Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 20. Juli, das Geschäftsergebnis zum zweiten Quartal 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Q2 2021E
(in Mio USD)            AWP-Konsens   Q1 21A   Q2 20A  


Gewinn vor Steuern         1895        2298     1582       
Konzernergebnis            1405        1824     1232           

FOKUS: Die UBS dürfte auch im zweiten Quartal operativ relativ gute Zahlen ausweisen. Das erste Quartal lief - abgesehen vom überraschenden Verlust mit dem Hedgefonds Archegos - bekanntlich sehr gut. Wie die bereits veröffentlichten Quartalszahlen der US-Banken zeigen, könnten die Erträge in gewissen Sparten des Investment Bankings allerdings geringer ausfallen als im Jahr davor. Gemäss dem von der UBS selber zusammengestellten Ergebnis-Konsens schätzen Analysten in der Periode von April bis Juni 2021 Erträge von 8,32 Milliarden, einen Vorsteuergewinn von 1,80 Milliarden und einen Reingewinn von 1,34 Milliarden US-Dollar.

Sehr optimistisch zeigen sich die Analysten der Bank Vontobel: Sie erwarten ein "weiteres starkes Quartal" mit einem adjustierten Vorsteuergewinn von über 2 Milliarden zum fünften Mal in den letzten sechs Quartalen; dies, nachdem der Wert davor 19 Quartale lang in Folge unter 2 Milliarden gelegen habe. Höhere wiederkehrende Erträge (dank boomender Märkte) und geringere Rückstellungen für Kreditausfälle seien die Hauptgründe für den erwarteten Anstieg des bereinigten Vorsteuergewinns um fast 40 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal, heisst es in einem Ausblicks-Kommentar.

Etwas weniger optimistisch geben sich die Analysten der ZKB, die allerdings den Vergleich mit dem Vorquartal und nicht mit dem Vorjahresquartal in den Fokus stellen. Zusammengefasst heisst es dort: "Insgesamt gehen wir von einem ordentlichen Zweitquartalsresultat aus, das allerdings nicht ganz an das erste Quartal anknüpfen dürfte." Konkret bedeutet die Schätzung gegenüber dem ersten Quartal einen Rückgang beim Vorsteuergewinn auf Gruppenebene von 18 Prozent.

Dies wirke auf den ersten Blick vielleicht überraschend, da die UBS im zweiten Quartal ja "nur" 87 Millionen US-Dollar in Archegos versenkt habe (gemäss Angaben vom April), dies nach 775 Millionen im ersten Quartal. Im zweiten Quartal würden dafür aber auch noch die bereits angekündigten 300 Millionen US-Dollar an Restrukturierungsrückstellungen zu Buche schlagen (siehe auch PRO MEMORIA).

Der Archegos-Fall hatte bekanntlich das gute Ergebnis im ersten Quartal völlig überschattet. Der Fall dürfte nun aber abgeschlossen sein, wobei das Thema aber noch Nachwirkungen haben könnte. Zwar sagte Konzern-Chef Hamers bei der Q1-Zahlenpräsentatoin, man habe die restlichen Positionen Anfang April vollständig abgewickelt und werde den Verlust von 87 Millionen US-Dollar im Q2 verbuchen. Allerdings dürften sich Analysten weiter dafür interessieren, wie die Grossbank ihr Risikomanagement verbessert hat bzw. verbessern will.

"Wir werden die Probleme lösen und davon lernen", hatte Hamers dazu versprochen. Eine der Lehren aus dem Fall des zusammengebrochenen US-Hedgefonds Archegos sei, dass die Bank den Mangel an Transparenz nicht hätte akzeptieren dürfen, sagte er ein paar Tage später in einem Interview. Und man werde alle grösseren Kundenbeziehungen, vor allem Family Offices, durchleuchten.

Das Geschäft mit den Hedgefonds, das sogenannte "Prime Brokerage", will die UBS aber nicht aufgeben. "Prime-Brokerage ist für uns strategisch wichtig, weil die vermögendsten Privatpersonen und Family-Offices Dienstleistungen nachfragen, die eigentlich auf institutionelle Kunden ausgerichtet sind", so Hamers. Allerdings überprüfe die UBS ihre Prozesse und Kundenbeziehungen, mit Family-Offices und im Prime-Brokerage-Geschäft.

