--Geschäftsentwicklung hat sich verschlechtert

--Uniper spricht mit dem Bund

--Analysten rechnen bei Feststellung von Gasmangelsituation mit Lage-Änderung

--Aktie bricht um 19,5 Prozent ein

(NEU: Aktienkurs, Analystenstimmen)

Von Christine Benders-Rüger

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Energieversorger Uniper steckt in der Klemme. Um weiter stabil aufgestellt zu sein, sucht die Gesellschaft nun das Gespräch mit der Bundesregierung. Die niedrigen Gasliefermengen und das Ausweichen auf Ersatzbeschaffungen haben die Kosten stark steigen lassen und als Konsequenz musste Uniper bereits am Mittwochabend die Jahresprognose zurücknehmen. An der Börse kommen die Nachrichten nicht gut an und der Uniper-Kurs stürzt um rund 19,5 Prozent auf 13,32 Euro ab.


   Gaskäufe verursachen hohe Kosten 

Die Analysten von Citigroup verwiesen darauf, dass die Stufe 2 des Gasnotfallplans zwar am 23. Juni angekündigt worden sei. Aber der Ausgleichsmechanismus, der die höheren Kosten für die Gasbeschaffung begrenzt, die bei Uniper anfielen, sei noch nicht in Kraft getreten. Die Analysten schätzen, dass Uniper täglich ca. 0,3 Terrawattstunden fehlender Gasmengen zukaufen müsse, während am Spotmarkt die Preise ca. 100 Euro je Megawattstunde höher lägen als vor einem Jahr. Dies impliziere tägliche Verluste von ca. 30 Millionen Euro, so die Citigroup. Seit der Reduzierung der russischen Gaslieferungen Mitte Juni seien bei Uniper 1,8 Milliarden Euro an Verlusten angefallen.

Darin sei ein großer Teil des Effekts der aktuellen Lieferunterbrechungen eingepreist. Ohne einen Mechanismus zur Weitergabe zusätzlicher Beschaffungskosten besteht laut Citigroup allerdings weiteres Risiko, insbesondere auch, da Russland die Gaslieferungen theoretisch weiter bis auf null senken könnte. Nach Einschätzung der Analysten werden die russischen Gaslieferungen wieder aufgenommen oder der Preismechanismus des Gasnotfallplans muss aktiviert werden, um sehr negative Folgen für den gesamten Gas- und Strommarkt in Europa zu vermeiden.

Die Analysten von Metzler sehen Uniper unverschuldet in der misslichen Lage. Sollte die Bundesnetzagentur die Gasmangelsituation feststellen und bekanntgeben, würde sich allerdings nach Darstellung der Analysten die Lage ändern. Dann könnte Uniper zumindest einen Teil der aktuellen Belastung weitergeben. Das Bankhaus betrachtet einen solchen Schritt als notwendige und unerlässliche Voraussetzung, um eine ausreichend verlässliche neue Gewinnprognose zu geben.


   Gespräche mit der Regierung 

Die im MDAX notierte Tochtergesellschaft des finnischen Fortum-Konzerns erklärte am Vorabend, man spreche mit dem Bund. Als mögliche Stabilisierungsmaßnahmen, um die es in den Gesprächen mit der Bundesregierung gehe, kämen Garantie- und Sicherheitsleistungen, eine Erhöhung der aktuellen, noch nicht gezogenen KfW-Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital in Frage. Zudem nahm der Konzern die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 in Bezug auf das bereinigte EBIT sowie den bereinigten Jahresüberschuss zurück.

Im ersten Halbjahr werden sowohl das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) als auch der bereinigte Konzernüberschuss vorläufigen Zahlen zufolge "signifikant" unter den Vorjahreswerten liegen, so Uniper weiter. In den ersten sechs Monaten 2021 hatte der Konzern ein EBIT von 580 Millionen Euro und einen bereinigten Konzernüberschuss von 485 Millionen Euro erzielt. Für das laufende Gesamtjahr hatte sich die Uniper SE bislang ein bereinigtes EBIT von 1,0 bis 1,3 Milliarden Euro und einen bereinigten Nettogewinn von 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro vorgenommen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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June 30, 2022 05:14 ET (09:14 GMT)