Zürich (awp) - Die Aktien von UBS und Credit Suisse kommen nach einem starken Vortag am Dienstag im frühen Handel unter Druck. Am Montag hatten Spekulationen über eine Fusion die Grossbankentitel angetrieben. Analysten zeigen sich allerdings skeptisch, und ein erneuter Bericht lässt mehr Zweifel aufkommen.

Credit Suisse und UBS sind die grössten SMI-Verlierer und büssen gegen 10.45 Uhr 2,1 Prozent auf 10,04 Franken respektive 1,5 Prozent auf 11,26 Franken ein - dies in einem klar festeren Gesamtmarkt. Am Vortag waren CS noch um 4,3 Prozent angesprungen, UBS legten 2,5 Prozent zu. Auf Jahressicht verlieren die Titel damit aktuell 23 Prozent (CS) beziehungsweise 8 Prozent (UBS).

Das Finanzportal "Inside Paradeplatz" hatte am Montag berichtet, dass die beiden Schweizer Grossbanken sich zusammenschliessen wollen. UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber plane zusammen mit CS-Präsident Urs Rohner eine Fusion.

Der Finanzblog habe relativ konkrete Angaben gemacht, kommentiert die ZKB am Dienstag. Und: Wie viele anderen Banken litten auch die beiden Grossbanken seit Jahren unter einer sinkenden Ertragsmarge. Von daher sei die Logik einer Fusion/Übernahme nachvollziehbar.

Bei Rahn+Bodmer heisst es am Dienstag, die Fusionsgerüchte hätten den involvierten Instituten am (gestrigen) Montag relativ deutliche Kursgewinne beschert. Insbesondere die vorgängig vernachlässigten Aktien der Credit Suisse seien überdurchschnittlich nachgefragt worden. "Mit dem erwähnten Gerücht ist nun doch möglicherweise die Zeit gekommen, das in den letzten Jahren aufgebaute Misstrauen neu zu überdenken."

Einige "Pros", aber viele "Cons"

Allerdings heisst es in einem neuen "Inside-Paradeplatz"-Bericht vom (heutigen) Dienstag nun aber, die Fusionspläne würden bei den Verwaltungsräten der zwei Grossbanken auf heftigen Widerstand stossen. Auch in den Konzernleitungen sollen laut einem Insider viele gegen Webers Coup sein. Von Mittwoch bis Freitag werde der UBS-Verwaltungsrat der UBS tagen.

Je nach Opposition könnte das Vorhaben dabei schubladisiert werden, schreibt "Inside Paradeplatz" nun mit Verweis auf die Quelle. Auch bei der CS sei ebenfalls bereits eine Projektgruppe am Planen gewesen.

Laut dem Insider habe Weber bei Gesprächen mit Politikern in Bern, darunter Finanzminister Ueli Maurer und Finma-Chef Mark Branson, mit der Verlegung des UBS-Hauptsitzes aus der Schweiz nach Deutschland gedroht. Sowohl die UBS als auch die Credit Suisse kommentieren den Bericht auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht.

Am Markt wird die Wahrscheinlichkeit einer Fusion unter dem Strich als gering angesehen. Man gehe nicht davon aus, dass eine Grossfusion tatsächlich anstehe, schreibt etwa der zuständige ZKB-Analyst weiter. Die Wahrscheinlichkeit der Grossfusion sehe die Kantonalbank bei 20 Prozent.

Die "Too big to fail"-Problematik limitiere die Erfolgschance einer Fusion unter den Grossbanken. Denn das Problem akzentuiere sich mit der Fusion für die Schweiz. Die Bilanzsumme der fusionierten Grossbank würde vermutlich auf 250 Prozent des Schweizer BIP kommen. Zwei Drittel des Geschäftsvolumens der fusionierten Bank fielen im Ausland an. Eine Zustimmung der Finma erscheine unwahrscheinlich. Eine Grossfusion würde neben Kostensenkungen zudem vermutlich viele Kundenberater verunsichern, die bei anderen Finanzinstituten landen könnten.

Immer wieder würden zwar Gerüchte über einen mögliche Zusammenschluss aufpoppen, kommentiert Vontobel. Es gebe einige Argumente, aber viele Gegenargumente, sagt auch dieser Analyst. Es gebe zwar ein hohes Potential für Kosteneinsparungen durch Überlappungen. Als Gegenargument nennt der zuständige Analyst aber ebenfalls die "Too big to fail"-Regulierung. Er geht gar von einer Grösse der kombinierten Bank von 270 Prozent des Schweizer BIP aus.

Weiter führt er kartellrechtliche Probleme auf sowie die grosse Komplexität eines solchen Vorhabens. Die neue Gruppe würde Jahre lang mit den internen Problemen beschäftigt sein - zur Freude hiesiger und internationaler Wettbewerber.

ys/rw