Ein Fokus-Thema dürfte auch weiter die Digitalisierung sein, die ein Hauptanliegen von CEO Hamers ist. Die Schweizer Banken hätten noch Nachholbedarf bei Strukturwandel und Digitalisierung, sagte Hamers kürzlich dem Blick. In anderen Ländern und Branchen habe sich der Strukturwandel viel schneller vollzogen als in der Schweiz. So sei die Dynamik in Asien und in den nordischen Ländern deutlich grösser. Auch in Holland, dem Heimatland von Hamers, erledige die Bevölkerung heute vom Einkauf bis zu Bankgeschäften alles digital. Die UBS wolle ihre Kundschaft aber nicht zu etwas zwingen, das sie nicht wolle. Der Schritt zur Digitalisierung funktioniere nur gemeinsam.

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat Anfang 2020 ihre Ziele angepasst. Sie lauten für die Periode 2020 bis 2022 (auf ausgewiesener Basis) wie folgt:

Rendite des Konzerns: 12-15% auf hartem Kernkapital (RoCET1)
Kosteneffizienz: Positive Operating Leverage und 75-78% Cost-Income-Ratio
Kapitalziele: ca. 13% harte Kernkapitalquote (CET1)
              ca. >3,7% CET1 Leverage Ratio
Wachstum: 10-15% Gewinnwachstum v.St. in Global Wealth Management (GWM)

PRO MEMORIA:

KAPITALRÜCKFÜHRUNG: Die UBS hat letztes Jahr das Verhältnis von Bardividende zu Aktienrückkäufen angepasst und gibt seither Aktienrückkäufen ein stärkeres Gewicht. Unmittelbar nach den letzten Q4-Zahlen nahm sie die wegen der Pandemie ausgesetzten Aktienrückkäufe denn auch wieder auf und schloss kurz darauf ein bereits 2018 gestartetes Rückkauf-Programm über 2 Milliarden Franken ab. Gleichzeitig gab sie ein neues Programm über 4 Milliarden Franken (Laufzeit 3 Jahre) bekannt. Insgesamt waren per 21. Mai (dem letzten Tag mit Rückkäufen) im Rahmen dieses Programms Aktien für 1,19 Milliarde Franken zurückgekauft (83,1 Mio Stück zu einem Durchschnittspreis von 14,34 Fr.).

Kaum ein Thema mehr ist die Kapitalausstattung, die viele Jahre lang unter dem früheren CEO Sergio Ermotti ein Hauptfokus der Bank war. Per Ende erstes Quartal 2021 lag die harte Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 14,0 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,89 Prozent. Vor allem beim ersten Wert gehört die UBS zu den kapitalkräftigsten Grossbanken.

Vor ein paar Wochen hat sich auch die SNB zur Kapitalausstattung der Grossbanken geäussert. Sie sieht die UBS (wie auch die CS) im aktuellen Umfeld mit Corona-Pandemie und globaler Rezession gut aufgestellt. Trotzdem brauche es die Kapitalanforderungen, um eine angemessene Widerstandsfähigkeit zu gewährleisten, hiess es von Seiten der Währungshüter.

RESTRUKTIRIERUNG: Die UBS hat gemäss diversen Quellen mit dem im April angekündigten Arbeitsplatzabbau im Rahmen ihrer angekündigten Kostensenkungen begonnen. So berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg Mitte Mai über einen Abbau von 700 Arbeitsplätzen in der Schweiz. Die Grossbank hatte im April angekündigt, bis 2023 ihre jährlichen Kosten um 1 Milliarde Dollar zu senken. In diesem Zusammenhang werden im zweiten Quartal auch 300 Millionen Restrukturierungskosten verbucht.

Gemäss dem Agentur-Bericht soll der grösste Teil des Abbaus in der Schweiz im Corporate Center erfolgen. Rund 200 der abzubauenden Arbeitsplätze entfielen aber auf die Vermögensverwaltung sowie auf das Privatkunden- und Unternehmensgeschäft der UBS Schweiz, hiess es. Zu diesem Abbau komme auch noch eine schon früher angekündigte Streichung von 125 Stellen in der Vermögensverwaltung dazu.

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der wichtigste ist der Frankreich-Fall. Dort wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Der Berufungsprozess fand im vergangenen März statt, das Urteil wird aber erst am 27. September erwartet. Die französische Staatsanwaltschaft hat zwar die Bestätigung der erstinstanzlich gefällten Urteile beantragt. Deutlich tiefer sollen dagegen die Geldstrafen ausfallen.

