Zürich (awp) - Mitten in der Coronakrise kommt es beim Reiseanbieter Hotelplan zum Chefwechsel: Thomas Stirnimann räumt nach acht Jahren den Chefposten und wechselt in den Verwaltungsrat. Seine Nachfolge bei der Migros-Reisetochter übernimmt per 1. Januar 2021 die bisherige Verwaltungsrätin Laura Meyer.

"Ich freue mich, dass wir eine ideale CEO-Besetzung für die Gruppe gefunden haben", liess sich Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen und Verwaltungsratspräsident von Hotelplan in einer Mitteilung vom Freitag zitieren. Die bisherige UBS-Managerin Laura Meyer ist seit 2018 Mitglied des Hotelplan-Verwaltungsrates.

Der Wechsel kommt für Hotelplan zu einer Krisenzeit: Viele Reisen müssen wegen den Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Coronapandemie annulliert oder umgebucht werden. "Wir sind jeden Tag mit einer ganz neuen Situation konfrontiert", sagte Stirnimann gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Wechsel länger geplant

Sein Abschied vom Chefposten hänge jedoch nicht mit der Krise zusammen. "Das habe ich schon vor langer Zeit geplant." Im Juni 2019 habe er angefangen, darüber mit dem Verwaltungsratspräsidenten zu diskutieren. Ohne die Krise wäre der Wechsel aber schon früher erfolgt.

Denn aufgrund der Krise leitete die Hotelplan-Gruppe eine Restrukturierung samt Stellenabbau ein. Gruppenweit werden bis zu 425 der gesamthaft 2'277 Jobs gestrichen, davon rund 170 in der Schweiz. "Dieser Abbau ist nun abgeschlossen", sagte Stirnimann. Er sei überzeugt, nun sei der richtige Zeitpunkt für den Wechsel gekommen.

"Firma bereit für Aufschwung"

Stirnimann zeigte sich zufrieden damit, was er seiner Nachfolgerin hinterlässt. "Die Firma ist in einem einwandfreien Zustand." Zwar sei es ein trauriges Jahr gewesen, doch die Hotelplan-Gruppe sei für den Aufschwung bereit.

Bis dahin dürfte es noch etwas dauern: 2021 werde noch einmal ein schwieriges Jahr, sagte Stirnimann. Das Wintergeschäft werde praktisch inexistent sein. Er hoffe aber, dass ab Frühling eine vernünftige Planung für das Sommergeschäft möglich sein werde. 2022 könnte dann das erste Jahr mit einer "neuen Normalität" sein, in dem wieder ein volles Jahr mit verlässlicher Planbarkeit für Reisen möglich sei. "Aber das Buchungsvolumen wird natürlich unter 2019 liegen."

Dennoch zeigte er sich überzeugt, dass die Reisenachfrage insgesamt da sei: "Kaum öffnet sich wieder ein Fenster, kommen die Anfragen." Derzeit müsse die Hotelplan-Gruppe aber den Kunden empfehlen, mit Buchungen bis zwei Wochen vor Ferienbeginn zuzuwarten.

Für seine eigene Zukunft hat Stirnimann indes noch keine konkreten Pläne: "Ich freue mich, dass ich im Verwaltungsrat Einsitz nehme und von da aus helfen kann, den Übergang zu unterstützen." Darüber hinaus sei er offen. "Ich habe Ideen, aber es wird sich weisen, was daraus wird."

Digitalisierung vorantreiben

Unter Stirnimanns Führung habe sich die Migros-Tochter Hotelplan - vor dem Rückschlag durch die Auswirkungen des Coronavirus - trotz starkem Wettbewerb operativ auf der Erfolgsspur behauptet, liess sich Migros-Chef Zumbrunnen in der Mitteilung zitieren. Im letzten Geschäftsjahr 2018/19 hatte die Hotelplan-Gruppe die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.

Unter Meyer soll nun die Digitalisierung vorangetrieben werden. Die Reisebranche befinde sich aufgrund der gravierenden Folgen des Coronavirus in einem unvergleichlichen Strukturwandel in Richtung Digitalisierung, hielt Zumbrunnen fest. "Ich bin überzeugt, dass Laura Meyer dank ihrem Erfahrungshintergrund in diesem Bereich wichtige neue Impulse für die Zukunft der Hotelplan-Gruppe liefern wird."

Die 39-Jährige verantwortete zuletzt bei der UBS als Head of Digital Distribution & Analytics den Vertrieb über digitale Kanäle.

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