BERLIN (Dow Jones)--Der Rechtsstreit um die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 geht weiter. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) reichte nach eigenen Angaben gegen die vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ausgestellte Genehmigung der Leitung Klage ein. Damit dürfe vorerst nicht im deutschen Teilabschnitt weitergebaut werden, so der Verband.

Konkret geht es um die zwei noch nicht fertiggestellten Rohrleitungen in der Pommerschen Bucht, in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands. Die eine davon ist 16,5 Kilometer lang, die andere 13,9 Kilometer. Die Nord Stream 2 AG hatte bereits im Juli 2020 beim Bundesamt beantragt, eine 2018 erteilte Baugenehmigung zu ändern. Damit wollte sie einen wichtigen Ausfall kompensieren: Denn infolge der US-Sanktionsdrohungen hatte die Schweizer Firma Allseas ihre Verlegeschiffe zurückgezogen.

Um Seevögel zu schützen, begrenzte die Behörde die Verlegearbeiten in der Ostsee in diesem Januar jedoch. Bis Ende Mai sind demnach maximal 30 Tage pro Bauphase erlaubt, der jeweils eine Pause von mindestens 14 Tagen folgen muss. Umwelt- und Naturschutzverbände hatten einen kompletten Baustopp gefordert und die Genehmigung massiv kritisiert.

Der Nabu hatte bereits seit 2018 ein Widerspruchsverfahren laufen und nach der zweiten Änderungsgenehmigung im März 2021 erweitert. Das BSH wies den Widerspruch am 1. April jedoch ab. Deshalb bleibe nun nur der Klageweg, um den Schaden an der Ostsee zu begrenzen, erklärte der Nabu. "Mit unserem vorausgegangen Widerspruchsverfahren haben wir erreicht, dass in der besonders sensiblen Winterrastzeit im Vogelschutzgebiet nicht gebaut werden konnte", erklärt Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. "Doch Nord Stream 2 zerstört auch direkt Lebensräume am Meeresboden auf einer Fläche von über 16 Fußballfeldern, der Einflussbereich insgesamt ist mehr als zehn Mal so groß."

Nord Stream 2 ist zu 94 Prozent fertiggestellt, es fehlen noch etwa 120 Kilometer Pipeline in dänischen und etwa 30 Kilometer in deutschen Gewässern. Der russische Gazprom-Konzern bringt rund die Hälfte der Finanzierung des 9,5 Milliarden Euro teuren Projekts auf. Zu den deutschen Finanzbeteiligten gehören Wintershall und der Energieversorger Uniper.

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May 03, 2021 05:24 ET (09:24 GMT)