Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 31. Januar, das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2022. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zehn Analysten beigetragen.

Q4 2022E
(in Mio USD)            AWP-Konsens    Q4 2021A 

Geschäftsertrag             7923           8705 
Geschäftsaufwand            6120           7003 
Konzernergebnis             1285           1348 

Gewinn vor Steuern          1701           1729  
- GWM                       1048           1243 
- P&C Banking                422            448 
- Asset Management           114            334 
- Investment Bank            302            752  

FOKUS: Analysten gehen für das Schlussquartal 2022 von einem deutlich tieferen Ertrag im Vergleich zum Vorjahr aus. Die schwache Entwicklung an den Finanzmärkten dürfe die Kundengelder des grössten Vermögensverwalters der Welt belastet und somit auch auf die Einnahmen der UBS gedrückt haben. Auch wenn sich die Märkte im vierten Quartal erholt haben und Beobachter per Stichtag nicht mit einem weiteren Rückgang der verwalteten Vermögen rechnen.

Bezüglich des Gewinns rechnen die Experten einzig im Schweiz-Geschäft mit einem einigermassen stabilen Ergebnis, während die anderen Bereiche und dabei insbesondere die Investmentbank im Vorjahresvergleich zurückgefallen sein dürften. Das hiesige Geschäft dürfte dabei auch von den Zinsschritten seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) profitiert haben, heisst es etwa von der ZKB. Die Analystenschätzungen gehen beim Konzernergebnis sowie beim Gewinn vor Steuern allerdings wie meistens im Vorfeld der Zahlenvorlage recht weit auseinander. In der Vermögensverwaltung wird mit weiteren Neugeldzuflüssen gerechnet.

Bei den grossen US-Banken, welche bereits Zahlen vorgelegt haben, zeigte sich ein gemischtes Bild. Zum einen verzeichneten die Wall-Street-Finanzinstitute im vierten Quartal dank der Notenbankschritte teils deutliche höhere Zinserträge. Neben den Zinseinkünften war zudem auch das Handelsgeschäft mit Wertpapieren wie Aktien und Anleihen ein Profittreiber. Im klassischen Investmentbanking - hierzu zählen die Beratung bei Börsengängen, Fusionen oder Übernahmen - herrschte hingegen weiterhin Flaute.

Und was die Marktbeobachter besonders stark beunruhigt: Die US-Grossbanken warnten erneut und recht vehement vor den möglichen Gefahren mit Blick auf den weiteren Verlauf der Weltwirtschaft. Die Institute rüsten sich auf breiter Front für ein Krisenszenario mit Kreditausfällen, indem sie höhere Kapitalpolster als Risikovorsorge bildeten. Die Stichworte sind geopolitische Spannungen wie der Krieg in der Ukraine, die prekäre Energie- und Lebensmittelversorgung sowie die anhaltende Inflation, welche die Kaufkraft mindert und die Zinsen in die Höhe getrieben hat.

Auch wenn sich die UBS aufgrund ihres Geschäftsmodells mit den US-Grossbanken nur bedingt vergleichen lässt, die anhaltenden Unsicherheiten betreffen auch die Schweizer Bank. Bereits nach dem dritten Quartal 2022 Ende Oktober hatte sich das Management sehr vorsichtig gezeigt: "Wir bereiten uns auf härtere Zeiten vor", sagte damals Bank-Chef Ralph Hamers. Die UBS wappne sich für länger andauernde Unwägbarkeiten. In solch einem Umfeld seien Risikomanagement und Kosteneffizienz essentiell, hiess es.

Nichtsdestotrotz bekräftigte Hamers in der vergangenen Woche am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, dass sich die UBS nach wie vor im "Wachstumsmodus" befinde. Entsprechend wolle die Grossbank auch weiter in den für sie wichtigen Bereichen Mitarbeitende einstellen, sagte er in einem Interview mit Bloomberg TV. Etwa in Asien oder im Nahen Osten sehe Bank eine starke Dynamik. Aber auch in den USA sehe man viel Potential.

Das ist insofern bemerkenswert, haben grosse US-Investmentbanken zuletzt den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen angekündigt. Auch die hiesige Credit Suisse baut im Rahmen ihrer laufenden Restrukturierung Stellen ab. Mit Blick auf die CS betonte die UBS zudem, man wolle dieser nicht aktiv Kunden abwerben. Einen Zusammenhang der Neugeldzuflüsse bei der UBS mit den Problemen der angeschlagenen Rivalin wies Hamers mehrfach zurück. Die Zuflüsse hätten mit den eigenen Stärken und dem Angebot der UBS zu tun.

Grosses Thema ist auch die gute Kapitalisierung der Bank und ihre Ausschüttungspolitik. Die UBS beabsichtigt, im Rahmen eines seit Ende März 2022 laufenden Aktienrückkaufprogramms bis Ende März 2024 oder früher, Aktien im Wert von bis zu 6 Milliarden US-Dollar zurückzukaufen. Im Rahmen dieses Programm wurden bereits Aktien im Wert von rund 4,2 Milliarden Franken erworben, wobei allein in den ersten drei Wochen des neuen Jahres 357 Millionen hinzugekommen sind.

