Von Rochelle Toplensky

LONDON (Dow Jones)--Banker lieben es, über Fusionen nachzudenken. Aber sie sind keine einfache Lösung für die Probleme der europäischen Kreditinstitute. Auch nicht Zusammenschlüsse innerhalb eines Landes.

Die Aktien von Unicredit gaben am Dienstag nach, nachdem CEO Jean Pierre Mustier angekündigt hatte, aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Ausrichtung der zweitgrößten italienischen Bank von seinem Posten zurückzutreten. Der weithin respektierte Manager hatte gegen den Druck des Verwaltungsrates angekämpft, mehr Deals zu machen. Er bevorzugt, überschüssiges Geld an die Aktionäre auszuschütten.

Vergangene Woche scheiterten die Fusionsgespräche der beiden spanischen Banken BBVA und Banco de Sabadell wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen, was zeigt, wie wackelig solche Deals sein können.


   Regulierungs-Flickenteppich bremst Fusionen aus 

Bankenfusionen gelten als eine gute Möglichkeit für europäische Banken, ihre Profitabilität in Zeiten ultraniedriger Zinsen, schwachen Wachstums und harten Wettbewerbs durch die größeren US-Konkurrenten zu steigern.

Ein Flickenteppich von europäischen und nationalen Regelungen blockiert grenzüberschreitende Zusammenschlüsse, inländische sind aber möglich. Diesen Sommer kaufte Intesa Sanpaolo die UBI Banca, um zur größten Bank Italiens aufzusteigen. Caixabank und Bankia einigten sich im September auf einen Zusammenschluss, womit die größte Bank für den spanischen Heimatmarkt entsteht.

Selbst für inländische Fusionen in der Bankenbranche ist die Logik nicht ganz unkompliziert. Deals bieten Potenzial für Kostensenkungen und Marktanteilsgewinne, insbesondere in Deutschland, Italien und Spanien, wo sich zu viele Banken tummeln. Die Rationalisierung von Filialnetzwerken kann jedoch sehr teuer werden, und die Integration nebeneinander existierender IT-Systeme ist eine Herausforderung, insbesondere angesichts der steigenden Bedeutung des Online-Bankings.

Die Bewertung ist eine Hürde, insbesondere aktuell. Bankfusionen sind meist reine Aktiendeals, doch die schwache Kursentwicklung der Banken in diesem Jahr hat die relative Gewichtung unterschiedlicher Banken verwischt.

Es besteht außerdem große Unsicherheit darüber, wie viel die Kreditbücher nach der Pandemie wert sein werden, wenn die Wirtschaft wieder anspringt, die Arbeitswelt sich neu justiert und die Regierungshilfen auslaufen.


   Mustier setzte nicht nur auf Fusionen 

Es gab Spekulationen, dass Unicredit, selbst das Produkt von Fusionen über drei Jahrzehnte, einen Zusammenschluss mit der Commerzbank, der französischen Societe Generale oder der angeschlagenen italienischen Monte dei Paschi di Siena anstreben könnte. Doch während seiner viereinhalb Jahre im Amt konzentrierte sich Mustier darauf, die Bank schlanker und profitabler aufzustellen. Er bekam dafür Anerkennung: Mustier galt als Kandidat für Chefposten bei HSBC oder der Deutschen Bank, die sich letztlich für andere entschieden.

Fusionen sind ein nicht unplausibler Weg zum Gewinnwachstum in einem Sektor mit wenigen Alternativen. Das ist genug für einige europäische Banken, aber die jüngsten gescheiterten Versuche sind eine Warnung für andere, dass diese Strategie schwierig umzusetzen ist. Erfolge sind alles andere als garantiert.

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December 01, 2020 09:02 ET (14:02 GMT)