Im Mai musste die UBS in diesem Zusammenhang einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Ein französisches Berufungsgericht wies nämlich eine Beschwerde der Bank zurück. Das Gericht lehnte es ab, diese an den obersten Gerichtshof Frankreichs zur Prüfung weiterzuleiten. Die Grossbank hatte sich zuvor auf den Standpunkt gestellt, dass eine frühere Anklage wegen "Geldwäsche von Erträgen aus Steuerbetrug" gegen das Grundrecht auf Gleichheit vor dem Gesetz verstossen habe und eine Beurteilung durch den obersten Gerichtshof verlangt.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche grosse US-amerikanische und europäische Banken haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt. Analysten rechnen auch hier mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden US-Dollar. Insgesamt waren bei der UBS per Ende März 2021 noch knapp 2,1 Milliarden US-Dollar für Rechtsfälle etc. zurückgestellt.

Einen Fall konnte die UBS kürzlich abhaken, wobei sie zu einer satten Busse von 172 Millionen Euro verurteilt wurde. Die UBS soll laut EU-Kommission mit sechs weiteren Banken an einem Handelskartell im Markt für europäische Staatsanleihen teilgenommen haben. Händler der Bankinstitute hatten gemäss den Angaben zwischen 2007 und 2011 in Chatrooms gegenseitig sensitive Informationen ausgetauscht und etwa auch ihre Strategien bei Auktionen von Regierungsanleihen von EU-Mitgliedsstaaten abgesprochen.

M&A I: Die Grossbank UBS und das deutsche Fondshaus DWS gehören Insidern zufolge zu den letzten verbleibenden Bietern für die Vermögensverwaltungssparte der niederländischen NN Group. Beide seien mit einer vertieften Prüfung der Bücher (Due Diligence) beschäftigt. Die Frist für verbindliche Angebote für das NN-Geschäft mit verwalteten Vermögen von rund 300 Milliarden Euro laufe Anfang Juli ab, hiess es. NN peile mit dem Verkauf einen Erlös von 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro an. Das Asset Management Geschäft der UBS gilt gemeinhin als zu klein, weshalb es immer wieder Spekulationen über Zukäufe etc. gibt.

M&A II: Die UBS hat ihren verbleibenden Minderheitsanteil von 48,8 Prozent am Clearstream Fund Centre (CFC) Anfang MAI für rund 390 Millionen Franken an die Deutsche Börse verkauft, wobei langfristige kommerzielle Kooperationsvereinbarungen für die Erbringung von Dienstleistungen durch Clearstream an UBS bestehen bleiben sollen. Die UBS erwartet daraus im zweiten Quartal 2021 einen Gewinn nach Steuern von rund 35 Millionen sowie eine Erhöhung des harten Kernkapitals (CET1) von rund 400 Millionen US-Dollar.

MANAGEMENT: Die UBS hat zusammen mit den Erstquartalszahlen Ende April auch zwei wichtige Personalien bekannt gegeben: Mike Dargan wurde neuer Digital-Chef (per 1. Mai) und Barbara Levi wird neue Chefjuristin (per 1. November). Dargan war zuvor Head Group Technology und nennt sich neu Chief Digital and Information Officer (CDIO), er wurde auch Mitglied der Konzernleitung. Zur CDIO-Organisation gehören die Bereiche Group Technology und Group Corporate Services, sie ersetzt den Angaben zufolge die frühere Funktion des Group Chief Operating Officer (GCOO). Auf die Unternehmensbereiche ausgerichtete Aufgaben in Group Operations würden in die jeweiligen Unternehmensbereiche verlagert, hiess es. Die unternehmensweit genutzten Dienstleistungen von Group Operations würden weiter aus der CDIO-Organisation heraus erbracht. Levi ersetzt derweil den langjährigen Chefjuristen Markus Diethelm, der als Senior Advisor die Bank noch bis 2022 vor allem im Zusammenhang mit dem Frankreich-Prozess berät.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert mit aktuell 13,44 Franken (Montag 11 Uhr) 8 Prozent höher als Ende 2020 (CS -23%, SMI +11%). Im letzten Jahr hatte die UBS-Aktie 2,0 Prozent zugelegt. Das bisherige Jahreshoch bei 15,235 Franken vom 26. März entsprach dem höchsten Niveau seit dem dritten Quartal 2018.

Homepage: www.ubs.com

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