Im Gesamtjahr 2022 hat die Bank Aktienrückkäufe über 5,3 Milliarden Franken getätigt. Mit der Veröffentlichung der Jahreszahlen will die UBS bekanntgeben, wie hoch die Aktienrückkäufe im laufenden Jahr ausfallen sollen. Analysten rechnen mit zwischen 4 und 5 Milliarden Dollar. Bereits angekündigt hat die Grossbank für das vergangene Geschäftsjahr eine um 10 Prozent höhere Dividende von 0,55 Dollar. Auch für 2023 stellte das Management eine "progressive" Dividendenpolitik in Aussicht.

Im Fokus bleiben zudem die Fortschritte bei den Kosteneinsparungen und bei der Umsetzung der Strategie. Die UBS will bis 2023 insgesamt 1 Milliarde Dollar pro Jahr an Kosten einsparen - allerdings nicht nur um zu sparen, sondern auch um weiteres Wachstum zu finanzieren. Zuletzt hat UBS-Präsident Colm Kelleher den Fokus auf organisches Wachstum betont. "Akquisitionen kann man nie ausschliessen. Aber unsere Strategie ist heute eine organische", sagte er in einem Interview mit der NZZ. Kleinere Zukäufe in der Vermögensverwaltung werde man ins Auge fassen, wenn sie Sinn ergäben. "Zu grösseren strategischen Veränderungen wird es nicht kommen. Wir haben auch nicht den Wunsch, die Credit Suisse zu kaufen."

ZIELE: Die UBS hat zuletzt Anfang Februar 2022 ihre Mittelfristziele angepasst. Sie lauten aktuell wie folgt:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1)
  15-18% (Q3: 15,5)
  
. Kosteneffizienz: 
  - Cost-Income-Ratio 70-73% (Q3: 71,8%)

. Global Wealth Management (GWM):
  - Wachstum Vorsteuergewinn über den gesamten Zyklus 10-15%
  - Wachstum Nettoneugeldzufluss >5%
  
. Verwaltete Vermögen GWM, AM, P&C 
  >6 Bio USD (Ende September: 3,71 Bio)

. Kapitalquoten:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 13% (Q3: 14,4%)
  - CET1 Leverage Ratio von über 3,7% (H1: 4,51%)

PRO MEMORIA:

MANAGEMENT: Anfang Mai 2023 wird Damian Vogel neuer Risikochef der UBS. Vogel arbeitet seit 2010 für die Bank und ist aktuell Risikochef der globalen Vermögensverwaltung. Er folgt auf Christian Bluhm, der seit 2016 Risikochef ist.

RECHTSFÄLLE: Die UBS hat es immer wieder mit Rechtsstreitigkeiten zu tun und dafür auch eine Milliardensumme zurückgestellt. Im Steuerstreit mit Frankreich steht ein endgültiges Urteil noch aus. Nach einer Niederlage vor Gericht im Februar 2019 wurde die Bank im Dezember 2021 auch in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen. Das Gericht verlangt eine Zahlung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro, wogegen die UBS erneut Berufung eingelegt hat.

Neben dem Fall in Frankreich wartet die Bank zudem noch auf ein Urteil in den USA im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken aus der Zeit der Finanzkrise (RMBS-Papiere). Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art. Zahlreiche andere grosse Banken in den USA und Europa - unter anderem die CS - haben ähnliche Verfahren bereits beigelegt. Analysten rechnen mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden Dollar. Insgesamt waren bei der Bank Ende September rund 2,7 Milliarden Dollar für Rechtsfälle, regulatorische Angelegenheiten und ähnliches zurückgestellt.

SPARZINSEN: Nachdem die SNB 2022 die Zinswende eingeleitet und zuletzt Mitte Dezember den Leitzins in einem weiteren Schritt auf mittlerweile 1,0 Prozent erhöht hat, will auch die UBS ihren Kunden ab Februar 2023 neu mehr Zins auf ihren Spar- und Vorsorgekonten zahlen. Ab Anfang Februar erhalten diese auf klassischen Sparkonten einen Zinssatz von neu 0,1 Prozent. Auf UBS-Jugendsparkonten wird der Satz auf 0,5 Prozent erhöht. Die Grossbank gehört damit unter den grossen Instituten allerdings zu den weniger grosszügigen.

ATKIENKURS: Die UBS-Aktie kostet 19,67 Franken (Stand Donnerstag 14.20 Uhr) und hat damit im neu gestarteten Jahr 2023 bisher rund 14 Prozent zugelegt (SMI: +6,3%). 2022 stieg sie 4,8 Prozent und performte damit viel besser als der Gesamtmarkt (-17%) und CS (-67%). Aktuell sind UBS nicht mehr weit entfernt vom 52-Wochen-Hoch vom 10. Februar 2022 bei 19,90 Franken. Letztmals über 20 Franken das Stück notierten die Papiere Ende 2015.

Homepage: www.ubs.com

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