ROM/SIENA (dpa-AFX) - Italiens Regierung ist mit dem Verkauf der Krisenbank Monte dei Paschi an die Großbank Unicredit gescheitert. Trotz Bemühungen beider Seiten würden die Verhandlungen nicht fortgeführt, teilte das Wirtschafts- und Finanzministerium zusammen mit Unicredit am Sonntag mit. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge konnten sich beide Seiten nicht über eine weitere Kapitalspritze für Monte dei Paschi einigen. Zudem sei der Verkauf an der Frage gescheitert, welche Geschäftsteile auf Unicredit übertragen werden sollen, schrieb Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

An der Börse ging es für die Aktien beider Banken am Montag abwärts. Die Unicredit-Aktie verlor am Morgen mehr als zwei Prozent. Bei der Banca Monte dei Paschi betrug der Abschlag zwischenzeitlich fast zehn Prozent. Zuletzt lag ihr Kurs noch vier Prozent im Minus.

Den Insidern zufolge sollte Monte dei Paschi nach dem Willen von Unicredit vor der Übernahme eine Finanzspritze von rund sieben Milliarden Euro bekommen, um ihre Kapitalbasis wiederherzustellen und die Kosten eines Stellenabbaus zu decken. Dies wäre etwa dreimal so viel wie vom Finanzministerium zuvor prognostiziert.

Dadurch hätten die Beteiligten ihre Vereinbarung vom Juli nicht erfüllen können, zitiert Bloomberg eingeweihte Personen. Demnach hätte die Übernahme von Monte dei Paschi für Unicredit kapitalneutral ausfallen sollen. Sie sollte der Großbank vielmehr helfen, ihren Gewinn zu steigern.

Unicredit-Chef Andrea Orcel und die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hatten seit Monaten über die Einzelheiten des komplexen Deals verhandelt. Die Folge wäre die Zerschlagung von Monte Paschi gewesen. Der Staat hatte 2017 die Mehrheit der kriselnden Bank übernommen, muss seinen Anteil auf Geheiß der Europäischen Union aber bis zum Jahresende abgeben. Nun müssen die 21 000 Beschäftigten des Geldhauses aus Siena weiter um ihre Jobs fürchten.

Die mehrere hundert Jahre alte Monte dei Paschi gilt als der größte Sanierungsfall des italienischen Bankensektors. Beim jüngsten Banken-Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA im Juli verlor das Institut in einer simulierten dreijährigen Wirtschaftskrise sogar ihr gesamtes hartes Kernkapital. Dieses gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Eigentlich hatten die Verhandler gehofft, bis zur Vorlage der nächsten Unicredit-Quartalszahlen an diesem Donnerstag eine Einigung zu erzielen. Die Branchenexperten Benjie Creelan-Sandford und Marco Nicolai vom Analysehaus Jefferies halten es zwar nicht für ausgeschlossen, dass eine Seite noch einlenkt. Allerdings zeige die Entscheidung der Unicredit-Spitze, dass die Wertschaffung für die Aktionäre für sie an erster Stelle stehe.

Orcel hatte die Führung der Unicredit im Frühjahr übernommen, nachdem sein Vorgänger Jean Pierre Mustier den Job wegen Differenzen mit dem Verwaltungsrat hingeworfen hatte. Italienischen Medien zufolge soll es dabei um die Pläne zur Übernahme der Banca Monte dei Paschi gegangen sein./stw/mne/jha/