben gleich nach der Wiederöffnung gesehen, dass wir sehr treue Kunden haben - sie zeigen, dass sie unseren Sicherheitsvorkehrungen vertrauen." Die vergangenen Monate seien natürlich verlustreich gewesen. Genauere Angaben wollte Hundertmark dazu nicht machen. Da die letzten Monate normalerweise zu den buchungsstarken gehören und die Linie Kiel-Oslo im Jahr rund eine Million Passagiere zählt, dürfte die norwegische Color Line in den vergangenen vier Monaten einige hunderttausend Fahrgäste eingebüßt haben.

Da die Fähren - zwischen Kiel und Oslo fährt auch die fast baugleiche "Color Fantasy" - weiterhin nur mit halber Passagier-Kapazität unterwegs sein dürfen, werde die Reederei die Corona-Verluste in diesem Jahr vermutlich nicht aufholen können", sagte Hundertmark.

Die Vorfreude stand vielen deutschen Touristen vor der Auffahrt auf die Fähre ins Gesicht geschrieben. "Wir freuen uns wie verrückt", sagte ein Urlauber aus Potsdam. "Unsere Vorfreude ist sehr groß", bestätigte Norwegen-Stammgast Thomas Keuchel. Bammel wegen Corona habe er nicht. "Wir sind in Norwegen in einer Hütte und werden viel Wandern gehen", sagte er. "In ein Hotel wären wir aber nicht gefahren."

Auch die für deutsche Autotouristen wichtige Superspeed-Verbindung zwischen dem dänischen Hirtshals und den norwegischen Häfen Kristiansand und Larvik wird wieder Touristen befördern. Seit Mitte Juni fuhren "Color Fantasy" und "Color Magic" bereits wieder die Route Oslo-Kiel, aber bisher ohne deutsche Gäste an Bord.

Auch der Wegfall der 14-tägigen Quarantäne für Schweden-Reisen zum Mittwoch zeigte sofort Wirkung. Die schwedische Stena Line hat für den Rest-Juli und August mehr als 1700 Buchungen von Schweden auf den Fähren Göteborg-Kiel und Trelleborg-Rostock vermerkt. "Wir spüren eine verstärkte Nachfrage", sagte Reedereisprecher Martin Wahl. "Wir sind aber noch lange nicht auf dem normalen Stand." Wegen der Corona-Vorgaben dürften die Fähren von Kiel nach Göteborg auch nur 600 bis 700 Passagiere mitnehmen, bei einer Kapazität von 1300. In den letzten Monaten seien auf der Route nur 100 bis 150 unterwegs gewesen./wsz/DP/eas