BERLIN (Dow Jones)--Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat angesichts der Turbulenzen beim größten deutschen Gasversorger Uniper vor einer Kettenreaktion gewarnt, die auch die Stadtwerke erfassen könnte. Gleichzeitig forderte der Verband eine Anpassung des Energiesicherungsgesetzes, um die Preissteigerungen in den Griff zu bekommen.

Es sei "gut und richtig", dass die Bundesregierung bei dem Energieversorger Uniper handlungsbereit sei, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing der Rheinischen Post. Uniper und die Bundesregierung sind aktuell über Stabilisierungsmaßnahmen im Gespräch.

"Was jetzt dringend folgen muss, ist eine Anpassung des Energiesicherungsgesetzes mit besseren Instrumenten, um die Preisspirale zu dämpfen und die Versorgungssicherheit zu erhalten", betonte Liebing.

Er warnte davor, die unmittelbare Weitergabe der gestiegenen Beschaffungskosten an die Kunden zuzulassen, was durch Paragraf 24 des Energiesicherungsgesetzes möglich wäre. Zum einen helfe diese Preisweitergabe den Stadtwerken wenig, so Liebing. "Zum anderen werden viele Kunden die höheren Preise nicht zahlen können. Das wiederum würde auch viele unserer eigentlich kerngesunden Stadtwerke in Liquiditätsnöte und schlimmstenfalls an den Rand der Insolvenz bringen", warnte der VKU-Chef.

"Wenn dann eine kritische Masse an Stadtwerken kippen würde, könnte das eine Kettenreaktion auslösen. Das könnte zu chaotischen Zuständen am Energiemarkt führen, die definitiv die gesamte Energiewirtschaft in die Bredouille bringen und die Versorgungssicherheit quasi von Grund auf gefährden würde", so Liebing weiter.

Zielführender sei es demnach, wenn der Bund Unternehmen wie Uniper bereits auf der Importstufe stütze. "Je frühzeitiger und weiter vorn in der Wertschöpfungskette der Bund eingreift, desto besser für Energiewirtschaft und Kunden. Sinnvoll wäre dazu, die Liquiditätsabsicherungen auch auf den otc-Handel auszuweiten, in dem die Mehrheit der Stadtwerke handelt." Auch Stadtwerke und kommunale Energieversorger müssten im außerbörslichen Handel abgesichert werden, anstatt nur auf die Preis-Weitergabe an die Kunden zu hoffen, so Liebing weiter.

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July 01, 2022 20:00 ET (00:00 GMT)