Mailand (awp/sda/reu) - Unicredit-Konzernchef Jean Pierre Mustier verlässt die italienische Grossbank. Es sei in den vergangenen Monaten deutlich geworden, dass seine Vorstellungen zur Strategie nicht mit denen des Verwaltungsrats im Einklang stünden, erklärte Mustier am Montagabend.

Er und die Bank teilten übereinstimmend mit, er werde nach dem Auslaufen seines Vertrags im April das italienische Geldhaus verlassen. Der Franzose hatte das Institut seit seinem Amtsantritt Mitte 2016 mit einem radikalen Sparprogramm wieder auf Kurs gebracht.

Kern des Konflikts mit dem Verwaltungsrat seien ein mögliches Gebot für Monte dei Paschi di Siena und der Plan, das Italien-Geschäft und das Auslandsgeschäft der Unicredit zu trennen, hiess es von Insidern zur Personalie. Mustier wollte Unicredit aus dem Fusionskarussel in Europa heraushalten und hat sich den Insidern zufolge gegen die Übernahme von Monte Paschi gewehrt. Doch die italienische Politik dränge darauf, dass er ein Gebot für die älteste Bank der Welt abgibt. Diese ächzt unter einem Berg von faulen Krediten und teuren Rechtsstreitigkeiten, muss aber nach den Vorgaben der EU wieder privatisiert werden. Mustier habe strenge Bedingungen für jeden etwaigen Deal aufgestellt, sagten die Insider weiter.

Corona und Dividendenverbot

Die Pläne für eine Abspaltung des Auslandsgeschäfts, darunter etwa die Deutschlandtochter Hypovereinsbank, hat Mustier vor kurzem auf Eis gelegt. Das Vorhaben brachte ihm in der italienischen Politik nicht nur Freunde. Seit seinem Amtsantritt hat Mustier mehr als 20'000 Jobs gestrichen, einen Berg an faulen Krediten abgetragen und sich von Geschäften getrennt. Finanziert hat er das unter anderem mit einer Kapitalerhöhung. Der Plan, nach dem Umbau Kapital an die Aktionäre zurückzugeben, wurde durch die Coronaviurs-Krise und das Dividendenverbot der europäischen Bankenwächter durchkreuzt.

Im zweiten Quartal will Unicredit eine neue Strategie präsentierten. Im Verwaltungsrat der Bank stehen zudem Änderungen bevor. Neuer Chef des Kontrollgremiums soll Pier Carlo Padoan werden, der zum Zeitpunkt der Monte-Paschi-Verstaatlichung italienischer Wirtschaftsminister war.