Zürich (awp) - UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber spricht sich gegen eine weitere Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) aus. "Ähnlich wie bei Steuern gibt es auch bei Zinsen einen Punkt, ab dem die Entwicklung ins Negative kippt und der Schaden für die Wirtschaft grösser wird als der Nutzen. Ich glaube, dass die Schweiz mit ihrem Satz von -0,75 Prozent nicht mehr weit davon entfernt ist", sagte Weber in einem Interview mit der "NZZ" (online, Ausgabe 31.8.).

Einfach der Politik der Europäischen Zentralbank zu folgen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit im September und Oktober weitere Zinssenkungen vornehmen werde, halte er in diesem Umfeld "für ein gewagtes Experiment".

Die Schweizer Wirtschaft könnte nach Ansicht von Weber einen stärkeren Franken verkraften. Die Schweizer Unternehmen, etwa im Tourismus oder in der Exportwirtschaft, hätten in den vergangenen Jahren Zeit gehabt, sich auf das neue Frankenumfeld einzustellen. "Die Wirtschaft ist robust und kommt mit Währungsverschiebungen gut zurecht", sagte Weber, der zwischen 2004 und 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank war.

Zudem sei zu beachten, dass sich der Wechselkurs gegenüber dem Dollar und anderen Währungen in den zurückliegenden Jahren kaum verändert habe. "Im Kern geht es nicht um eine Stärke des Frankens, sondern um eine Schwäche des Euro oder auch des britischen Pfunds", glaubt der UBS-VRP.

Gründe dafür seien der Brexit, die Geldpolitik der EZB, die Wirren der italienischen Politik und der Mangel an Visionen, der Europa derzeit auszeichne. "Es wäre falsch, die Schwächung des Frankens zu einem Dogma zu erheben und damit die Schweizer Währung faktisch an den Euro-Raum zu binden."

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